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25hours Hamburg Vier-tage-Woche
  • „25hours“ betreibt zwei Hotels in Hamburg – seit November 2021 testen beide Standorte die Vier-Tage-Woche.
  • Foto: Stephan Lemke

Vier Tage arbeiten, volles Gehalt! Diese Hamburger Firma versucht es

Einen Tag weniger pro Woche arbeiten, aber das gleiche Gehalt wie vorher kassieren! Was klingt, wie ein echter Traum für Arbeitnehmer:innen, soll die Produktivität ordentlich ankurbeln und Unternehmen viel attraktiver machen. Erkenntnisse aus Island untermauern das. Eine Hotelkette wagt nun den Selbstversuch in Hamburg.

Im November startet die Hotelkette 25hours das Pilotprojekt. Ab dann kann sich die Belegschaft in den beiden Hamburger Standorten in der Hafencity und am Alten Hafenamt entscheiden, ob sie an fünf Tagen in der Woche arbeiten will, wie bisher – oder bei gleicher Bezahlung am Experiment Vier-Tage-Woche teilnehmen möchte.

Hamburger Hotels probieren Vier-Tage-Woche aus

Mit der „3-Tage-frei-Woche“ reagiere 25hours auf eine schwierige Personallage, erklärt Chief Brand Officer Bruno Marti. Firmenweit seien aktuell rund 150 Stellen nicht besetzt und die Suche sei „so schwer wie nie“, sagt Personalchefin Kathrin Gollubits. Stellenweise hätten schon Restaurants und Bars für einige Tage geschlossen werden müssen.


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Die Ansprüche der Arbeitnehmer:innen hätten sich verändert, eine „zeitgemäße Work-Life-Balance“ sei immer wichtiger. Eine interne Umfrage bei 25hours habe ergeben, dass sich 40 Prozent der Angestellten mehr Freizeit wünschen. Also probiert die Hotelkette eben aus, wie gut das Vier-Tage-Modell funktioniert – oder ob überhaupt.

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Angestellte im Schichtbetrieb, zum Beispiel im Service, arbeiten während des bis Endes des Jahres dauernden Versuchs neun statt acht Stunden am Tag. Dafür gibt es drei garantierte freie Tage pro Woche. Die vier Stunden Differenz zur 40-Stunden-Woche gehen auf ein Überstundenkonto. „Im Idealfall ist das ein ungenutztes Konto, das nach einem Jahr auf Null gesetzt wird. In den ersten Wochen und Monaten ist das für uns tatsächlich ein Puffer, der uns hilft, dieses Projekt zu initiieren“, erklärte Kathrin Gollubits gegenüber „Capital“.

25hours-Personalchefin Kathrin Gollubits wünscht sich mehr Motivation und mehr Umsatz durch eine Vier-Tage-Woche. Stephan Lemke
25hours-Personalchefin Katrhis Gollubits
25hours-Personalchefin Kathrin Gollubits wünscht sich mehr Motivation und mehr Umsatz durch eine Vier-Tage-Woche.

Die Arbeitstage verteilen sich flexibel auf die Woche, nicht etwa strikt auf Montag bis Donnerstag. Endet das Pilotprojekt erfolgreich, könnten schon Anfang 2022 alle Angestellten davon profitieren.

Vier-Tage-Woche: Island als großes Vorbild?

Gollubits erhofft sich eine „Produktivitätssteigerung der Mitarbeiter“ und eine höhere Motivation durch das Projekt. Spüren die Gäste, dass sich die Mitarbeiter mehr um sie kümmern können, wirke sich das auch positiv auf den Umsatz aus.

Erkenntnisse aus Island zeigen das Potenzial der Vier-Tage-Woche. Zwischen 2015 und 2019 nahmen dort 2500 Arbeitnehmer:innen an einer Studie teil. Im Juni diesen Jahres präsentierte die „Association for Democracy and Sustainability“ die Ergebnisse: Das Wohlbefinden der Teilnehmenden habe sich insgesamt deutlich verbessert.

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Mehr Freizeit führe zu weniger Stress, weil mehr Zeit für Freunde, Familie oder Hobbys bleibe. Besonders positiv wirke sich dieser Effekt auf Alleinerziehende aus. Spannender Nebeneffekt: Einige Teilnehmer:innen berichteten sogar von besseren Partnerschaften – die Arbeitsteilung im Haushalt lasse sich gerechter aufteilen.

Auch bei Führungskräften sei die Vier-Tage-Woche mittlerweile beliebt. Gestraffte Meetings, kürzere Kaffeepausen und eine besser an die Kompetenzen angepasste Aufgabenverteilung wirkten sich der Studie zufolge klar positiv auf die Produktivität aus. Wo anfangs noch befürchtet worden war, dass eine Gefahr der Überarbeitung bestehe, setzte am Ende sogar eine Art natürliche Arbeitszeitreduzierung ein.

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