„Das erste Mal Fahren war wirklich krass“: Wie wird man eigentlich Busfahrerin?
„Kommst du auch gut an die Pedale?“ Fahrlehrer Jörg Jelinek sitzt gut gelaunt neben der 20-jährigen Auszubildenden Lucia Sanoussi, die auf dem Busfahrer-Sitz Platz genommen hat und dabei ist, alles für die bevorstehende Fahrt einzustellen. Die nickt, wirft noch einen prüfenden Blick in alle drei Spiegel und schließt dann die Türen – es geht los! Seit zehn Jahren bildet die Hochbahn Nachwuchskräfte als „Fachkraft im Fahrbetrieb“ aus. Dabei geht es allerdings um viel mehr als nur das Busfahren. Die MOPO erfuhr, warum Busfahrerinnen und -fahrer immer vier Schritte vorausdenken müssen – und durfte auch selbst eine kurze Runde mit dem Fahrzeug drehen. Bitte einsteigen!
„Kommst du auch gut an die Pedale?“ Fahrlehrer Jörg Jelinek sitzt gut gelaunt neben der 20-jährigen Auszubildenden Lucia Sanoussi, die auf dem Busfahrer-Sitz Platz genommen hat und dabei ist, alles für die bevorstehende Fahrt einzustellen. Die nickt, wirft noch einen prüfenden Blick in alle drei Spiegel und schließt dann die Türen – es geht los! Seit zehn Jahren bildet die Hochbahn Nachwuchskräfte als „Fachkraft im Fahrbetrieb“ aus. Dabei geht es allerdings um viel mehr als nur das Busfahren. Die MOPO erfuhr, warum Busfahrerinnen und -fahrer immer vier Schritte vorausdenken müssen – und durfte auch selbst eine kurze Runde mit dem Fahrzeug drehen. Bitte einsteigen!
Der umgebaute Trainings-Bus der Hochbahn unterscheidet sich äußerlich nicht von den Fahrzeugen, die auf Hamburgs Straßen unterwegs sind. Nur im Inneren fällt auf: Neben dem Busfahrersitz ist noch ein zweiter Stuhl eingebaut, ebenfalls ausgerüstet mit Gas- und Bremspedal, damit der Fahrlehrer im Notfall eingreifen kann.
Ausbildung zum Busfahrer: Wo liegt der Drehpunkt des Busses?
„Das Wichtigste, dass du immer im Gedächtnis haben musst, ist, dass der Drehpunkt des Busses an seiner Hinterachse liegt“, erklärt Jelinek. Der 53-Jährige bildet bei der Hochbahn seit 17 Jahren Nachwuchs-Busfahrer aus. „Das bedeutet, dass wenn du nach links lenkst, schwenkt das Heck des Busses erst einmal nach rechts aus“, fährt er fort.
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Sanoussi gibt ein wenig Gas und das tonnenschwere Gefährt setzt sich in Bewegung. Erst kurz vor dem Gehweg lenkt sie ein, um das Gefährt um die Kurve zu bekommen. Für sie ist es erst das zweite Mal, dass sie überhaupt vorne im Bus sitzt.
Die meisten Busfahrer bei der Hochbahn sind männlich
„Das erste Mal Busfahren war wirklich total krass“, erinnert sie sich und lacht dabei. Die 20-Jährige kommt bald ins zweite Lehrjahr, dann stehen auch die offiziellen praktischen Fahrstunden auf dem Programm. Bei der Ausbildung bekommt sie Einblick in alle Hochbahn-Bereiche, darunter die Leitstelle, die Werkstatt oder die Verwaltung. „Am spannendsten finde ich den Ablauf und die Koordination des Busbetriebs“, erzählt Sanoussi. „Da ist es immer trubelig, vor allem zu den Schichtwechseln um 4 oder 5 Uhr morgens oder mittags um 12.“

Mehr als 3100 Busfahrerinnen und -fahrer sind derzeit bei der Hochbahn angestellt, fast 90 Prozent von ihnen sind männlich. „Da ist noch Luft nach oben“, meint Sanoussi.
Sie selbst kam über ihren Vater, der ebenfalls dort als Busfahrer arbeitet, auf den Beruf, begleitete ihn auf seinen Touren. Vor der Ausbildung musste sie noch zur ärztlichen Untersuchung und einen Reaktions- und Gesundheitscheck absolvieren, dann konnte es losgehen. Acht „Fahrkräfte im Fahrbetrieb“ bildet die Hochbahn jedes Jahr aus, viele der Busfahrer sind allerdings Quereinsteiger.
Wie wird man Quereinsteiger bei der Hochbahn?
„Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist hilfreich, aber keine Voraussetzung. Wichtig ist der Führerschein der Klasse B, den man seit zwei Jahren haben muss. Den Bus-Führerschein erhalten die meisten dann nach vier bis sechs Monaten Intensivtraining in Praxis und Theorie“, erzählt Jelinek. Circa 40 Neueinstellung gebe es pro Monat, meist Quereinsteiger aus völlig unterschiedlichen Berufssparten. „Einer war Kardiologe und ist jetzt vollkommen zufrieden mit seinem neuen Job.“
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Auf dem Betriebshof in Langenfelde könnten die Azubis und Quereinsteiger dann erst einmal ein paar Runden drehen, müssen versuchen, die herunterhängenden Kabel nicht mit dem Fahrzeug zu berühren. „Guck, das eine schwankt“, sagt Jelinek nach einer Linkskurve und deutet in den Rückspiegel. Wann geht es denn in den richtigen Straßenverkehr? „Das entscheiden die Fahrlehrer individuell.“
Das Entscheidende sei, betont der 53-Jährige, dass Busfahrerinnen- und -fahrer immer vier Schritte voraus denken müssten. „Denn andere Verkehrsteilnehmer, ob Fußgänger, Auto- oder Radfahrer, unterschätzen oft, wie viel Platz ein Bus wirklich braucht oder dass das Heck eben gegensätzlich ausschwenkt.“
Im Test: Wie fährt sich ein tonnenschwerer Hochbahn-Bus?
Nachdem Sanoussi dann fast schon souverän ein paar Runden auf dem Betriebshof gedreht hat, darf ich auch einmal selbst hinter das Bus-Steuer klettern. Um an die Pedale zu kommen, muss ich mit meinem 1,60 Metern den Sitz bis fast ganz nach vorne schieben. Einmal links die Handbremse lösen und los geht’s! Es ist ein seltsames Gefühl, als sich der zwölf Tonnen schwere Bus tatsächlich in Bewegung setzt. „Du kannst ruhig schneller als fünf km/h fahren“, sagt Jelinek lachend. „Erlaubt sind auf dem Hof maximal 20 km/h.“ Das traue ich mich dann aber doch nicht, schaffe es aber unter Schweißausbrüchen um eine Kurve.

Laut Jelinek bestehen um die 94 Prozent die theoretische und circa 67 Prozent die praktische Prüfung beim ersten Mal. Ob ich auch dazu gehören würde? Kann ich mir in diesem Moment nicht vorstellen – konnte ich mir beim Auto am Anfang aber auch nicht, hat trotzdem geklappt. Auf dem Rückweg nach Hause beobachte ich den Busfahrer jedenfalls ganz genau und staune, wie er das tonnenschwere Gefährt auch in die kleinsten Seitenstraßen quetscht.