Explosive Stimmung in der Hamburger City: Die Wut der Hafenarbeiter
Sie kamen in Blaumann und Arbeitsweste: Mehr als 600 Hafenarbeiter haben am Samstag in der City für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und die Sicherung der Tarife demonstriert. Dabei erinnerten sie die Passanten, die ihren Weihnachtseinkäufen nachgingen, in Sprechchören daran, dass es ohne den Hafen auch keine Geschenke gäbe. „Wir sind es, die die Sachen von den Schiffen holen!“ Dafür ernteten sie immer wieder Applaus.
Die Stimmung vor dem Hauptgebäude der HHLA am St. Annenplatz war zu Beginn des Protests um 11 Uhr aufgeheizt. Während oben in den Chefetagen die Fusion der beiden größten Hafenkonzerne HHLA und Eurogate verhandelt wurde, brodelte es unten auf dem Pflaster – mit Pyrotechnik, Trillerpfeifen und Ratschen. Kein Zweifel: Die Nerven der Arbeiter sind bis zum Zerreißen gespannt. Es geht um ihre Zukunft. Es geht um ihre Existenz.
Befürchtung: Fusionspläne von HHLA und Eurogate bedrohen Gesamthafenbetrieb
Sie kamen in Blaumann und Arbeitsweste: Mehr als 600 Hafenarbeiter haben am Samstag in der City für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und die Sicherung der Tarife demonstriert. Dabei erinnerten sie die Passanten, die ihren Weihnachtseinkäufen nachgingen, in Sprechchören daran, dass es ohne den Hafen auch keine Geschenke gäbe. „Wir sind es, die die Sachen von den Schiffen holen!“ Dafür ernteten sie immer wieder Applaus.
Die Stimmung vor dem Hauptgebäude der HHLA am St. Annenplatz war zu Beginn des Protests um 11 Uhr aufgeheizt. Während oben in den Chefetagen die Fusion der beiden größten Hafenkonzerne HHLA und Eurogate verhandelt wurde, brodelte es unten auf dem Pflaster – mit Pyrotechnik, Trillerpfeifen und Ratschen. Kein Zweifel: Die Nerven der Arbeiter sind bis zum Zerreißen gespannt. Es geht um ihre Zukunft. Es geht um ihre Existenz.
Befürchtung: Fusionspläne von HHLA und Eurogate bedrohen Gesamthafenbetrieb
Denn neben den Fusions-Gesprächen zwischen den Konzernen steht auch eine weitere Automatisierung, Rationalisierung und Arbeitsverdichtung an der Kaikante an. Spätestens ab 2025 soll es zu einem Arbeitsplatzabbau im dreistelligen Bereich kommen.
Die Gewerkschaften befürchten, dass davon vor allem auch der Gesamthafenbetrieb (GHB) betroffen sein wird. Der Personaldienstleister mit knapp 1000 Beschäftigten sorgt für Flexibilität im Hafen, indem er schwankende Auftragslagen ausgleicht und die Arbeiter entsprechend auf die Terminals verteilt.
Hamburg: Gewerkschaft Ver.di kritisiert den Bürgermeister
Da HHLA und Eurogate ihre eigenen Arbeiter in einem Pool zusammenfassen wollen, würde der GHB überflüssig, so die Befürchtung. Und auch der Hafentarifvertrag, der zurzeit für sämtliche Hafenarbeiter gilt, wäre in Gefahr. „Wir sind nicht gegen Veränderungen. Aber nicht auf eure Kosten!“, rief Sieglinde Frieß, stellvertretende Landesbezirksleiterin der Gewerkschaft Ver.di, den Arbeitern zu. Der Hafen sei das Herz der Stadt und die Beschäftigten das Rückgrat dazu.
Frieß kritisierte, Bürgermeister Peter Tschentscher sei nur an wirtschaftlichen Erfolgen interessiert und nicht am Wohl der Beschäftigten. Dabei ist die Stadt Hamburg Eigentümer des größten Teils der Hafenfläche und fast 70-prozentiger Anteilseigner der HHLA.
Hafenarbeiter fühlen sich von der Politik allein gelassen
Auch GHB-Betriebsrat Felix Pospiech, der an dem Protest teilnahm, erklärte: „Wir fühlen uns von der Politik allein gelassen!“ Die Arbeiter seien schließlich Steuerzahler. Zahlreiche Transparente machten diese Botschaft nochmal deutlich: „Roboter zahlen keine Steuern“, hieß es da zum Beispiel.
- Nina Gessner Nach der Kundgebung in der Speicherstadt zogen die Hafenarbeiter durch die Innenstadt bis zum Jungfernstieg.
Andere Plakate zielten auf die wachsenden Umsätze, welche sowohl die Hafenbetriebe als auch die Reedereien derzeit trotz der Corona-Krise verbuchen: „Bonzen im Speck, Arbeiter im Dreck“ oder „Unser Hafen ist nicht euer Casino“.
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Hafenarbeiter Marco Warstat, der seit 30 Jahren bei der HHLA arbeitet, erklärte: „Ich demonstriere heute auch für die Jüngeren und zukünftige Generationen. Auch unsere Kinder sollen doch noch die Chance auf einen gut bezahlten Job im Hafen erhalten, mit dem sie Ihre Familien gut ernähren können.“
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Die Demo führte vom St. Annenplatz in der Speicherstadt durch die Innenstadt bis zum Jungfernstieg. Dort griff Verdi-Landesfachbereichsleiter Natale Fontana zum Mikrofon und warf den Reedern „Erpressung“ vor. Sie würden die deutschen Häfen unter Druck setzen, indem sie behaupteten, in Rotterdam und Antwerpen werde billiger abgefertigt. „Diesen Wettlauf nach unten akzeptieren wir nicht“, so Fontana.
Unter den Demonstranten waren auch viele Hafenarbeiter aus Bremen, Wilhelmshaven und Emden, die eigens angereist waren. Unterstützung bekamen die Protestierenden auch von extern: Vertreter von Airbus und Lufthansa verlasen Solidaritätsbekundungen ihrer Belegschaften. Tenor: „Wir stehen hinter euch!“