• An der Wand vor dem „Docks" darf jeder für 20 Euro seine Meinung zur Corona-Pandemie aufhängen.
  • Foto: Quandt

„Das ist Nazi-Sprech“: Hamburger Musikclub erntet Shitstorm für Corona-Wand

St. Pauli –

Auf das „Docks“ an der Reeperbahn geht derzeit ein heftiger Shitstorm nieder. Grund ist eine schräge Aktion im Netz: Vor dem Eingang des Musikclubs hängen „alternative“ Texte zur Corona-Pandemie, die die Gefährlichkeit der Krankheit und die Eindämmungsmaßnahmen in Zweifel ziehen. Und für 20 Euro kann dort jeder vier Wochen lang seine Meinung einrahmen lassen. Zahlreiche Nutzer auf Facebook laufen Sturm gegen die Aktion – auch aus der Musikbranche.

„Wir haben festgestellt, dass im Zusammenhang mit der Corona Pandemie über die Gefährlichkeit als auch über die Angemessenheit der Maßnahmen in den Mainstream Medien sehr einseitig berichtet wird“, schreibt das Docks-Team auf seiner Facebook-Seite. Kritische Stimmen, insbesondere aus der Wissenschaft, kämen nur selten oder gar nicht zu Wort. Das Docks wolle auf diese Weise „alternativen Stimmen Gehör verleihen“.

Musikclub Docks: Alternative Meinungen für 20 Euro

Und diese Meinungen hängen nun im Foyer und im Außenbereich. Ein Poster trägt die Überschrift „Das Lügen-Theater des Jahrtausends: Coronia 2020“.

Ein Aushang vor dem Docks.

Ein Aushang vor dem Docks.

Foto:

Sun

Ein anderer Aushang legt nahe, dass Covid-19 nicht gefährlicher sei als die gewöhnliche Grippe und es außerdem finanzielle Verstrickungen zwischen der Weltgesundheitsorgansiation und der Pharma-Industrie gebe. „Wir wünschen uns eine Anregung der Diskussion, eine Relativierung der Informationen und den Abbau der Angst“, erklärt das Docks-Team die Idee.

Docks in Hamburg: Wandzeitung löst Shitstorm im Netz aus

Hunderte Facebook-Nutzer sind entrüstet über den Beitrag  – insbesondere weil der Club mit Formulierungen wie „Mainstream-Medien“ auf Vokabular aus rechten und verschwörungstheoretischen Kreisen zurückgreift. „Das ist Nazisprech. Nicht mehr und nicht weniger“, schreibt ein Nutzer. „Wird es auch eine Aluhut-Polonaise geben?“, fragt ein anderer.

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Auch Leute aus der Musikbranche zeigen sich fassungslos. „Ihr seid ja so unfassbar dumm, einen Besuch kann ich mir in Zukunft für mich nicht mehr vorstellen“, schreibt etwa ein Hamburger Presse-Promoter. „Vielleicht sollte man den Laden wirklich dicht lassen oder gleich an Naidoo verkaufen“, postet ein Label-Mitarbeiter. „Ich will da nie wieder eine Band von uns sehen.“

Docks-Team reagiert überrascht auf die Kritik

Das Docks-Team reagiert überrascht: „Wir sind über die negativen Kommentare sehr verwundert.“ Unter den jetzigen Umständen würde man niemals öffnen und auch das Leben von Personen nicht in Gefahr bringen wollen. „In diesem Post geht es lediglich darum, alternativen Meinungen einen Platz zu bieten und außerhalb der digitalen Welt vor Ort zu diskutieren oder sich auszutauschen.“

Ein Nutzer kommentiert dazu: „Das Internet ist voll von ,Alternativen Meinungen‘ und die Gefahr durch solche Falschbehauptungen wurde hundertfach betont. Wer von ,Mainstreammedien‘ spricht und eine Unterdrückung kritischer Stimmen impliziert, muss halt damit rechnen für solche kruden Behauptungen einen Backlash zu bekommen.“ (abu/tst)

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