„Das Zeitalter des Egoismus neigt sich dem Ende zu“: Wird 2023 besser als 2022?
Es ist das Wort, das das Jahr 2022 wie kein anderes prägt: Krise. Auf Corona folgten Angriffskrieg, Energieknappheit, Inflation. Doch auch wenn die Weltlage düster ist – die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen sind es nicht. Der Leiter der Stiftung, Zukunftsforscher Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wagt sogar eine ausgesprochen positive Prognose. Er sagt: „Das Zeitalter des Egoismus neigt sich seinem Ende entgegen.“ Woran er das festmacht.
- Deutsch (Deutschland)
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Es ist das Wort, das das Jahr 2022 wie kein anderes prägt: Krise. Auf Corona folgten Angriffskrieg, Energieknappheit, Inflation. Doch auch wenn die Weltlage düster ist – die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Hamburger Stiftung für Zukunftsfragen sind es nicht. Der Leiter der Stiftung, Zukunftsforscher Professor Dr. Ulrich Reinhardt, wagt sogar eine ausgesprochen positive Prognose. Er sagt: „Das Zeitalter des Egoismus neigt sich seinem Ende entgegen.“ Woran er das festmacht.
MOPO: Hat uns der Krieg in Europa zu besseren Menschen gemacht?
Ulrich Reinhardt: In gewisser Weise ja. Die Not der Ukrainer macht uns betroffen, wir zeigen uns solidarisch und sind bereit zu helfen. Auch hat der Krieg vielen von uns bewusst gemacht, wie gut und sicher wir im Vergleich zu anderen Ländern leben.
Sie sagen: „Das Zeitalter des Egoismus neigt sich seinem Ende entgegen.“ Das ist eine steile These. Woran machen Sie das fest?
Durch die Krisen der letzen Jahre ist die Bedeutung der Gemeinschaft enorm gestiegen. Wir haben erkannt, wie wichtig Familie, Nachbarn und Freunde für das eigene Wohlbefinden sind. Wenn das Zeitalter des Egoismus zu Ende geht, heißt dieses nicht, dass wir jetzt alle nur selbstlos agieren. Das Motto lautet vielmehr: ich helfe dir, damit auch mir geholfen wird.
Inwiefern unterscheiden sich die Neujahrsvorsätze der Befragten von den vorherigen Jahren?
Das Vertrauen und Zutrauen in Politiker sind weiter gesunken, gleichzeitig aber ist die Bereitschaft, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, gestiegen. Verändert haben sich aber auch die Sorgen: Die Angst vor Corona ist zurückgegangen, während steigende Preise für zunehmend mehr Menschen eine Herausforderung sind.
Kann mit Blick auf die Ergebnisse der Befragung von einem Umdenken in der Bevölkerung gesprochen werden?
Zumindest geht es in die richtige Richtung. Statt in eine Art Schockstarre zu verfallen oder immer nur zu meckern und sich aufzuregen, wollen viele positiver denken, nachhaltiger handeln und sich wieder mehr auf das konzentrieren, was ihnen wirklich wichtig ist. Hierzu passt auch, dass die ständige Optimierung (Arbeit, Körper, Freizeit etc.) zunehmend in Frage gestellt wird und Zeit für sich und andere immer wichtiger werden.
Welchen Einfluss haben Neujahrsvorsätze tatsächlich auf das eigene Handeln?
Das ist bei jedem unterschiedlich: dem einen helfen sie Dinge endlich anzugehen, für den anderen gehen sie mit Stress und Druck einher. Meine Empfehlung ist, sich nicht zu viel vorzunehmen, sich bei der Umsetzung nicht zu geißeln und das eigene Wohlergehen an erste Stelle zu setzen. Und sich Dinge zu überlegen, die Spaß machen – wie zum Beispiel einmal pro Monat etwas Neues ausprobieren oder einfach mal wieder spontan jemanden anzurufen.