Das Bau-Desaster an der Elbe: Die Gründe, die Folgen, die Reaktionen
Es ist gleichzeitig Hamburgs pompösestes als auch umstrittenstes Bauprojekt: Der Elbtower in der HafenCity – von der politischen Opposition spöttisch als „Olaf-Scholz-Gedächtnisturm“ betitelt. 100 Meter ist das Prestige-Gebäude bereits in die Höhe gewachsen, weitere 145 Meter sollten dazu kommen. Doch jetzt stehen die Bauarbeiten plötzlich still. Der Grund: Karstadt-Milliardär René Benko und sein Signa-Konzern, die hinter dem Bau stehen, sollen zuletzt kein Geld gezahlt haben. Was steckt dahinter und vor allem: Wie geht es weiter?
Am Freitagvormittag sind noch einige Arbeiter auf der Baustelle in der HafenCity dabei zu sehen, wie sie letzte Sicherungsarbeiten abschließen. Weiter in die Höhe geht es aber erstmal nicht. Drei Lkw warten auf den Elbbrücken, um Waren abzuliefern. Erst nach längerer Zeit werden zwei von ihnen auf das Gelände gelassen. Die Stimmung vor Ort beschreibt ein MOPO-Reporter als nervös, er wird von einem Wachmann direkt lautstark weggeschickt.
Er ist Hamburgs pompösestes und gleichzeitig auch umstrittenstes Bauprojekt: Der Elbtower in der HafenCity – von der politischen Opposition spöttisch „Olaf-Scholz-Gedächtnisturm“ betitelt. 100 Meter ist das Prestigeprojekt bereits in dien Himmel gewachsen, weitere 145 Meter sollten dazu kommen. Doch jetzt stehen die Bauarbeiten plötzlich still. Der Grund: Milliardär René Benko und sein Signa-Konzern, die hinter dem Bau stehen, sollen zuletzt kein Geld gezahlt haben. Was steckt dahinter und vor allem: Wie geht es weiter? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Am Freitagvormittag sind noch einige Arbeiter auf der Baustelle in der HafenCity dabei zu sehen, wie sie letzte Sicherungsarbeiten abschließen. Weiter in die Höhe geht es aber erstmal nicht. Drei Lkw warten auf den Elbbrücken, um Waren abzuliefern. Erst nach längerer Zeit werden zwei von ihnen auf das Gelände gelassen. Die Stimmung vor Ort beschreibt ein MOPO-Reporter als nervös, er wird von einem Wachmann direkt lautstark weggeschickt.

Was ist auf der Elbtower-Baustelle passiert?
Die Arbeiten sind vorübergehend eingestellt, das bestätigt Matthias Kaufmann der MOPO. Er ist Geschäftsführer der Lupp Gruppe, die wiederum von der Signa mit dem Rohbau des Wolkenkratzers beauftragt wurde. „Grund hierfür sind ausstehende Zahlungen“, sagt er. Die Frage, seit wann das Geld nicht mehr fließt, lässt er unbeantwortet.
Steckt Benkos Firma Signa in der Krise?
Der österreichische Investor René Benko – in seiner Heimat auch als „Ösigarch“ betitelt – hat eine komplex strukturierte Gruppe, die Signa Holding. Die Tochterfirma Signa Real Estate baut in Hamburg nicht nur den Elbtower, sondern auch die Gänsemarkt-Passage in der City neu. Dort tut sich derzeit ebenfalls nichts, es soll noch an zukünftigen Mietern mangeln.

