Blick auf das Haus Neuer Kamp 15 aus einer Wohnung des Hauses Neuer Kamp 17.

Blick in den Innenhof des Hauses Neuer Kamp 17: Hier steht das mysteriöse Geisterhaus. Foto: Bettina Blumenthal

Mitten im Wohnviertel: Ein geheimer Puff im Hinterhof

kommentar icon
arrow down

Zwischen der Schanze und St. Pauli, also in einer der beliebtesten Wohngegenden Hamburgs, steht ein leeres Haus. Adresse: Neuer Kamp 15. Öffentlich zugänglich ist es nicht, denn es steht in einem Innenhof. Um das versteckte Haus ranken sich nicht wenige Gerüchte: Schwarzbau, fehlender Brandschutz und illegale Prostitution. Doch was davon stimmt? Und was weiß man bei der Stadt, die seit 2024 Eigentümerin ist, über das Gebäude?

Verstecktes Haus hinter dem Neuen Kamp 17

Wer auf das Haus Neuer Kamp 17 blickt, ahnt nicht, dass sich dahinter ein weiteres Haus befindet. Der einzige Hinweis ist die etwas verloren wirkende Hausnummer 15, die über einem Metalltor links neben dem Eingang hängt. Für die Bewohner der Nummer 17 geht es hier zu den Mülltonnen und einem kleinen Innenhof mit Fahrradstellplatz – und zu einem leerstehenden Haus mit vier Stockwerken.

Schwarzbau-Gerüchte und fehlende Akten

Durch das Metalltor mit der Nummer 15 kommt man in den Innenhof von Nummer 17 – und zu dem mysteriösen Haus. / Florian Quandt
Neuer Kamp 15 - 17
Durch das Metalltor mit der Nummer 15 kommt man in den Innenhof von Nummer 17 – und zu dem mysteriösen Haus.

Seit wann das Haus leer steht? Gefühlt schon immer. Wann das Haus gebaut wurde? Weiß keiner so genau. Denn auch die Behörden hatten es lange Zeit nicht auf dem Schirm. Das Bezirksamt bestätigt auf MOPO-Anfrage, dass es keine Antragsunterlagen für die Hausnummer 15 gibt. Lediglich zu dem vorderen Haus mit der Nummer 17 weiß man, dass es zur Gründerzeit im Jahr 1878 gebaut wurde.

Man könnte daher annehmen, dass das hintere Gebäude zur gleichen Zeit gebaut wurde – allerdings ohne Baugenehmigung. Daher handele es sich vermutlich um einen Schwarzbau, so ein Sprecher des Bezirksamts.

Brandschutz bleibt das ungelöste Problem

Erst in den 50er-Jahren sei das Gebäude Neuer Kamp 15 zum ersten Mal aktenkundig geworden: Die damaligen Besitzer planten, das Haus für ein Tischlerei-Gewerbe zu nutzen. Allerdings bemängelte das Amt den Brandschutz und aus den Plänen wurde nichts.

Und da es für Gewerbeleerstand keine Anzeigepflicht gibt, blieb das Gebäude weiterhin unter dem Radar der Behörden. Denn als Wohnhaus war der Neue Kamp 15 nie angemeldet.

Erst in den 90er Jahren tauchte das Haus wieder in den Akten auf. Denn auch der letzte Eigentümer hatte wohl vor, das Haus gewerblich zu nutzen und führte umfangreiche Sanierungsarbeiten durch. Das Problem des mangelhaften Brandschutzes: Immer noch nicht geklärt.

Eigentümer machte ein Bordell daraus

Die Finanzbehörde, die seit 2024 Eigentümerin des Hauses ist, bestätigt: „Das Gebäude verfügt über acht wohnraumähnlich hergerichtete Nutzungseinheiten, für die keine bauaufsichtliche Genehmigung vorliegt.“ Wollte der Eigentümer in dem gut abgeschirmten Haus ein illegales Bordell betreiben?

Tatsächlich: Das Bezirksamt Altona bestätigt der MOPO, dass „Ende der 90er-Jahre in Bezug auf die Immobilie Neuer Kamp 15 ein sogenanntes HOZ-Verfahren (Herstellung ordnungsgemäßer Zustände) eingeleitet wurde“. Bei diesem Verfahren ging es darum, eine nicht genehmigte Nutzung des Gebäudes zu untersagen. Konkret: Das Haus wurde zu Zwecken der Prostitution genutzt.

Seit 2024 gehört das Haus der Stadt Hamburg

Unscheinbar: Das Haus Neuer Kamp 15 von hinten. Einen Zugang gibt es von hier nicht. Bettina Blumenthal
Haus Neuer Kamp 15
Unscheinbar: Das Haus Neuer Kamp 15 von hinten. Einen Zugang gibt es von hier nicht.

Mittlerweile gehört das Grundstück am Neuen Kamp mit den Häusern 15 und 17 der Stadt und wird von der SAGA verwaltet. Offenbar wollte sich der alte Besitzer nicht mehr damit herumplagen und verkaufte. Ursprünglich sollte der Komplex an die Vonovia gehen, doch die Stadt machte von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch – der Fall landete sogar vor Gericht.

Das könnte Sie auch interessieren: Leerstands-Skandal: Wohnungen ungenutzt – Villa mit dunkler Vergangenheit verfällt

Die Stadt will nun prüfen, welche Möglichkeiten für das Haus bestehen. „Inwiefern eine zukünftige Nutzung für Büro- oder Wohnzwecke überhaupt genehmigungsfähig ist, hängt von diversen Faktoren ab“, erklärt ein Sprecher der Finanzbehörde. Einer der Faktoren ist natürlich der Brandschutz. Ob der Stadt gelingen wird, das Haus nutzbar zu machen …

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test