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David Amoateng ist Gründer von „Little Ashé“ und stellt diverse Kinderpuppen her.
  • David Amoateng ist Gründer von „Little Ashé“ und stellt diverse Kinderpuppen her.
  • Foto: Patrick Sun

Hamburger will mit Puppen Diversität ins Kinderzimmer bringen

Weil David Amoateng (35) nirgends eine schöne Schwarze* Stoffpuppe fand, beschloss er einfach selbst, welche herzustellen – um so mehr Diversität in Kinderzimmer zu bringen. Sein Vorhaben führte ihn bis nach Ghana. Wie der Gründer der Firma „Little Ashé“ zum Puppenmacher für diverses und nachhaltiges Spielzeug wurde und was das mit Frauen-Empowerment zutun hat, erzählt er der MOPO.

„Taya“, „Kwame“, „Henry“ und „Imani“, so heißen einige der „Little Ashé“-Puppen, die David Amoateng seit 2019 herstellt und über seinen Onlineshop verkauft. Sie haben unterschiedliche Hauttöne, haben mal Kleidung aus Stoffen mit ghanaischem Kentemuster, mit Pünktchen oder einfarbige Teile an. „Mittlerweile sind wir oft ausverkauft, besonders ,Taya‘ erfreut sich großer Beliebtheit“, so der Puppenhersteller, der eine besondere Mission verfolgt: „Mehr Diversität in Kinderzimmer bringen.“ Denn 90 bis 95 Prozent der Kinderpuppen auf dem globalen Markt seien weiß, erklärt er.

Schwarze Puppen für Kinder: Hamburger stellt diverses Spielzeug her

Sein Ziel: Er möchte zu dem Wandel beitragen, dass sich sowohl weiße als auch Schwarze Kinder als Teil einer diversen Welt wahrnehmen und mit einem neuen Selbstverständnis aufwachsen, dass nicht-weiße Hautfarben ebenfalls zur Normalität gehören, genauso schön sind und sich Schwarze Kinder repräsentiert fühlen. Ganz im Sinne des aus Westafrika stammenden philosophischen Konzepts „Ashé“: Dieses besagt, dass in allem und in jedem einzelnen Lebewesen eine universelle Lebensenergie steckt, die die geistige Kraft verleiht, einen Wandel zu bewirken und alles schaffen zu können.


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Amoateng – der deutsch-ghanaische Wurzeln hat – erinnert sich: „Ich weiß noch, wie weiße Kinder mit ihren Fingern auf meinen Schwarzen Vater gezeigt haben, wenn er mich zum Kindergarten gebracht hat.“ Auch heute passiere das noch, wenn die zwei gemeinsam unterwegs seien, weil die Kinder das nicht kennen würden.

Auch habe er als kleiner Junge Spielzeug vermisst, das so aussah wie er selbst: „Die erste Schwarze Superhelden-Figur gab es erst 2017 mit Black Panther.“ Während weiße Kinder also Unmengen an Held:innen als Vorbilder hatten – die so aussahen wie sie selbst und mit denen sie sich identifizieren konnten – mussten Schwarze Kinder ohne diese auskommen.

David Amoateng: Vom Fachökonom zum Puppenhersteller

Aufgrund seiner Erfahrungen weiß er, wie wichtig Repräsentation ist und wollte der Tochter seiner Schwester zur Geburt eine Schwarze Stoffpuppe schenken. „Sie sollte idealerweise aus Biostoffen sein, ästhetisch aussehen, chemikalienfrei und fair hergestellt sein!“, so Amoateng, der da noch nicht ahnte, was sein Vorhaben so alles mit sich bringen würde.

Die „Little Ashé“-Puppen gibt es in unterschiedlichen Hauttönen. Sie sollen für mehr Diversität in Kinderzimmern sorgen. Patrick Sun
Die „Little Ashé“-Puppen gibt es in unterschiedlichen Hauttönen. Sie sollen für mehr Diversität in Kinderzimmern sorgen.
Die „Little Ashé“-Puppen gibt es in unterschiedlichen Hauttönen. Sie sollen für mehr Diversität in Kinderzimmern sorgen.

Denn eine hochqualitative Schwarze Puppe, die auch noch schön aussah – fast ein Ding der Unmöglichkeit. „Weltweit gab es damals nur drei Hersteller, die zumindest zum Teil meine Kriterien erfüllten.“ Stattdessen stieß er auf rassistisches Spielzeug, wie unter anderem schwarz überzeichnete Puppen im Lendenschurz.

Faire Löhne, Nachhaltigkeit: „Little Ashé“-Puppen sorgen nicht nur für mehr Diversität

„Warum nicht selbst machen?“, fragte sich Amoateng schließlich. Um seine Idee zu verwirklichen, nahm der studierte Fachökonom Privatstunden bei einer Puppenmacherin und bekam ein Grundverständnis für das Handwerk.
Mit professionell hergestellten Schnittmustern und Prototypen reiste er nach Ghana und traf eine Schneiderei-Besitzerin, die sein Vorhaben so wichtig fand, dass sie seine ersten 300 Puppen herstellte. Anschließend half sie ihm sogar dabei, dort seine eigene Puppenmanufaktur aufzubauen.

Die „Little Ashé“-Puppe „Taya“ neben einem einem Stoffbeutel, in dem die Puppen verpackt werden. Patrick Sun
Die „Little Ashé“-Puppe „Taya“ neben einem einem Stoffbeutel, in dem die Puppen verpackt werden.
Die „Little Ashé“-Puppe „Taya“ neben einem einem Stoffbeutel, in dem die Puppen verpackt werden.

Mittlerweile beschäftigt Amoateng acht Schneiderinnen, die alle einen fairen Lohn erhalten und somit unabhängig sind. Jede Person, die eine „Little Ashé“-Puppe oder Zubehör für diese kauft, unterstützt damit faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen, die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und bekommt im Gegenzug eine nachhaltige und handgearbeitete Unikat-Puppe in einem Stoffbeutelchen. Auf Plastikverpackungen und Massenproduktion verzichtet Amoateng.

David Amoateng: Diverses Kinderspielzeug aus Hamburg und Ghana

Für das nächste Jahr plant David Amoateng eine Schneiderschule für weniger privilegierte Menschen. „Ich möchte diesen Menschen die Möglichkeit geben, eine Schneider- und Puppenhandwerksausbildung zu machen – und das kostenlos“, so Amoateng.

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Handwerksausbildungen sind in Ghana sonst kostenpflichtig. „Ich hoffe, dass es so 20 bis 30 Ausbildungsplätze werden und auch Menschen, die sich das sonst nicht leisten können, daran teilhaben werden. Und wenn es richtig gut läuft, kann ich sogar ein Ausbildungsgehalt zahlen!“

*Das Adjektiv „schwarz” ist groß geschrieben, da „Schwarze Menschen”  eine Selbstbezeichnung ist, in der es nicht um die Hautfarbe, sondern um eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position geht.

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