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  • Virologe Alexander Kekulé bietet ein Konzept um die Corona-Krise weitestgehend ohne Einschränkungen der Grundrechte zu überstehen.
  • Foto: dpa

Der 3-Punkte-Plan des Top-Virologen: So besiegen wir Corona und retten die Wirtschaft

Ladenschließungen, Kontaktverbot, Quarantäne. Die Corona-Krise spitzt sich weiter zu und die Zahl der Infizierten in Deutschland steigt rasant an. Bis sich die aktuellen Maßnahmen in den gemeldeten Fällen widerspiegeln, kann noch etwas Zeit ins Land gehen. Der Virologe Alexander Kekulé versucht den Menschen und der Regierung in Deutschland einen Fahrplan an die Hand zu geben, mit dem wir uns für die kommenden Wochen und Monate wappnen können.

Alexander Kekulé ist Professor für Medizinische Mikrobiologie und Virologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie Direktor des Instituts für Biologische Sicherheitsforschung in Halle. In einem Gastbeitrag in der „Zeit“ schreibt er über die Corona-Pandemie, welche Probleme sich ergeben haben, welche noch kommen und was wir tun können, damit die Wirtschaft und das Gesundheitssystem in Deutschland unter den Folgen nicht einbrechen.

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Das Problem sei, dass die Entwicklung eines Impfstoffs für das Coronavirus noch etwa ein Jahr dauern könne. Bis dahin müsse man sich mit den strikten Ausgangsbeschränkungen auseinandersetzen. Löse man diese einfach auf, würde sich das Virus wieder rasend schnell verbreiten. Doch auch wenn die Maßnahmen einfach so beibehalten werden, könne das zur Verstärkung von „medizinischen, wirtschaftlichen, sozialen und psychologischen Kollateralschäden“ führen. „Wie können wir die Epidemie kontrollieren, ohne den Lockdown zum Dauerzustand zu machen?“, fragt sich der Virologe.

Virologe bietet Lösungsansatz

Sein Lösungsansatz fuße auf drei Punkten: Smart Distancing, individuelle Vigilanz und deeskalierende Grenzkontrollen. Bei Smart Distancing gehe es vor allem darum Abstand zu halten. Es sollen Situationen vermieden werden, bei denen das Virus übertragen werden kann. Die aktuellen Vorschriften, wie die Kontaktsperre, seien eine radikalere Form dieser Maßnahme. Sollte die Situation in den kommenden Wochen etwas besser werden, so könne man nach und nach die Beschränkungen wieder lockern.

In Zukunft müsse dann vor allem der Schutz der Risikogruppen gesichert werden. Hier schlägt Kekulé vor, verbindliche Regelungen für Altersheime festzusetzen, Betroffene mit Infektionsschutzmasken auszustatten und einen staatlich organisierten Lieferdienst für diese einzurichten. Bei allen anderen könnten bereits reguläre OP-Masken viel helfen, diese sollen vor allem andere vor der eigenen Erkrankung schützen, dem Träger selbst gäbe diese jedoch auch etwas Schutz und verhindere, dass man sich unter anderem selbst ins Gesicht fasst.

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Bei individueller Vigilanz gehe es hingegen darum, dass jeder verantwortungsvoll handele. Wer beginnt, Symptome zu zeigen, solle zuhause bleiben, bis ein Testergebnis vorliege. Über Hotlines könne dann nicht nur der Test, sondern auch beispielsweise die Versorgung mit Lebensmitteln organisiert werden. Hierfür würde sich auch eine App anbieten. Dabei solle jeder die Möglichkeit bekommen, „sich und seine Kinder anonym und unbürokratisch auf Covid-19 testen zu lassen“, schreibt Kekulé.

Dabei könne ein bestimmtes Testverfahren helfen, dass derzeit auch in Entwicklung sei. Diese sogenannten Antigen-Tests könnten mit Schwangerschaftstests verglichen werden, nur werde dabei Schleim aus Rachen und Nase statt Urin genommen. Der Test könne innerhalb von Minuten ein Ergebnis liefern und womöglich sogar selbstständig durchgeführt werden.

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Zuletzt benötige es noch deeskalierender Grenzkontrollen. Die aktuellen Einreisebeschränkungen müssten auch dann aufrechterhalten werden, wenn sich in den kommenden Wochen ein positiver Trend bei der Verbreitung des Virus einstellen sollte. Im Laufe der Zeit könnten auch hier Lockerungen vorgenommen werden. Kekulé könnte sich das beispielsweise mit der Entwicklung des Antigen-Schnelltests vorstellen, wenn Einreisende vergleichsweise schnell auf Corona getestet werden könnten.

Später könne es dann auf die Region der Einreise ankommen. Bei Ländern, in denen die Corona-Fälle gut dokumentiert sind, könnten die Einreisebedingungen weiter gelockert werden. Bei Ländern mit schlechteren Erfassungen und allgemein schlechteren Gesundheitssystemen müsse man jedoch weiterhin strengere Kontrollen durchführen, bis Deutschland weitestgehend immun sei. Dies werde vor allem in ärmeren Ländern der Fall sein, weshalb diesen dabei geholfen werden müsse, mit der Situation zurecht zu kommen.

Konzept könnte autoritäre Einschränkungen vermeiden

Durch dieses vorläufige Konzept könnten laut Kekulé „die derzeitigen radikalen Maßnahmen relativ schnell wieder aufgehoben werden,“ auch wenn ein Impfstoff noch auf sich warten ließe. Dadurch könne die Wirtschaft und das soziale Leben langsam wieder auftauen und weiter Schäden vermieden werden. Sein Konzept sei dabei jedoch nur „eine vorläufige Roadmap“, die es noch an vielen Stellen „zu ergänzen und zu verbessern“ gäbe. Mit diesem Mittel könne insbesondere auch ein eher autoritärer Weg, mit der Situation umzugehen, umgangen werden, bei dem Einschränkungen der Grundrechte vorgenommen werden müssten.

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