CDU-Politiker plötzlich nicht mehr im Vorstand: Krach bei Hamburger Genossenschaft?
Es rumort ganz gewaltig hinter den Kulissen der Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897 (WHW). Im Mittelpunkt des Konflikts: Ein Bürgerschaftsabgeordneter der Hamburger CDU. Ende Mai entschieden er und der Aufsichtsrat der Genossenschaft scheinbar einvernehmlich, seinen Platz im Vorstand aufzugeben. Doch nach MOPO-Informationen könnte deutlich mehr dahinterstecken – schließlich ist es nicht das erste Mal, das es dort kracht.
Es rumort ganz gewaltig hinter den Kulissen der Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897 (WHW). Im Mittelpunkt des Konflikts: Ein Bürgerschaftsabgeordneter der Hamburger CDU. Ende Mai entschieden er und der Aufsichtsrat der Genossenschaft scheinbar einvernehmlich, seinen Platz im Vorstand aufzugeben. Was steckt dahinter? Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass es dort kracht.
Es ist eine kleine, unscheinbare Notiz auf der Website der WHW: „Die Wohnungsgenossenschaft Hamburg-Wandsbek von 1897 und ihr bisheriges Vorstandsmitglied, Herr Ralf Niedmers, haben sich wegen (…) unterschiedlicher Auffassungen zur zukünftigen unternehmerischen Ausrichtung der WHW, insbesondere in Bezug auf die Thematik Neuvorhaben darauf verständigt, das mit Herrn Niedmers bestehende Vorstandsdienstverhältnis einvernehmlich aufzulösen.“ Dieser lange Satz wird noch von einer knappen Danksagung an den CDU-Politiker sowie gute Wünsche für die Zukunft ergänzt.
Warum wurde der Vorstandsposten bei der WHW beendet?
Was genau die unterschiedlichen Auffassungen sind? Das bleibt dort unausgesprochen. In den vergangenen Jahren habe die WHW „verstärkt auf Neubauten“ gesetzt, heißt es auf der Website der Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften. Demnach riss sie „vorhandenen, sanierungsbedürftigen Altbestand“ ab und errichtete „auf diesen genossenschaftseigenen Grundstücken neue Häuser.“ Im Bestand befinden sich derzeit mehr als 3300 Wohnungen, die meisten davon in Wandsbek.
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Ein Blick in das Protokoll einer außerordentlichen WHW-Vertreterversammlung vom 22. Mai 2023, das der MOPO vorliegt, bringt ein wenig Licht ins Dunkel. Grund für diese Versammlung und einziger Punkt auf der Tagesordnung war demnach die „Zustimmung zum Abschluss einer Vereinbarung zum Ausscheiden des Vorstandsmitgliedes Ralf Niedmers“.

Anwesend waren laut Protokoll Vertreter des Aufsichtsrates (des Kontrollgremiums), des Vorstandes, der Belegschaft des Unternehmens, des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen sowie Ralf Niedmers selbst plus sein Rechtsanwalt.
Das steht im Protokoll der Vertreterversammlung der WHW
Bevor es zur Abstimmung kam, fragte ein Anwesender mehrmals nach, warum die Zusammenarbeit mit Niedmers überhaupt beendet werde. „Hintergrund für diese Trennung sei das gegenseitig fehlende Vertrauen auf Ebene des Vorstandes und des Aufsichtsrates in eine weitere Zusammenarbeit“, heißt es in der Mitschrift. Über weitere Details sei Stillschweigen vereinbart.
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Diese Antwort reichte dem Fragensteller nicht, er bohrte noch mehrmals nach. Ein Anderer griff ein und erklärte „dass die Gründe in erster Linie im Zwischenmenschlichen zu suchen seien, diese aber keineswegs eine fristlose Kündigung bedingen.“ Der an diesem Abend beschlossene Aufhebungsvertrag sieht vor, den eigentlich bis Ende 2025 laufenden Vorstandsposten zum 30. Juni 2024 zu kündigen. Bis dahin erhält Niedmers weiter sein Gehalt, ist aber von seinen Aufgaben freigestellt.
Björn Hauto, Aufsichtsratvorsitzender der WHW, verweist auf Nachfrage nur knapp auf die offizielle Stellungnahme auf der Website. Niedmers bestätigt ebenfalls die unterschiedlichen Auffassungen „über die zukünftige Ausrichtung“. „Dies betraf insbesondere die Frage, ob zukünftig weiter Neubauten errichtet werden, was immer meinem Verständnis als Vorstand einer Wohnungsbaugenossenschaft entsprochen hatte“, sagt er der MOPO. „Der Aufsichtsrat und ich haben daher beiderseits das Gefühl gehabt, dass eine Trennung für beide Seiten sinnvoll ist.“ Ins Detail geht auch er nicht.
Niedmers und WHW geraten nicht zum ersten Mal aneinander
Übrigens: Es ist nicht das erste Mal, dass es bei der WHW rumort. Im Jahr 2013 berichtete das „Abendblatt“, wie der Aufsichtsrat sich an den Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen gewandt hatte. Grund war demnach eine höhere Gehaltsforderung des Vorstandes gewesen, in dem auch Niedmers zu diesem Zeitpunkt gesessen hatte. Das sei einstimmig abgelehnt worden.
Einen konkreten Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen gibt es aber nicht. Niedmers war seit 2010 hauptamtlich im Vorstand der WHW und sitzt derzeit für die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft. Er will sich laut eigener Aussage bald einer neuen beruflichen Herausforderung in der Immobilienwirtschaft widmen.