Das macht Mut: Land in Europa öffnet Kitas und Schulen – Infektionen steigen nicht
Es ist eine Frage, die viele Eltern derzeit bewegt: Wann können die Kinder wieder zurück in den Kita- und Schulbetrieb? In Hamburg gibt es jetzt einen schrittweisen Plan – währenddessen sind in einigen EU-Ländern die Kitas schon längst wieder geöffnet. Und die Bilanz macht durchaus Hoffnung.
Während in Hamburg die Sozialbehörde gerade erst einen Kita-Öffnungsplan mit einzelnen Stufen vorgelegt hat, sind die Dänen und Norweger schon einen Schritt weiter. In Norwegen haben die Kindergärten seit dem 20. April wieder geöffnet, in Dänemark bereits seit dem 15. April.
Wie sieht die erste vorsichtige Bilanz aus? Aus Norwegen kommen positive Nachrichten: Die Wiedereröffnung von Kindergärten und Grundschulen im April hat nach Angaben der norwegischen Gesundheitsbehörde nicht zu einer beschleunigten Ausbreitung des Coronavirus geführt.
Corona in Kitas: Norwegen zieht positive Bilanz
„Wir haben bisher noch nicht bemerkt, dass sich die Öffnung von Schulen und Kitas negativ auf die epidemiologische Situation ausgewirkt hätte“, sagte Frode Forland vom norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit am Montag bei einer Pressekonferenz in Oslo.
Die Wiedereröffnung am 20. April hatte vor allem bei den Eltern Besorgnis ausgelöst und auch Bildungsforscher warnten vor dem erhöhten Berufsrisiko der Pädagogen in den Schulen. Eine öffentliche Facebook-Gruppe mit dem übersetzten Titel: „Mein Kind sollte kein Versuchskaninchen für Covid-19 sein“ hat mittlerweile circa 27.000 Mitglieder.
Corona in Kitas und Schulen: Norwegen mit strengen Hygienevorschriften
Hätten sich die Öffnungen negativ ausgewirkt, wäre dies inzwischen durch einen Anstieg bei der Zahl der Neuinfektionen sichtbar geworden, erklärte Frode. „Aber es könnte noch etwas früh sein, um irgendwelche Auswirkungen auf die Krankenhauseinweisungen zu erkennen, und wir beobachten die Situation sehr genau“, fügt er dann hinzu.
Der Unterricht von Kindergärten und Schulen unterliegt strengen Hygienevorschriften: Die Kinder werden in kleinen Gruppen betreut – unter Wahrung von Abstandsregeln und regelmäßiger Handhygiene. Der Unterricht findet möglichst im Freien statt.
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Aber was sind jetzt die konkreten Zahlen? Am vergangenen Sonntag wurden in Norwegen offiziell nur sieben Neuinfektionen gemeldet. Damit stieg die Gesamtzahl auf knapp über 8000. In Norwegen starben bisher 224 Menschen durch Covid-19.
Corona in Kitas und Schulen in Dänemark: Kein Anstieg der Neuinfektionen
Auch in Dänemark zeigt man sich leicht optimistisch. Hier öffneten die Krippen, Kindergärten und Schulen bis zur fünften Klasse bereits fünf Tage früher, am 15. April.
Die Auflagen sind auch hier streng: Sechs Quadratmeter soll jedes Kind zur Verfügung haben – einige Gemeinden in Dänemark können deshalb nur einen Teil der Kinder betreuen. Außerdem werden die Kinder in kleine Gruppen aufgeteilt, im Freien sind Abtrennungen aufgebaut.
Corona in Kitas und Schulen in Dänemark: Kontakt soll eingeschränkt werden
In den offiziellen Empfehlungen des dänischen Gesundheitsministeriums an die Erzieher heißt es: „Sie können den engen Kontakt mit Kindern nicht vermeiden – und das sollten sie auch nicht.“ Der körperliche Kontakt, vor allem zu Kollegen, soll nach Möglichkeiten eingeschränkt werden.
Die Zahl der Neuinfektionen ist in Dänemark nach Daten der Johns-Hopkins-Universität in den vergangenen zwei Wochen niedrig geblieben.
Zu Beginn der Kita-Öffnungen betrug die Anzahl der Neuinfektionen täglich um die 170. Seitdem ist die Zahl nur selten über 200 gestiegen. Seit dem 25. April fällt die Zahl regelmäßig auf 150 oder noch niedriger.
Kitas und Schulen in Hamburg: UKE Professor fordert Öffnung
Ein Anstieg ist also in Dänemark nicht zu verzeichnen. Und auch der Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik an der Uniklinik Eppendorf (UKE), Professor Ansgar Lohse, fordert die schnelle Öffnung von Kitas und Schulen.
Die Öffnung der Schulen und Kitas in Hamburg bezeichnete er bereits Ende April als „längst überfällig“. Die bisherigen Zahlen hätten gezeigt, dass bei Kindern ein extrem niedriges Infektionsrisiko bestehe.
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Und selbst wenn sich ein Kind infiziere, habe die Erkrankung meist keinen schweren Verlauf. Lohse sprach sich für eine „Herdenimmunität in Niedrigrisikogruppen“ aus. Allerdings gibt es auch Studien, die ein identisches Infektionsrisiko von Erwachsenen und Kindern zeigen.
Corona in Hamburg: So sieht der Plan für Kitas aus
In Hamburg gibt es seit dem 16. März eine Notbetreuung für Kinder in systemrelevanten Berufen, am 22. April wurde diese ausgeweitet auf Alleinerziehende. Seit dem 4. Mai wurde die Notbetreuung noch einmal erweitert.
Der weitere Kita-Plan der Hamburger Sozialbehörde sieht eine Rückkehr der fünf- bis sechsjährigen Kinder ab dem 18. Mai vor, die am Übergang zur Grundschule und in die Vorschulklassen stehen.
Am 8. Juni sollen dann die viereinhalb bis fünfjährigen Kinder folgen und schließlich am 29. Juni die drei Drei- bis Viereinhalb-Jährigen. Sollten alle diese Stufen erfolgreich verlaufen, könnte es noch vor Ende der Sommerferien zu einem eingeschränkten Regelbetrieb kommen.