„Das ist wirklich wild“: Baustellen-Wirrwarr macht Hamburgs Autofahrer verrückt
Wer derzeit mit dem Auto nach Altona fahren oder – noch schlimmer – wieder von dort wegfahren will, der sieht die Straßen vor lauter rot-weißen Absperrbaken nicht mehr. Der Bezirk hat sich in eine riesige Baustelle verwandelt, Autofahrer hangeln sich von der einen zur nächsten, aber auch Fußgänger und Radfahrer wandeln mühsam durch das Labyrinth. Warum wurde das so geplant?
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Wer derzeit mit dem Auto nach Altona fahren oder – noch schlimmer – wieder von dort wegfahren will, der sieht die Straßen vor lauter rot-weißen Absperrbaken nicht mehr. Der Bezirk hat sich in eine riesige Baustelle verwandelt, Autofahrer hangeln sich von der einen zur nächsten, aber auch Fußgänger und Radfahrer wandeln mühsam durch das Labyrinth. Warum wurde das so geplant?
Donnerstagmorgen, kurz nach 8 Uhr: Es staut sich rund um die Elbchaussee. Auf der Bernadottestraße und der Holländischen Reihe geht gar nichts mehr, auch in den kleinen Verbindungsstraßen reihen sich die Autos aneinander. Enger beieinander stehen die Karossen sonst nur im Hamburger Auto-Knast in Rothenburgsort.
Elbchaussee: Verkehr wird über Ottensen umgeleitet
Grund für den Kollaps: ein Wasserrohrbruch am Montagnachmittag auf dem Elbchaussee-Abschnitt zwischen Susettestraße und Große Brunnenstraße. Die Straße wurde daraufhin voll gesperrt, eine Umleitung durch Ottensen eingerichtet. Noch bis Ende nächster Woche sollen die Arbeiten andauern – auch wenn an diesem Morgen erst einmal keine Arbeiter zu sehen sind.
„Das ist wirklich wild“, berichtet ein Anwohner. In Einbahnstraßen seien ihm Fahrzeuge entgegengekommen, auf kleinsten Kreuzungen sei gewendet worden. „Die Leute haben nach Auswegen aus den verstopften Straßen rund um die Elbchaussee gesucht.“
Königstraße: Hier entsteht die „Straße der Zukunft“
Aber selbst wenn sie einen gefunden haben – so richtig weiter kommen Autofahrer dann auch nicht. Die Königstraße verläuft bereits seit Oktober nur noch einspurig und soll zwischen der Max-Brauer-Allee und der Reeperbahn mit geschützten Radwegen, Grünstreifen sowie einem Regenwasser-System ausgestattet werden.
„Straße der Zukunft“, heißt das Projekt. In der Gegenwart bedeutet es vor allem (noch) Stress für alle Verkehrsteilnehmer. Weil von der Max-Brauer-Allee zudem ein Links-Abbiegen auf die Palmaille derzeit nicht möglich ist, verstopft der Verkehr in der Mörkenstraße.
Max-Brauer-Allee: Nächste Baustelle im Aufbau
Wer von oder in Richtung der Schanze unterwegs ist, muss sich währenddessen für die Max-Brauer-Allee wappnen. Seit April 2023 findet zwischen Eggerstedtstraße und Goetheallee ein riesiger Umbau statt. In Richtung Altona teilen sich Busse und Radler künftig eine Spur, während Autos nur noch eine Fahrspur bleibt. In Richtung Holstenstraße wird ein 2,50 Meter breiter Radweg entstehen. Der Verkehr fließt derzeit einspurig in beide Richtungen, morgens und abends stockt er allerdings eher.
Und während dort die Arbeiten noch in vollem Gange sind, wurden weiter südlich auf der Max-Brauer-Allee bereits die nächsten Baken und provisorischen Baustellen-Ampeln in Stellung gebracht. Hier geht’s weiter mit einem Velorouten-Ausbau – genauso wie übrigens am Holstenplatz. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt hat sich bereits vor einem Jahr in eine riesige, teils unübersichtliche, Baustelle verwandelt.
Die Altona-Baustellen-Liste könnte noch ewig so weiter gehen: Da ist noch der Velorouten-Ausbau in der Gerichtstraße, die vorbereitenden Abriss-Arbeiten an der Sternbrücke, die Fernwärmetrasse in Othmarschen, der neue A7-Deckel und last but not least – der neue Radweg in der Reventlowstraße in Othmarschen. Bei letzterem eskaliert der Streit derzeit völlig, die Bezirksversammlung stimmte gegen die Grünen für einen Baustopp. Doch das letzte Wort ist dort noch lange nicht gesprochen, die Emotionen kochen hoch.
So erklärt die Verkehrsbehörde die Baustellen in Hamburg
In der Verkehrsbehörde kann man die Kritik nicht so richtig nachvollziehen. „In der Baustellenkoordination konzentrieren wir uns (…) darauf, die zeitliche Abfolge der einzelnen Maßnahmen bestmöglich einzutakten und dabei wichtige Verkehrsbeziehungen zu berücksichtigen“, sagt Sprecher Dennis Heinert. Notwendige Maßnahmen, wie neue Stromleitungen und Asphaltsanierungen würden miteinander verbunden, um die „Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten“.
„Hierzu spricht die Koordinierungsstelle kontinuierlich mit den wichtigen Baulastträgern, aber auch mit der Polizei“, fährt er fort. Der A7-Deckel sei zum Beispiel mit der Elbchaussee abgestimmt worden. Der Bedarf einer Baustelle entstehe aber auch immer vor Ort – wie eben zuletzt am Montag an der Elbchaussee.
Insgesamt gebe es pro Jahr etwa 25.000 Baustellen in Hamburg, „durch die beispielsweise unsere Wasser-, Strom- und Gasleitungen in Schuss gehalten oder die Verkehrssicherheit erhöht wird“, sagt er. Ohne Maßnahmen gehe es aber eben nicht. Bedeutet also für Hamburgs Autofahrer: Augen zu (oder besser auf) und durch.