„Wie Alice im Wunderland“: Die acht besten Streetart-Spots in der Schanze
Die Sternschanze und ihre umliegenden Straßen sind ein Street Art-Mekka. Hier bündelt sich alles, was bunt und ausgefallen ist. Und wer weiß, wo er hingucken muss, kann die ganze Bandbreite der Kunst auf nur einem Spaziergang bewundern. Hamburger Graffiti-Urgestein „Davis” ist mit der MOPO durch die Schanze geschlendert und hat die besten Spots gezeigt.
Die Sternschanze und ihre umliegenden Straßen sind ein Street Art-Mekka. Hier bündelt sich alles, was bunt und ausgefallen ist. Und wer weiß, wo er hingucken muss, kann die ganze Bandbreite der Kunst auf nur einem Spaziergang bewundern. Hamburger Graffiti-Urgestein „Davis” ist mit der MOPO durch die Schanze geschlendert und hat die besten Spots gezeigt.
Dass in der Schanze kaum eine Wand unbesprüht ist, kennt man. Was die Geschichte hinter den Bildern ist und wo man besonders eindrucksvolle Werke findet, das weiß allerdings nicht jeder – aber das Hamburger Graffiti-Urgestein „Davis”, bürgerlich Oliver Nebel, der weiß das. Und hat der MOPO seine Geheimtipps gezeigt.
„Davis“ zeigt Street Art in der Sternschanze
„Davis” (51) aus Ohlsdorf ist ausgebildeter Maler und Lackierer sowie Erzieher. Graffiti malt er schon seit mehr als 30 Jahren – und seit 23 Jahren sogar hauptberuflich. Die Geschichte, wie es dazu kam, ist überraschend: 1990 wurde er von einem Polizisten beim Sprayen erwischt und musste 20.000 Mark Strafe zahlen. Da er das Geld nicht hatte, besorgte der Polizist ihm legale Graffiti-Jobs, um die Schulden abzubezahlen. „Bei meinen ersten Job, den ich so bekommen habe, sollte ich eine Studentenbude bemalen”, sagt er.
Das könnte Sie auch interessieren: Mit Graffiti gegen Schmierereien: Der neue Trick der Hausbesitzer
Heute macht „Davis” auch Graffiti-Touren für Schulklassen und Kunstvereine oder Workshops für Schulen und Jugendeinrichtungen. Außerdem kuratiert er die Ausstellung „Eine Stadt wird bunt” im Museum für Hamburgische Geschichte (zu sehen bis 7. Januar 2024). Die Graffiti-Tour mit der MOPO startet in der Altonaer Straße.
Stopp 1: Willkommen in Hamburg

Als erstes zeigt „Davis” ein großes Wandbild, das, wie er sagt, ein gutes Beispiel dafür ist, wie lange sich die Kunstwerke halten können. Obwohl Graffiti als eine eher vergängliche Kunst bekannt ist und von den Fotos lebt, die von den Bildern gemacht werden, hält sich dieses Bild schon seit fast zehn Jahren auf der Wand. Die Künstler „Paco” und „Ohm” haben dieses Bild, auf dem unter anderem auch die Hamburger Skyline zu sehen ist, 2014 an eine Hauswand in der Altonaer Straße 66 gesprüht. In den ganzen Jahren hat noch kein anderer Sprayer etwas darüber gemalt und das Bild „gecrosst”. Einer der beiden Künstler wohnt sogar direkt gegenüber der besprühten Wand.
Stopp 2: „1000 Töpfe“ in der Miniaturausgabe

Wer diese Installation am Schulterblatt 104 sieht, wird sich denken: Das Gebäude kenne ich doch irgendwoher! Heute ist dort, wo bis 1987 das Kaufhaus „1000 Töpfe“ war, die Rote Flora. Das Geschäft „1000 Töpfe“ kommt in Graffitis und Street Art immer wieder vor, da man dort früher günstige Sprühdosen kaufen konnte. Wer dieses kleine „1000 Töpfe“ gemacht hat, weiß man nicht. Aber es gibt viele Installationen des Künstlers in Hamburg. Sie alle bestehen aus Beton.
Stopp 3: Rasierklingenscharfe Katzenaugen

