Sie stehen überall rum und nerven: Der Ärger mit den Einkaufswagen
Es gibt ihn für einen Euro Pfand oder im Tausch gegen einen Plastik-Chip: den Einkaufswagen. Nachdem der Kunde im Supermarkt seine Besorgungen gemacht hat, schiebt er ihn wieder zu den anderen zurück. So ist es gedacht. Doch immer häufiger gibt es Leute, die benutzen den Wagen, um damit ihre Einkäufe bequem bis vor die Haustür zu schieben – und bringen ihn dann nicht mehr zurück. Viel zu anstrengend. So landen die Dinger oftmals am Straßenrand und auf Gehwegen. Ein echtes Ärgernis – und es kostet viel Geld.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Es gibt ihn für einen Euro Pfand oder im Tausch gegen einen Plastik-Chip: den Einkaufswagen. Nachdem der Kunde im Supermarkt seine Besorgungen gemacht hat, schiebt er ihn wieder zu den anderen zurück. So ist es gedacht. Doch immer häufiger gibt es Leute, die benutzen den Wagen, um damit ihre Einkäufe bequem bis vor die Haustür zu schieben – und bringen ihn dann nicht mehr zurück. Viel zu anstrengend. So landen die Dinger oftmals am Straßenrand und auf Gehwegen. Ein echtes Ärgernis – und kostet viel Geld.
„Aktuell gibt es fünf bis sechs Millionen Einkaufswagen in Deutschland“, sagt Frank Horst vom Forschungsinstitut „EHI Retail Institute e.V.“ in Köln auf Nachfrage der MOPO. „Etwa zwei Prozent davon gehen jährlich verloren – das entspricht rund 100.000 Stück.“
Ein einfacher Einkaufswagen kostet je nach Ausführung zwischen 120 und 200 Euro. „Größere, robustere Modelle können auch 400 Euro oder mehr kosten”, sagt der Experte für Sicherheit und Inventurdifferenz. Der Schaden, der Unternehmen nach seinen Berechnungen durch den Klau von Einkaufswagen entsteht, beläuft sich auf 15 bis 18 Millionen Euro im Jahr – die Supermarktketten Aldi Nord und Lidl Deutschland wollten diese Zahlen auf Nachfrage der MOPO nicht bestätigen.
Aber wer kommt für den Schaden auf, den die Einkaufswagen-Diebe verursachen? „Gemessen am Umsatz der betreffenden Unternehmen von gut 200 Milliarden Euro im Jahr ist der Verlust sehr gering – wie alle Investitionen schlägt er sich aber letztendlich in den Preisen nieder”, sagt Horst.
Geklaute Einkaufswagen müssen nicht nur ersetzt, sondern auch entsorgt werden. Am Straßenrand stören sie nicht nur das Stadtbild, sondern können auch für den Straßenverkehr und Radfahrer:innen gefährlich werden. Auf öffentlichem Grund ist die Stadtreinigung Hamburg für die Entsorgung zuständig – das gilt auch, wenn Einkaufswagen aus Gewässern gefischt werden. Die Kosten, die bei diesen Bergungsarbeiten anfallen, sind je nach Fundort verschieden. „In der Regel können die Verursacher nicht festgestellt werden, deshalb können wir auch keine Rechnung erstellen”, sagt Kay Goetze, Pressesprecher der Stadtreinigung Hamburg.
Geklaute Einkaufswagen: Stadtreinigung will Zusammenarbeit
Im August 2020 machte die Stadtreinigung deshalb allen großen Discountern ein Angebot, um die regelmäßige Rückführung von geklauten Einkaufswagen zu organisieren. Doch lediglich mit zwei Aldi-Filialen am Schreverring und in der Steilshooper Straße kam es zu einer Vereinbarung. „Unser Ziel ist es, die Wiederverwendung der Einkaufswagen zu erreichen – eine Lösung kann aber nur gemeinsam mit allen Beteiligten gefunden werden”, sagt Goetze.
Besonders in Großwohnanlagen wird laut Stadtreinigung geschoben, statt geschleppt. Dabei ist ein eigener Recycling-Kreislauf entstanden: „Die Wagen bleiben nie lange an einem Ort, sondern werden von Dritten direkt wieder als Transportmöglichkeit genutzt”, sagt Goetze.
Den Supermärkten dürfte das ein Dorn im Auge sein: „Aufgrund der hohen Kosten für die Anschaffung versuchen wir, den Verlust gering zu halten”, sagt Axel vom Schemm, Pressesprecher von Aldi Nord. Wie auch bei Lidl werden dafür an einigen Hamburger Standorten sogenannte Einkaufswagensperren eingesetzt: Rund um das Supermarkt-Gelände wird ein Magnet- oder Induktionsstreifen verlegt, der die Räder blockiert, sobald der Wagen ihn überfährt. „Das System ist sehr erfolgreich – dort, wo wir es einsetzen, sind die Verluste drastisch gesunken”, sagt vom Schwemm.
Das könnte Sie auch interessieren: Die besten Italiener Hamburgs: Hier geht die „Cuneo“-Chefin selbst gern essen
Wer entsorgte Einkaufswagen herumstehen sieht, kann das in der jeweiligen Supermarktfiliale oder telefonisch melden. Die Stadtreinigung kann auch per App informiert werden.