Bremsen Radspuren den Autoverkehr in Hamburg wirklich aus? Analyse bringt Antwort
Die Pandemie hat zu einem Fahrrad-Boom in Hamburg geführt, der nicht mehr abreißt. Das Klima und Freunde der Verkehrswende freuen sich – viele Autofahrer fühlen sich beeinträchtigt. Doch bremsen die vielen neuen Radwege die Pkw wirklich aus? Oder ist das eher eine gefühlte Wahrheit? Eine Untersuchung hat jetzt eine Antwort präsentiert.
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Die Pandemie hat zu einem Fahrrad-Boom in Hamburg geführt, der nicht mehr abreißt. Das Klima und Freunde der Verkehrswende freuen sich – viele Autofahrer fühlen sich beeinträchtigt. Doch bremsen die vielen neuen Radwege die Pkw wirklich aus? Oder ist das eher eine gefühlte Wahrheit? Eine Untersuchung hat jetzt eine Antwort präsentiert.
Eine Untersuchung im Auftrag des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ und mithilfe des Navigationssystems „TomTom“ hat das eindeutige Ergebnis: Wenn der Autoverkehr beeinträchtigt wird, dann handelt es sich nur um eine Verlangsamung um wenige Sekunden.
Analyse: Radwege bremsen Hamburger Verkehr nicht aus
In der Studie wurden ehemalige Pop-Up-Radwege in Hamburg, Berlin, München und Leipzig im Mai 2019 und 2023 jeweils zwischen 6 Uhr und 10 Uhr untersucht. In Hamburg sind es mittlerweile dauerhafte Radwege geworden. Die untersuchten Straßen waren vor der Pandemie in beide Richtungen zweispurig, durch den Umbau zum PopUp-Radweg wurden sie einspurig.
In der Hansestadt lag der Fokus vor allem auf dem mehr als einen Kilometer langen Fahrstreifen, der Eimsbüttel und Rotherbaum miteinander verbindet. Das Ergebnis: In Richtung Rotherbaum verlängerte sich die Fahrzeit um 20, in Gegenrichtung um 44 Sekunden – also kaum merklich. Eine Ursache: Der Verkehr verlagert sich auf andere Straßen. In ganz Hamburg floss der Verkehr deshalb sogar schneller als vor der Pandemie. Die Fahrzeit über alle Straßen war im Schnitt um drei Prozent kürzer.
Dass Radverkehr den Kfz-Verkehr nicht unbedingt ausbremst, zeigen die Zahlen des „Spiegel“ ebenfalls: In der Fahrradstadt Kopenhagen zum Beispiel liegt die Auto-Durchschnittsgeschwindigkeit bei 30, in Amsterdam sogar bei 40 km/h. Lepizig kommt auf 26, Hamburg sogar nur auf 23. Die Stadt München wurde wegen der Pop-Up-Radwege übrigens sogar verklagt – die Stadt bekam aber Recht.
Neue Radwege in Hamburg werden gut angenommen
Was sagt die Hamburger Verkehrsbehörde zu den Zahlen der Untersuchung? „Anhand der uns vorliegenden Verkehrsanalysen von ‚Inrix‘ sehen wir in den Vergleichszeiträumen keine signifikanten Veränderungen der Durchschnittgeschwindigkeiten beim Schlump bzw. ähnlich geringe Abweichungen im unteren Sekundenbereich ähnlich der Messung des Spiegel”, sagt Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde. „An der Hallerstraße ist ebenfalls keine Verschlechterung zu erkennen, in manchen Bereichen sogar eine leichte Verbesserung.“
Wichtig ist ihm zu betonen: „Ein Verkehrsraum ist in der Regel beeinflusst durch viele, komplexe auch umliegende Faktoren, wie Infrastruktursanierungsmaßnahmen, Busbeschleunigung, Ausweichverkehre etc. Hinzu kommen Parameter wie Tageszeit, Ferienzeit und Wochentag.“ Man könne solche Entwicklungen – oder Nicht-Entwicklungen – also nicht einzig auf den Faktor Radfahrstreifen zurückführen.
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Der Ausbau der Fahrradstreifen in der Max-Brauer-Allee, am Schlump und in der Hallerstraße habe gezeigt: Hier wurden vor allem Komfort und Sicherheit für die Radfahrer erhöht, während die Autofahrer von deren besserer Einsehbarkeit profitierten. Grundsätzlich müsse bei jeder neuen Verkehrsführung und Aufteilung des Straßenraums eine Eingewöhnung der Verkehrsteilnehmer erfolgen, so der Sprecher. (prei/ncd)