In diesem verworrenen Firmengeflecht hat sich zudem ein kurioser Streit entfacht: Zwischen der Signa Holding und der Sportartikel-Sparte Signa Sports United. Letztere teilte am Montag mit, dass Signa Holding die Ende Juni zugesagte Kapitalspritze von 150 Millionen Euro überraschend wieder zurückgezogen habe. Signa Sports hält das für rechtswidrig – währenddessen meldeten die Tochterfirmen Tennis-Point und fahrrad.de, die auch in Hamburg vertreten sind, bereits Insolvenz an.
Hohe Baukosten und steigende Zinsen setzen dem Immobilien-Imperium offenbar immer mehr zu. Das Wiener Nachrichtenmagazin „News“ veröffentlichte am Mittwoch die Jahresbilanz für 2022. Demnach soll die Signa Holding einen Verlust von rund einer halben Milliarde Euro erlitten haben. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es noch 570 Millionen Euro Gewinn. Die Schulden sollen von 635 Millionen auf fast zwei Milliarden Euro gestiegen sein. Eine MOPO-Anfrage dazu ließ die Signa unbeantwortet.
Kommt jetzt der große Ausverkauf?
Benkos Imperium bröckelt – nachdem er viele Jahre lang eine deutsche Innenstadt-Immobilie nach der anderen kaufte. 2013 übernahm er die letzten Kaufhaus-Riesen Karstadt und Galeria Kaufhof. Inzwischen sind diese insolvent, auch in Hamburg gingen hunderte Arbeitsplätze verloren.
Um wieder an Geld zu kommen, stehen nach MOPO-Informationen allein in Hamburg fünf Premium-Investments zum Verkauf. Darunter sind das Grundstück Jungfernstieg 48 direkt neben der abgerissenen Gänsemarkt-Passage und das Eckhaus Alsterakaden/Jungfernstieg. Zudem verkaufte Benkos Handelssparte Signa Retail den Sport-Riesen SportScheck. Anscheinend erste Ergebnisse des Starsanierers Arndt Geiwitz, der seit Juni bei der Signa mit an Bord ist.
Was sagen René Benkos Investoren?
Ende Juli berichtete das „Handelsblatt“, dass bestehende Investoren der Signa-Gruppe insgesamt 400 Millionen Euro eingebracht hätten, um die angespannte Lage etwas abzumildern – darunter Fressnapf-Gründer Torsten Toeller. Zuletzt verstärkten die großen Geldgeber aber den Druck: Selbst Investor und Hamburger Unternehmer Klaus Michael Kühne ließ im „Spiegel“ über seinen Stellvertreter ausrichten: Die „Bonanzazeit“ der vergangenen Jahre sei „definitiv vorbei“ und „Risiko muss raus, Solidität rein“.
Was sagt die Hamburger Politik zum Elbtower Baustopp?
Sowohl SPD, als auch die SPD-geführte Baubehörde erklären auf Nachfrage, dass die regelmäßigen Berichte des externen Controllers bislang nicht auf eine Bauunterbrechung am Elbtower hingewiesen hätten. Der Signa-Vorstand sei unverzüglich um Stellung gebeten worden, heißt es aus der Behörde. „Wir erwarten, dass die Unterbrechung aufgeklärt wird und der Bau des Elbtowers zeitnah fortgesetzt wird“, so Grünen Bauexpertin Sonja Lattwesen.

Die Opposition ist währenddessen auf Zinne. „Korruptionsvorwürfe, undurchsichtige Geschäftsmodelle und finanzielle Risiken haben den Senat nicht davon abgehalten, mit René Benko Vertrage abzuschließen“, kritisiert Linken-Politikerin Heike Sudmann. CDU-Bauexpertin Anke Frieling ergänzt, dass es selbst bei einem erneuten Verkauf der Projekte ewig dauern würde, bis tatsächlich etwas passiert.
Warum ist der Elbtower in Hamburg so umstritten?
Bereits 2018 hatte Benko den Zuschlag für den Bau bekommen. Der damalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) präsentierte den Deal, kurz bevor er nach Berlin ging und bezeichnete es als „Meisterentwurf“. Wie dieser Handel genau von statten gegangen war, darüber wollte der Senat allerdings nicht gerne reden. Das sorgte selbst bei SPD-Fraktionspolitikern für Unverständnis. Die Bürgerschaft setzte 2019 immerhin durch, dass mindestens 30 Prozent der Flächen sowie die Hotelfläche vor Grundstücksübergabe vermietet sein müssen – das wurde allerdings nicht vom Parlament, sondern den finanzierenden Banken geprüft.
Wie geht es jetzt weiter?
Geschäftsführer Matthias Kaufmann rechnet damit, dass sein Bauunternehmen Lupp „zeitnah“ wieder auf die Baustelle zurückkehrt. Man sei in engem Austausch. mit den Investoren. Signa ließ auch die MOPO-Anfrage dazu unbeantwortet. Klar ist aber auch: Sollte Signa aus der Turmbaustelle aussteigen müssen, droht ein langer Baustopp mit ungewissem Ausgang. Denn ob sich der Turm angesichts von gestiegenen Zinsen und Baukosten sowie schwacher Nachfrage nach Büroflächen jemals rechnen wird, ist derzeit völlig unklar.