Das Ekel-Impfzentrum, der NPD-Kandidat und sein krimineller Arzt
Vor wenigen Tagen wurde das Skandal-Impfzentrum am Hauptbahnhof von Polizei und Gesundheitsamt durchsucht, die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung aufgenommen. Geimpfte sind in Sorge, ob bei dem dubiosen Betrieb überhaupt korrekt geimpft wurde. Jetzt kommen pikante Details zu der Einrichtung ans Licht – der Betreiber hat eine rechtsextreme Vergangenheit, der Arzt saß mehrfach im Knast. Wie reagieren die Behörden?
Neue Erkenntnisse zum Skandal-Impfzentrum vom Hauptbahnhof: Der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, Björn Neumann, trat einst für die NDP zur Bürgerschaftswahl an, war Vertrauter von Ronald Schill und strebte in den Bundesvorstand der AfD. Und der Arzt, dessen Name in die Impfpässe gestempelt wurde, saß sogar zwei Mal wegen Betrugs hinter Gittern.
Vor wenigen Tagen wurde das Impfzentrum von Polizei und Gesundheitsamt durchsucht, die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung aufgenommen. Geimpfte sind in Sorge, ob bei dem dubiosen Betrieb überhaupt korrekt geimpft wurde.
Unterdessen kommen neue Details zur Betreibergesellschaft ans Licht: Der in Kiel geborene Kaufmann Björn Neumann, inzwischen Geschäftsführer der Hammonia Hospital Betriebsgesellschafts mbH, hat schon einige Male versucht, in der Politik Fuß zu fassen. Als zunächst langjähriges Mitglied der CDU schloss sich Neumann Anfang des Jahrtausends der Schill-Partei an und wurde Ronald Schills persönlicher Referent.
Betreiber des Skandal-Impfzentrums war NPD-Kandidat in Hamburg

2011 trat Neumann in Hamburg für die rechtsradikale NPD bei der Bürgerschaftswahl auf Platz 2 an. 2013 war er dann Mitbegründer der AfD in Hamburg, Anfang 2018 trat er sogar für den Bundesvorstand an – wurde dann aber laut AfD Hamburg wegen seiner NPD-Vergangenheit aus der Partei geworfen.
Wenige Monate nach seinem Rauswurf aus der AfD wurde er laut Handelsregister im April 2018 Geschäftsführer der Hammonia Hospital Betriebsgesellschaft mbH. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich dabei um die „erste virtuelle Klinik weltweit”.
Impfzentrum am Hauptbahnhof: Wurde wirklich geimpft?
Gegründet wurde die „Klinik“ 2009 unter anderem von Dr. B., der Arzt, dessen Name in den Impfpässen vom Hauptbahnhof steht – und der bereits zwei Mal im Knast saß.
2003 hatte das Landgericht Hamburg B. wegen Abrechnungsbetrugs und Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt. MOPO-Recherchen ergaben nun, dass der Mediziner Jahre später erneut hinter Gittern gelandet ist: 2016 wurde B. vom Landgericht Frankfurt wegen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten ohne Bewährung verurteilt, wie die dortige Staatsanwaltschaft auf MOPO-Anfrage bestätigt. B. trat die Strafe in Hamburg an und wurde nach Zweidrittel-Verbüßung vorzeitig entlassen.
Dr. B. hat nach MOPO-Recherchen in fast allen Bundesländern als Arzt gearbeitet, immer nur ein paar Wochen. Mal als Honorararzt, mal als angestellter Arzt in Praxen und Kliniken. Ob er immer eine Approbation und verpflichtende Mitgliedschaft in einer der Landesärztekammern hatte, ist ungewiss.
Fakt ist: Mitglied der Hamburger Ärztekammer ist er derzeit nicht. Ob er überhaupt in dem privaten Impfzentrum am Hauptbahnhof impfen durfte, prüft derzeit die Gesundheitsbehörde. Angaben zu dem Mediziner werden im Hinblick auf „weitere Ermittlungen in anderer Sache“ nicht gemacht.
Die Betreiber des Impfzentrums am Hauptbahhnhof
Besucht man den Unternehmenssitz der Hammonia Hospital Betriebsgesellschaft mbH, so erfährt man am Empfang: Das Büro ist zwar in der Überseeallee 10 gemeldet, aber es handelt sich dabei nur um den Briefkasten. Anrufe werden von einem Call-Center entgegen genommen. Wo die Büroräume der Hammonia Hospital Betriebsgesellschaft mbH sind oder ob es sie überhaupt gibt, ist unklar.
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Björn Neumann wollte gegenüber der MOPO trotz mehrerer Anfragen keine Stellungnahme abgeben.