Fund auf dem Flohmarkt: Das Buch-Geschenk des Ober-Nazis
„Hamburger National“, ein Büchlein mit so einem Titel muss natürlich die Aufmerksamkeit des MOPO-Flohmarkt-Fuchses erregen. Gerade mal zwei Euro zahlte ich in Wittenburg bei der „Sonntagsbörse“ dafür. Beim Blättern in dem Werk standen mir dann die Haare zu Berge. Herausgeber war nämlich einer der schlimmsten Hamburger Nazis.
„Hamburger National“, ein Büchlein mit so einem Titel muss natürlich die Aufmerksamkeit des MOPO-Flohmarkt-Fuchses erregen. Gerade mal zwei Euro zahlte ich in Wittenburg bei der „Sonntagsbörse“ dafür. Beim Blättern in dem Werk standen mir dann die Haare zu Berge. Herausgeber war nämlich einer der schlimmsten Hamburger Nazis.
Der zerfledderte Einband des Buches ist liebevoll gestaltet, dort ist ein gezeichnetes Hamburg-Panorama mit den fünf Hauptkirchen und der Stadtbefestigung aus dem Jahr 1720 zu sehen. Auf Seite drei steht: „Ein Buch von Hamburgern für Hamburger“. Doch auf Seite 5 ist dann zu lesen, wer hinter diesem so harmlos scheinenden Büchlein steckte. Dort heißt es: „Meinen Hamburger Kameraden. Karl Kaufmann, Gauleiter und Reichsstatthalter, Kriegsweihnacht 1940.“ Was hatte es damit auf sich? Aufklärung gibt es drei Seiten später: „Dieses kleine Werk ist auf Wunsch von Gauleiter Karl Kaufmann verlegt worden“ und es ist ein einmaliger Sonderdruck für Hamburger Soldaten.

Über den Inhalt schreibt die „Schriftleitung“ des „Hamburger Tageblatts“, die redaktionell zuständig war, dass die Autoren in dem 128-seitigen Buch Hamburger Dichter und Erzähler sind und die abgedruckten Bilder ebenfalls von Hamburger Künstlern stammen. Das für Soldaten an der Front gedachte Buch sei also „ein echtes Hamburger Kind“. Und weiter wird ausgeführt, das Werk sei „ein Eintopf aus geistiger Kost“ und so wie „Mutter zuhause beim Gericht Hamburger National Fleisch, Steckrüben und Kartoffeln zusammenrührt“, sei das Buch entstanden.
Buch ging an Front-Soldaten
Die Einleitung endet mit dem Satz: „Wenn von der Front die erste Postkarte kommt, auf der uns einer schreibt, dass wir des Gauleiters Wunsch erfüllt haben, dann sind wir gewaltig stolz.“

Des Gauleiters Kaufmanns Wunsch, der war 1940 in der Hansestadt Befehl. Der 1900 in Krefeld geborene berufslose Nazi-Karrierist, ein Mann ohne Schulabschluss, ist schon 1929 Gauleiter von Hamburg geworden. Später kamen noch die Posten als Reichsstatthalter, Chef der Landesregierung, Reichsverteidigungskommissar und Reichskommissar für die Schifffahrt hinzu. Kaufmann war dank seiner Rücksichtslosigkeit und vieler Intrigen einer der mächtigsten Nazi-Bonzen ganz Deutschlands geworden und kaum jemand in Hamburg wagte es, ihm zu widersprechen.
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Nach Kriegsende wurde der Mann niemals konsequent zur Verantwortung gezogen und er starb als wohlhabender Teilhaber einer chemischen Fabrik 1969 in Hamburg. Das Buch, das auf seinen Wunsch hin 1940 entstand, enthält übrigens nur banale Aufsätze mit Titeln wie „Lottchens gefährliche Abenteuer“, „De Seemannsbrut“ oder „Der Überfall auf den Grindelhof“.