Die Bunkerbäume sind da: Darum fliegen sie bei Sturm nicht weg
Wird der Bunker grün oder grau? Darüber haben Planer und Anwohner auf St. Pauli ewig gestritten. Im nächsten Sommer können sich alle selbst ein erstes Bild davon machen, wie grün der Dachgarten auf dem Feldstraßenbunker denn nun wirklich wird. Mittwochfrüh wurden die ersten Bäume per Kran aufs Dach gehievt und eingepflanzt. Die Planer mussten sich einiges einfallen lassen, damit sich die Bäume in 58 Metern Höhe wohlfühlen und bei Sturm nicht wegfliegen. Immerhin werden mehrere Tausend Gewächse verpflanzt – und Experten sprechen von einem „absoluten Stress-Standort“.
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Wird der Bunker grün oder grau? Darüber haben Planer und Anwohner auf St. Pauli ewig gestritten. Im nächsten Sommer können sich alle selbst ein erstes Bild davon machen, wie grün der Dachgarten auf dem Feldstraßenbunker denn nun wirklich wird. Mittwochfrüh wurden die ersten Bäume per Kran aufs Dach gehievt und eingepflanzt. Die Planer mussten sich einiges einfallen lassen, damit sich die Bäume in 58 Metern Höhe wohlfühlen und bei Sturm nicht wegfliegen. Immerhin werden mehrere Tausend Gewächse verpflanzt – und Experten sprechen von einem „absoluten Stress-Standort“.
„Der Pflanzstart ist für uns alle ein großartiger Meilenstein auf dem Weg zum grünen Bunker“, sagt Henning Lübbe, Projektleiter des Bauherrn Matzen Immobilien KG. In den kommenden Monaten werden die fünf aufgestockten Etagen das alten Flakbunkers auf dem Heiligengeistfeld Schritt für Schritt weiter begrünt. Bis Anfang 2023 soll ein großer Teil der Bäume und Sträucher eingepflanzt sein.
Mit Hilfe eines Krans wurden am Mittwoch drei Bergkiefern und ein Säulenwacholder aufs Dach gehievt. Die jeweils drei Meter hohen Gehölze, die 15 bis 20 Jahre alt sind und ein Gewicht von etwa einer halben Tonne haben, sind die ersten von 4700 Bäumen, Sträuchern, Bodendeckern und Kletterpflanzen, die bald im Stadtgarten hoch über den Dächern Hamburgs wachsen.
Dachgarten für Feldstraßenbunker: Erste Bäume gepflanzt
„Das ist ein absoluter Stress-Standort“, erklärt Bernhard von Ehren. Die Baumschule von Ehren liefert alle Pflanzen fürs Bunkerdach. „40 Meter Höhe und mehr, Fassaden-Rückstau an Wärme und absolut kein Mikroklima drumherum.“
Damit die Bäume sich dort trotzdem wohlfühlen, wurden spezielle Maßnahmen ergriffen. Dazu gehört etwa das Substrat. Es handelt sich laut dem Bauherrn um 2000 Kubikmeter speziell für den Standort entwickeltes Material. Es habe ein äußerst geringes Eigengewicht, könne aber viel Wasser aufnehmen.
Nicht nur eine ausreichende Wasserversorgung muss gewährleistet sein, sondern auch die Entwässerung. Ein nachhaltiges Be- und Entwässerungskonzept soll die Regenwassermengen, die normalerweise ins öffentliche Siel fließen würden, um gut 75 Prozent reduzieren. Das Projekt werde wissenschaftlich begleitet, um die Effekte der Begrünung belegen zu können. Dafür haben die Experten der TU Berlin im gesamten Bunker rund 80 Sensoren installiert, die Werte wie Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Verdunstung erfassen.
Auf dem Firmengelände der Baumschule von Ehren in Marmstorf stehen 60 große Ahornbäume zur Abholung bereit. Ausgegraben seit rund einem Jahr! Die etwa fünf Meter hohen Laubbäume mit den großen Kronen sind das Highlight des Bunkerdachs und mussten gehätschelt und gepflegt werden, bis sie jetzt endlich wieder in die Erde kommen. Nach den ursprünglichen Plänen hätten sie schon 2021 aufs Dach gepflanzt werden sollen. Dann gab es immer wieder Verzögerungen.
Baumschule von Ehren liefert Bäume für den Dachgarten
4700 ausgewählte Pflanzenarten sind es, die Frost, Hitze und Sturm in mehr als 50 Meter Höhe aushalten. Dazu zählen Obstbäume, Strauch-Waldkiefern, Felsenbirnen, Ahorn, Lorbeerkirsche, Stechpalme, Efeu und Rosenstöcke. Die größeren Gehölze werden zusätzlich unterirdisch mit einem Gurtsystem verankert, um sie gegen Sturm zu sichern.
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Die Kosten für das Bunkerdach liegen aktuell bei etwa 60 Millionen Euro, ursprünglich war von 30 Millionen Euro ausgegangen worden. Auch die weiteren Kosten für die intensive Pflege des öffentlichen Stadtgartens muss der Bauherr tragen. Es gibt dafür extra einen Vertrag mit der Stadt, indem die Matzen KG viele Verpflichtungen übernommen hat. Dafür erhielt sie das Recht, den Bunker um fünf Etagen aufzustocken und dort eine Sporthalle für 2200 Besucher und ein Hotel zu bauen.