Das Paloma-Desaster: Jetzt reagiert der Kiez auf die Kehrtwende
„Wir sind entsetzt und frustriert“, fasst Quartiersmanagerin Julia Staron die aktuelle Stimmungslage auf dem Kiez zusammen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Investor des „Paloma-Viertel“ anscheinend das Interesse an diesem spektakulären Immobilienvorhaben mitten auf St. Pauli verloren hat. Ein großer Schock – wie geht es jetzt weiter? Warum die St. Paulinaner die Hoffnung für das Herzensprojekt noch nicht verloren haben.
„Wir sind entsetzt und frustriert“. So fasst Quartiersmanagerin Julia Staron die aktuelle Stimmungslage auf dem Kiez zusammen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Investor des „Paloma-Viertels“ anscheinend das Interesse an diesem spektakulären Immobilienvorhaben mitten auf St. Pauli verloren hat. Ein großer Schock – wie geht es jetzt weiter? Die Hoffnung für das Herzensprojekt haben die St. Paulianer jedenfalls noch nicht verloren.
„Nach diesem ellenlangen Planungsprozess, in den wir alle so viel Zeit und Nerven investiert haben, können wir es gar nicht glauben“, sagt Staron fassungslos. Zehn Jahre ist es jetzt fast her, seit die maroden Esso-Hochhäuser und ihre namensgebende Tankstelle neben dem Spielbudenplatz abgerissen wurden. Passiert ist auf dem circa 6100 Quadratmeter großen Areal seitdem nichts.
Paloma-Viertel: Kiez-Bewohner gestalteten die Pläne mit
Dabei klangen die 2015 vorgestellten Paloma-Pläne verheißungsvoll: 200 günstige Mietwohnungen, kleine Geschäfte und Werkstätten, ein Hotel inklusive eines öffentlich zugänglichen Dachs, eine Stadtteilkantine als sozialer Treffpunkt und eine Fläche für den Club „Molotow“.

Das Besondere an diesem Vorhaben: In diese Entwürfe waren insgesamt 2300 Ideen der Kiez-Bewohner eingeflossen, die das Projekt „Planbude“ gesammelt hatte. Das Ergebnis war der „St. Pauli Code“: Dieser sollte den Spagat zwischen Profitinteressen des Investors und dem Erhalt der Stadtteilidentität schaffen.
SAGA bekam Kaufangebot für das Paloma-Viertel
Doch dann plötzlich die Kehrtwende: Wie SAGA-Sprecher Michael Ahrens vergangene Woche bestätigte, habe der Investor „Bayerische Hausbau“ dem städtischen Wohnungsunternehmen das unbebaute Paloma-Grundstück zum Kauf angeboten. Jetzt laufen die Gespräche – Ausgang unklar. SPD-Chef Dirk Kienscherf sagte aber bereits, dass die Stadt keinem Kaufpreis zustimmen werde, bei dem der Investor mehrere Millionen Gewinn mache.
Der Kommentar zum Thema: Hamburg muss aus dem Paloma-Desaster dringend lernen!
Die Mitglieder der „Planbude“ fordern jetzt vom Investor wiederum, „den unanständigen Gerüchten ein Ende zu setzen.“ In dem Statement heißt es: „Der Kiez hat einen Rieseneinsatz geleistet, Hamburg hat gigantische Zugeständnisse gemacht. Sankt Pauli und die Mieter brauchen die Umsetzung. Jetzt!“

„Das macht einfach so wütend“, sagt Staron, die auch als „Kiez-Kümmerin“ bekannt ist. „Die Stadt hat alles investiert, wir haben alles investiert und jetzt das.“ Sie sei froh, dass die Stadt immerhin Bereitschaft signalisiere, das Grundstück zurückzukaufen – sofern man sich einig werde. „Das ist ja alles noch in der Schwebe.“
Paloma-Viertel: Springt Hamburg jetzt ein?
Aber eine Sache ist ihr klar: „Wenn das Paloma-Viertel tatsächlich eine städtische Konstruktion wird, dann müssen wir wahrscheinlich die Pille schlucken, dass es sich nicht genauso umsetzen lässt, wie damals geplant“, sagt die Quartiersmanagerin. „Die günstigen Wohnungen werden kommen, aber das kulturelle Begleitkonzept wird schwieriger.“ So ähnlich hatte das auch Kienscherf schon angedeutet.

Julia Staron will die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. „Wenn der Kauf klappen sollte und wir uns alle nochmal in der Gestaltung anstrengen, könnte aus dem Paloma-Viertel wirklich etwas Gutes für den Stadtteil entstehen“, ist sie sich sicher. Sie denkt da zum Beispiel an ein Hotel, das St. Pauli wirklich lebt und zum Treffpunkt werden könnte. Das schlimmste Szenario wäre aus ihrer Sicht, wenn eben nicht die Stadt, sondern vielleicht ein anderer Investor das Grundstück kaufen würde. „Dann müssten wir wieder ganz von vorne anfangen – mit wenig Aussichten auf Erfolg.“