Dieses „Piece” von den Sprayern „Razor” und „Cat“ ist an der S-Bahn-Brücke zu sehen, die über dem Schulterblatt verläuft. Die beiden sind ein Paar und haben auch ihre Namen in dem Bild verewigt. Die Pupillen der Katzenaugen sind zwei Rasierklingen. „Davis” erzählt, dass es einige Sprayer-Pärchen gibt. Auch er und seine Freundin sprühen zusammen.
Stopp 4: Dschungellandschaft

Bei der vierten Station zeigt „Davis” eines seiner eigenen Werke. Eine Auftragsarbeit in der Eifflerstraße 47, die sich über eine ganze Hauswand zieht. Auf dem Foto sieht man ihn mit einem kleinen Ausschnitt des Wandbildes. Er erzählt, dass so eine Wandbemalung zwischen 100 und 200 Euro pro Quadratmeter kostet. Der Preis sei auch der Grund, wieso die meisten Vermieter keinen Graffitischutz auf die Wandbilder auftragen lassen. Durch diesen könnte man „Schmier-Graffiti” die über das Wandbild gesprüht werden, leichter entfernen und das Bild darunter schützen. Eine solche Schutzschicht kostet circa 200 Euro pro Quadratmeter, sagt „Davis”. Somit ist sie oft teurer als das Bild selbst.
Stopp 5: Buntes Kunst-Potpourri

Wenn man vom Schulterblatt in die Rosenhofstraße einbiegt, sollte man seinen Blick auf die rechte Häuserwand richten. Dort findet sich eine Ansammlung verschiedenster Street-Art Stücke. Ob gesprayt, geklebt oder gemalt – dort findet man immer wieder etwas Neues. Eines der Stücke hat sogar einen Marktwert von 3500 Euro!
Stopp 6: Schanzenbunker ist für Anfänger und Profis

Weiter geht es zum Schanzenbunker im Flora-Park. Hier wurde eine „Hall of Fame” an der Wand des Schanzenbunkers eingerichtet. Dort und auf umliegenden Containern darf legal gesprüht werden. Neben Bildern von geübteren Sprayern wie „Shore” oder „NoMad” gibt es auch eine „Rookie”-Wand, an der sich die blutigen Anfänger ausprobieren können.
Stopp 7: Ein bunter Hinterhof

In einem Hinterhof der Augustenpassage zeigt uns „Davis“ eine Wand mit Bildern unter anderem vom Künstler „Eiser”. „Davis“ sagt, die Wand wäre im Privatbesitz von „Eiser” und könnte deshalb als Graffiti-Fläche genutzt werden. Was man nicht auf dem Bild sieht: Auf der anderen Straßenseite ist die Wand eines Wohnhauses komplett mit illegalem Graffiti besprüht. Man sieht sofort, dass die Sprüher ihre Tags dort schneller setzen mussten, um nicht erwischt zu werden. Der Unterschied von legalen zu illegalen Flächen wird hier besonders deutlich.
Stopp 8: „Under Pressure“

Als letzten Spot zeigt „Davis“ den Laden „Under Pressure” in der Schanzenstraße. Das Geschäft verkauft neben Kleidung und Schallplatten auch Sprühdosen, Stifte zum Taggen und Graffiti-Merch. Außerdem werden hier auch verschiedene Kunstwerke ausgestellt und zum Verkauf angeboten. „Hier kriegt jeder Sprayer, was er oder sie zum Malen braucht”, sagt „Davis”.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Bahnhof wird zum großen Graffiti-Kunstwerk.
Man sieht: im Schanzenviertel finden sich einige Kunstwerke, für die man keinen Eintritt in eine Galerie zahlen muss. Wer genau hinschaut, findet an jeder Straßenecke ein Bild. „Davis” sagt: „Wenn man die Augen für Graffiti offenhält, ist das wie Alice im Wunderland.”