Das Nazi-Geheimnis dieser protzigen Villa in den Elbvororten
Prächtige Villen gibt es dutzende in Blankenese. Doch das Haus Baurspark 3 ist im Treppenviertel dann doch etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass das achteckige Haus knapp 30 Millionen Euro wert ist, nein, der Entwurf dieses Bauwerks stammt aus der Feder eines Mannes, der auch für Adolf Hitler und Heinrich Himmler tätig war – und sich hier selbst ein Denkmal setzte.
Prächtige Villen gibt es dutzende in Blankenese. Doch das Haus Baurspark 3 ist im Treppenviertel dann doch etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass das achteckige Haus knapp 30 Millionen Euro wert ist, nein, der Entwurf dieses Bauwerks stammt aus der Feder eines Mannes, der auch der Innenarchitekt Adolf Hitlers und Heinrich Himmlers war. Ja, richtig gehört, Cäsar Pinnau gestaltete die Räume der Neuen Reichskanzlei in Berlin und eben auch diese leicht protzige Villa in den Elbvororten.
Mit der Hypothek, der Lieblings-Interieur-Designer der schlimmsten Massenmörder der Geschichte gewesen zu sein, muss man erstmal klarkommen. Doch für den 1906 in Hamburg geborenen Pinnau war das überhaupt kein Problem.
Cäsar Pinnau entwarf Villen für Wohlhabende
In den 1930er Jahren hatte der Architekt in Hamburg und Berlin vor allem Villen für Wohlhabende entworfen. Aber auch die Innenausstattung des Luftschiffes „Hindenburg“ gestaltete Pinnau. In Berlin lernte er Hitlers Lieblingsarchitekten und späteren Rüstungsminister Albert Speer (1905-1981) kennen und über ihn bekam er wichtige Staatsaufträge. So gelangte der Hamburger auch an den Auftrag, die Innenausstattung der Neuen Reichskanzlei zu gestalten. Hitler schien es zu gefallen und Parteimitglied Pinnau (seit 1937) wurde an den Planungen der Berliner Prachtmeile „Nord-Süd-Achse“ beteiligt. Auch das Innere der Dienstvilla von SS-Chef Heinrich Himmler gestaltete der Hamburger.

Der 1940 zum Professor berufene Pinnau gelangte 1944 auf die „Gottbegnadeten-Liste“ der Nazis. Wer als Künstler oder Gestalter auf dieser Liste war, der genoss besondere Privilegien.
Pinnau arbeitete auch für Rudolf-August Oetker
Nach dem Krieg wussten in der jungen Bundesrepublik dann auch Leute wie Rudolf-August Oetker die Talente Pinnaus zu schätzen. Der Unternehmer, der zur Nazi-Zeit als SS-Mitglied auch beste Kontakte zu den Spitzen des Regimes hatte, machte Pinnau zu seinem Haus- und Hofarchitekten. Der Baumeister schuf Firmensitze, Fabriken, Privathäuser und sogar Schiffe wie die „Cap San Diego“ für Oetkers Reederei „Hamburg Süd“. Der Sitz der Reederei, ein 55 Meter hohes elegantes Hochhaus an der heutigen Willy-Brandt-Straße, gilt als Meisterwerk Pinnaus. Mehr noch: der moderne Bau war im zerstörten Hamburg ein Symbol des Aufschwungs und des Wiederaufbaus der stolzen Hansestadt.
Pinnau verdiente im Wirtschaftswunder prächtig und Worte der Reue über sein Wirken für die Nazi-Spitze sind nicht überliefert.
In Blankenese baute er sein persönliches Traumhaus
In Blankenese nun hatte Cäsar Pinnau 1986 als letztes Werk sein ganz persönliches Traumhaus fertiggestellt, als „Liebeserklärung über den Tod hinaus“ wie die „Welt“ schrieb.

Das im neoklassizistischen Stil erbaute Haus befindet sich am Baurs Park auf einer Anhöhe. Auf der Terrasse hat man den herrlichsten Elbblick. Cäsar Pinnau starb 1988 nur zwei Jahre nach seinem Einzug in das vielleicht etwas protzige Domizil.
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Seine Frau Ruth lebte dort noch 22 Jahre in dem riesigen Privathaus mit dem parkähnlichen Garten. Sie galt bald als „Grande Dame“ der Hamburger Gesellschaft und starb 2010 im Alter von 85 Jahren. Bis zuletzt versuchte die stolze Tochter eines Stralsunder Marineoffiziers alles, um ihrem „besten Mann der Welt“ ein Denkmal zu setzen.