Dinos, bunte Vögel und „Geradeausdenker“: Sie waren gegen Schwurbler auf der Straße
Die Luft ist klar und nicht zu kalt, in der Hamburger Innenstadt tummeln sich wie jedes Wochenende Anwohner und Touristen, shoppen, genießen einzelne Sonnenstrahlen. Diesen Samstag ist besonders viel los: Vom Dammtorbahnhof bewegt sich langsam ein Demonstrationszug in Richtung Mönckebergstraße. Diese Bilder kennt man schon aus Pandemiezeiten – doch diesmal sind es nicht die Querdenker und Schwurbler, die ihrem Ärger Luft machen wollen.
Die Luft ist klar und nicht zu kalt, in der Hamburger Innenstadt tummeln sich wie jedes Wochenende Anwohner und Touristen, shoppen, genießen einzelne Sonnenstrahlen. Diesen Samstag ist besonders viel los: Vom Dammtorbahnhof bewegt sich langsam ein Demonstrationszug in Richtung Mönckebergstraße. Diese Bilder kennt man schon aus Pandemiezeiten – doch diesmal sind es nicht die Querdenker und Schwurbler, die ihrem Ärger Luft machen wollen.
Statt Verschwörungstheorien und Impfgegner-Sprüchen liest man anderes auf den Schildern der Demonstranten. „Impfen statt schimpfen“, „Solidarität statt rechtem Schwurbel“ oder „Impfen ist Liebe“. 2900 Menschen aus ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen hatten sich zusammengefunden, um ein Zeichen für Solidarität im Kampf gegen die Pandemie zu setzen.
Regenbogenflagge gegen Verschwörungsideologien
Simon und Martin tragen Regenbogen-Masken. Das Symbol: Bunt statt braun. „Während der Pandemie wird viel zu häufig auf die Schwurbler und Maßnahmen-Gegner geschaut“, sagen sie. „Wir wollen zeigen, dass diejenigen, die sich an die Maßnahmen halten, zu der viel größeren Gruppe gehören. Wir wollen Flagge zeigen gegen Verschwörungsideologien.“

Dieses Ziel eint wohl die meisten der Demo-Teilnehmer. Auch wenn sie noch so verschieden sind: „Fridays For Future“, die Bürgerschaftsfraktionen von Grünen und Linken, die „Omas gegen Rechts“ und der GEW-Landesverband Hamburg gehörten zu den mehr als 100 Organisationen und Gruppen, die den Protest laut Veranstalter, dem Hamburger Bündnis gegen Rechts, unterstützten.
Die 64-jährige Elisabeth ist eine der „Omas gegen Rechts“, die sich an diesem frühen Nachmittag in der Hamburger Innenstadt stark machen. „Ich rege mich einfach furchtbar auf über diese Querdenker und Impfgegner“, sagt sie. „Ich möchte mich für die Demokratie einsetzen!“

Während einer Zwischenkundgebung am Stephansplatz wird der Demonstrationszug so lang, dass die Funkverbindung zu den hinteren Lautsprecherwagen abbricht. Er muss vorfahren. Näher zusammenrücken dürfen die Teilnehmer aber nicht: Zur Wahrung des Abstandsgebots hat die Polizei sie in Blöcke eingeteilt.
Mutter-Tochter-Ausflug zur Anti-Schwurbler-Demo
Die Einhaltung des Abstandsgebots wird zwischendurch zu einem Problem. In einem Block aus vermummten und schwarz gekleideten Personen, der durch das Zünden von Pyrotechnik auffiel und sich mit Schirmen und Transparenten nach außen abschirmte, werden die Abstände nach Einschätzung der Polizei nicht gewahrt. Es kommt zu Pöbeleien einzelner Teilnehmer, die Beamten hindern den Block zwischenzeitlich am Weitergehen. Dadurch gerät die ganze Demo ins Stocken. Davon abgesehen bleibt es laut Polizei aber friedlich.
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Friedlich sind auch Johanna Löffler und ihre Mutter Sophie. Sie haben aus der Demo eine Art Mutter-Tochter-Ausflug gemacht. „Abstand, Anstand, Verstand“, hat Sophie auf ihr Schild geschrieben. Ihre Tochter hat eine Erde gemalt, darüber einen Feuerball mit der Aufschrift „Covid 19“. „Just look up“ („Schau nur nach oben“), steht daneben. „Wir wollen diesen Querdenkern zeigen, dass sie nicht mehr sind als eine laute Minderheit“, sagt Sophie. „Wir freuen uns, dass die Demo ein so breites Spektrum der Bevölkerung abbildet.“

Das wohl coolste Schild an diesem Tag hat Ulrich. Finden zumindest die Leute, die hinter ihm gehen und immer wieder anerkennende Sprüche verlauten lassen. „Ich bin geimpfter Geradeausdenker“, steht da. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Schild so gut ankommt. Tatsächlich haben mich schon ziemlich viele darauf angesprochen“, sagt Ulrich.

Noch viel glücklicher als die gute Resonanz auf sein Schild mache ihn die Tatsache, dass an diesem Tag so viele Menschen zusammengekommen seien, um für die gute Sache zu demonstrieren. „Wir lassen uns von den Schwurblern keine Lügen erzählen und wir lassen uns auch nicht spalten. Impfen, Maske tragen, Abstand halten – das alles ist Ausdruck der Solidarität!“