Dauerkrise ohne Ende: Gehen auf dem Dom bald die Lichter aus?
Mandelduft, fröhliche Musik und bunte Lichter: Der Hamburger Dom ist ein Erlebnis für alle Sinne. In diesem Winter ist das größte Volksfest im Norden jedoch nicht ganz so hell, laut, bunt und schnell – die Schausteller versuchen verzweifelt, Energie zu sparen. Nach der Corona-Krise kämpfen sie jetzt gegen explodierende Kosten, mit Folgen auch für die Dom-Besucher. Viele wissen nicht, wie lange sie das finanziell noch überstehen. Eine Sache aber gibt ihnen Hoffnung.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Mandelduft, fröhliche Musik und bunte Lichter: Der Hamburger Dom ist ein Erlebnis für alle Sinne. In diesem Winter ist das größte Volksfest im Norden jedoch nicht ganz so hell, laut, bunt und schnell – die Schausteller versuchen verzweifelt, Energie zu sparen. Nach der Corona-Krise kämpfen sie jetzt gegen explodierende Kosten, mit Folgen auch für die Dom-Besucher. Viele wissen nicht, wie lange sie das finanziell noch überstehen. Eine Sache aber gibt ihnen Hoffnung.
Schausteller Manfred Ohlrogge (61) hat für seinen Musikexpress „Action“ einen eigenen, an die Besuchermenge angepassten Energiesparplan aufgestellt. „Am Wochenende schalten wir noch etwa 90 Prozent der Lichter an“, sagt er im Gespräch mit der MOPO. „Unter der Woche, wenn weniger Menschen da sind, verzichten wir auf einen größeren Teil.“
Energiekrise: Schausteller sparen an allen Ecken und Enden
Georg Lorenz (41), dem eine Poffertjes- und eine Dosenwerfen-Bude gehören, fügt hinzu: „Die großen Scheinwerfer machen wir erst an, wenn es richtig dunkel wird, nicht schon beim Start um 15 Uhr.“ Die Schausteller haben sich vorgenommen, auf dem Winterdom 20 Prozent weniger Strom zu verbrauchen.
Doch das alles ändert nichts daran, dass die Schausteller nach den Einbußen durch die Corona-Lockdowns eine finanzielle Erholungsphase gebraucht hätten. „Die Energiekrise macht uns allen Sorge und wir fragen uns, wie es weitergeht“, sagen die Schausteller. „Wir versuchen an allen Ecken und Enden zu sparen: Reparaturen und Malerarbeiten lassen wir, wenn möglich, gar nicht durchführen oder versuchen es selbst. Manche stellen nur noch eins ihrer Fahrgeschäfte und Buden hin, um mit den anderen nicht noch mehr Energie zu verbrauchen“, berichtet Georg Lorenz.
Allzu hohe Preissteigerungen versuche man aber zu vermeiden. „Bei den Fahrgeschäften haben sich die Preise wohl so um die zehn Prozent erhöht. Die tatsächlichen Kosten kann man an die Kunden nicht mehr weitergeben“, sagt Manfred Ohlrogge. Ihre Ersparnisse für das Alter haben die meisten Schausteller schon aufgebraucht, viele haben Kredite aufgenommen. Wie lange es so noch weitergehen kann, wissen Lorenz und Ohlrogge nicht. Man denke von Tag zu Tag.
Lorenz und Ohlrogge versuchen es mit „Berufsoptimismus“
Trotz der bedrückenden Situation bleiben die Schausteller „Berufsoptimisten“, wie Georg Lorenz betont. „Die Schausteller haben alles überstanden: Krieg, Nachkriegszeit, Ölkrise, Corona. Durch Inflation und Energiekrise kommen wir auch noch irgendwie durch“, fügt sein Kollege hinzu. Zur Not müsse man in der Winterpause im Hafen oder anderswo arbeiten gehen, so hätten es die Vorfahren in schwierigen Zeiten auch gemacht.
Das könnte Sie auch interessieren: Es geht wieder los: Das ist neu auf dem Winterdom
Und noch etwas gibt Anlass zur Hoffnung: „Die ersten Dom-Tage waren sehr erfolgreich. Wir spüren, dass die Menschen einen Ausgleich suchen bei all den Sorgen. Und selbst, wenn man sich das Essen und die Fahrgeschäfte nicht leisten kann oder will, kann der Anblick der Lichter und Karussells gut tun. Es ist ein bisschen wie ein Abtauchen in eine andere Welt“, sagt Manfred Ohlrogge.