Vom 25. bis 27. September findet in Hamburg das Militärmanöver „Red Storm Bravo“ statt. Hier erfahren Sie, was in diesen Tagen auf Hamburg zukommt. Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

Demo, Straßensperrung, Militärkonvois: Was Sie über „Red Storm Bravo“ wissen müssen

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Was passiert, wenn Russland das Baltikum angreift? Genau dieser Fall könnte laut Bundesnachrichtendienst und Bundesverteidigungsministerium in spätestens vier Jahren eintreten. Deutschland würde dann zur Drehscheibe für Truppen- und Waffenverlegung werden. Und Hamburg spielt dabei eine entscheidende Rolle: Vom 25. bis 27. September wird mit dem Militärmanöver „Red Storm Bravo“ in einer großangelegten Übung der Ernstfall geprobt. Hier erfahren Sie alles, was Sie darüber wissen müssen.

„Red Storm Bravo“ ist eine militärische Übung der Bundeswehr, bei der sich 500 Soldat:innen zusammen mit Polizei, Feuerwehr, THW und Behörden auf den Ernstfall eines russischen Angriffs auf das Baltikum vorbereiten. Ziel der Übung ist es, die Verlegung von Truppen und Kriegsgerät an die Nato-Ostflanke und die Zusammenarbeit von militärischen und zivilen Kräften zu proben.

Red Storm Bravo: Warum findet die Militärübung in Hamburg statt?

Aufgrund des Hafens, der beiden Flughäfen (Helmut-Schmidt-Flughafen und die Start- und Landebahn auf dem Airbus-Gelände in Finkenwerder) sowie des gut ausgebauten Schienen- und Autobahnnetzes ist Hamburg ein zentraler Knotenpunkt für die Verlegung von Truppen, Material und Ausrüstung an die Nato-Ostflanke.

Die Übung soll einem Ernstfall so nah wie möglich kommen. Daher wird Wert auf die Vernetzung und Kommunikation zwischen zivilen und militärischen Kräften gelegt: Hamburger Behörden, Unternehmen und Einsatzkräfte wie Polizei und Feuerwehr sollen lernen, wie sie sich in einem Kriegsszenario verhalten müssen.

Was genau wird geübt?

Bei der Übung sollen folgende Szenarien geübt werden:

  • Truppen- und Materialverlegung vom Hafen aus in Richtung Osten der Stadt
  • Der Umgang von Rettungsdiensten und Feuerwehr mit Massenverletzungen
  • die Kommunikation und Koordination von zivilen und militärischen Einsatzkräften innerhalb der Stadt
  • Sicherstellen, dass Jobs, die für die Versorgung der Bevölkerung relevant sind, im Krisenfall einsatzbereit sind. Dazu zählen unter anderem Energieversorger und Krankenhäuser. Zuständig ist die Agentur für Arbeit

Wie wird der Alltag in Hamburg dadurch beeinträchtigt?

Die Hamburger werden in den kommenden Tagen mehr Militär in der Stadt sehen. Allerdings soll die Übung hauptsächlich nachts stattfinden: Es sind nächtliche Militärkonvois geplant, die vom Hafen durch die Stadt rollen und dabei von Hubschraubern begleitet werden. Dadurch kann es zu Behinderungen im Straßenverkehr und zu Geräuschbelastungen kommen. Die genaue Route wird aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Teil der Übung sind außerdem Knallgeräusche und Rauchentwicklungen, insbesondere rund um den Werfthafen.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag kann es vor allem im östlichen und südöstlichen Hamburg zu Verkehrsbehinderungen durch Straßensperrungen und Militärkonvois kommen. Die Polizei erinnert in diesem Zusammenhang an die Regeln für Fahrzeugkolonnen der Bundeswehr: Sie gelten rechtlich als ein Fahrzeug. Ampeln und Verkehrszeichen beziehen sich nur auf das erste Fahrzeug, die übrigen dürfen folgen. Das Queren oder Unterbrechen einer Kolonne ist verboten.

Grundsätzlich soll der Alltag durch das Manöver so wenig wie möglich gestört werden. Pendler und Anwohner sollten sich jedoch auf eventuelle Einschränkungen einstellen und sich durch Medien und Behörden mit aktuellen Informationen versorgen.

Welche Kritik gibt es an dem Manöver?

Es gibt mehrere Demonstrationen und Protestaktionen gegen das Militärmanöver:
25. September, 17 Uhr: Kundgebung Marie-Jonas-Platz
26. September, 18 Uhr: Demo Rathausmarkt
27. September, 13 Uhr: Großdemo Hauptbahnhof / Hühnerposten

Diese werden unter anderem von dem Bündnis „Gemeinsam gegen Red Storm Bravo“ organisiert und von der Linken unterstützt. Sie kritisieren die Militarisierung der Stadt und befürchten einen dadurch bedingten Abbau des Sozialstaates und die Unterdrückung zivilen Widerstandes. In diesem Zusammenhang kritisieren Gegner vor allem das „Arbeitssicherstellungsgesetz“, mit dem Beschäftigte im Kriegsfall zur Zwangsarbeit herangezogen werden könnten.

Red Storm Bravo: Warum ist die Übung wichtig?

Nach „Red Storm Alpha“ im Jahr 2024 ist „Red Storm Bravo“ die zweite Militärübung in Hamburg. Auch wenn die Vorbereitungen bereits seit einem Jahr laufen: Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass eine russische Bedrohung der Nato-Ostflanke längst zur Realität geworden ist. In den letzten Wochen haben sowohl Polen als auch Estland Beratungen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags beantragt. Der Grund: Die Verletzung des Luftraums durch russische Kampfjets in Polen und russische Drohnen in Estland.

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Das fiktive Szenario, auf dem die Militärübung „Red Storm Bravo“ beruht, sieht ganz ähnlich aus: Estland sieht sich durch Russland akut bedroht und beantragt nach Artikel 4 des Nato-Vertrages die Verlegung von Truppen nach Osten.

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