• Ralf Weule (60) ist Redakteur im Printteam. Anlässlich der Serie „Mein Tag als …“ arbeitete er 2009 einen Tag als Totengräber auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
  • Foto: Volker Schimkus

Das Ende will bedacht sein: MOPO-Redakteur fordert: Freunden Sie sich mit dem Tod an!

Ja, es gibt sicherlich schönere Themen. Doch es ist so, wie es ist: Wir alle müssen eines Tages sterben. Und der Tod lauert überall. „Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns“, schreibt der Dichter Rainer Maria Rilke. Und der Philosoph Arthur Schopenhauer weiß: „Jeder Atemzug wehrt den beständig eindringenden Tod ab, mit welchem wir in jeder Sekunde kämpfen … Zuletzt muß er siegen: denn wir sind ihm durch Geburt anheimgefallen, und er spielt nur eine Weile mit seiner Beute, bevor er sie verschlingt.“ Doch über den Tod sprechen die Menschen kaum. Er wird tabuisiert.

Warum ist das so? Der Tod ist uncool, er passt nicht in unsere Spaßgesellschaft. In eine Gesellschaft, die nur noch eins kennt: weiter, höher, geiler. Wir möchten auf keinen Fall daran denken, dass wir eines Tages nicht mehr sind, eines Tages in einer Kiste liegen oder verbrannt werden. Wir wissen auch nicht, was danach kommt, wenn denn was kommt. Die Religion setzt hier nur auf Glauben und Hoffnung.

Der Tod macht uns Angst. Er ist dunkel, unheimlich, absolut. Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht näher kennenlernen. Er betrifft immer nur die anderen, solange er uns nicht betrifft, ist alles gut. Ist es das?

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Wir beschäftigen uns erst dann mit dem Tod, wenn er eintritt

Wenn wir nicht über das Thema Tod sprechen oder darüber nachdenken wollen, wird unsere Angst davor immer größer. Leider beschäftigen wir uns meistens erst dann mit dem Tod, wenn er eintritt. Bei Freunden, Familie oder beim Partner. Doch dann ist es zu spät, und wir haben die Gelegenheit verpasst, uns auf dieses existenzielle Thema vorzubereiten oder uns darüber mit anderen auszutauschen. Dem Tod ist das egal, uns sollte es das nicht sein.

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Sicher ist, man stirbt jede Sekunde. Natürlich darf man nicht in ständiger Angst vor dem Sterben leben. Aber jeder sollte die Gelegenheit ergreifen, sich mit Freunden oder Verwandten über dieses brisante Thema zu unterhalten. Denn der Tod ist vielleicht näher, als man ahnt. Wenn man miteinander darüber spricht, können unter Umständen Ängste erkannt und relativiert werden.

Den eigenen Tod zu reflektieren, ist eine Herkulesaufgabe

Den eigenen Tod zu reflektieren, ist eine Herkulesaufgabe. Trotzdem sollte man sich mit Fragen auseinandersetzen wie: Wo möchte ich sterben? Wie möchte ich beerdigt werden? Was könnte für die eigene Trauerfeier wichtig sein? Wer soll erben? Wer soll die Dinge erledigen, die nach meinem Tod erforderlich sind? Ist das alles geklärt, hat man sicherlich das gute Gefühl, dass alles geregelt ist und die Nachkommen nicht belastet werden. Dann fällt es vielleicht leichter, diesen merkwürdigen Planeten zu verlassen.

Sicherlich gibt es schönere Dinge, als sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Mit dem schwer erträglichen Gedanken, dass in meinem Leben alle Möglichkeiten abgeschnitten sind. Das macht traurig, das macht einsam, das macht wütend. Aber so ist es seit Ewigkeiten nun einmal.

Wir sollten uns mit dem Tod anfreunden

Der Philosoph Martin Heidegger („Sein und Zeit“) beschreibt es so: „Der Tod ist eine Weise zu sein, die das Dasein übernimmt, sobald es ist.“ Und weil das so ist, sollten wir uns mit ihm auseinandersetzen und uns letztlich auch mit ihm anfreunden. Denn ihm entkommen wird keiner von uns …

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