„Dachte, er prügelt mich tot“: Vater zeigt Zivilcourage und wird brutal attackiert
Jakob Peters (45) will einen Jungen beschützen. Kurze Zeit später liegt er selbst am Boden; sein Angreifer ist wie entfesselt: Der 19-Jährige prügelt auf den Familienvater ein, schlägt und tritt immer wieder gegen seinen Kopf. Noch heute kämpft Peters mit den körperlichen Folgen des Angriffs – und um seine finanzielle Existenz.
Jakob Peters (45) will einen Jungen beschützen. Kurze Zeit später liegt er selbst am Boden; sein Angreifer ist wie entfesselt: Der 19-Jährige prügelt auf den Familienvater ein, schlägt und tritt immer wieder gegen seinen Kopf. Noch heute kämpft Peters mit den körperlichen Folgen des Angriffs – und um seine finanzielle Existenz.
Feierabend. Am 14. Juni 2022, gegen 22 Uhr, sitzt Jakob Peters (Name von der Redaktion geändert) im Metronom auf dem Weg nach Hause zu seiner Familie. Der 45-Jährige ist selbstständig, betreibt eine Gastronomie in Hamburg. Kurz vor der Haltestelle Tostedt (Kreis Harburg) bemerkt er, wie ein etwa zwölfjähriger Junge plötzlich von einem jungen Mann (19) angepöbelt und geschlagen wird. Der Familienvater zögert nicht lange: Er steht auf und setzt sich auf den Vierersitz daneben. Er will dem Jungen signalisieren, dass er für ihn da ist. So schildert er den Fall der MOPO.
Es habe funktioniert. „Der Angreifer wurde etwas ruhiger und ließ von dem Jungen ab“, erzählt Peters. „Plötzlich fing er jedoch an, mich anzupöbeln, fragte, was mich das interessieren würde. Ich versuchte ihn zu ignorieren und sah aus dem Fenster. Doch der Mann setzte sich zu mir.“ An der Station Tostedt steigt Peters aus, ohne dass der 19-Jährige ihn aufhält. „Ich dachte deshalb, die Situation sei geklärt,“ sagt er.
Tostedt: Familienvater zeigt Zivilcourage und wird brutal verprügelt
Doch der 19-Jährige steigt ebenfalls aus. Er verlässt den Zug weiter vorne, so dass er Jakob Peters auf dem Bahnsteig entgegenkommt. Als die Männer auf gleicher Höhe sind, greift er Peters an. „Er schlug mir unvermittelt mit der Faust gegen die Schläfe. Ich versuchte, aus der Situation herauszukommen und bin die Treppen vom Bahnsteig hochgelaufen“, schildert Peters die Situation. „Doch er kam mir hinterher, packte mich und warf mich die Treppe runter.“ Der 19-Jährige, ein etwa 1,80 Meter großer Typ, dunkel gekleidet, mit kurzen Haaren, geht zu seinem Opfer, das auf dem Boden liegt – und beginnt auf Peters einzuschlagen und zu treten. So steht es auch in der Pressemitteilung, die die Polizei später veröffentlicht.
Obwohl zu der Zeit etliche Menschen im Bahnhof unterwegs sind und den Angriff mitbekommen, hilft ihm niemand, alle gehen vorbei. Peters ist seinem Angreifer ausgeliefert. „Ich dachte, er prügelt mich tot“, sagt er. Der Gedanke habe ihm jedoch einen Adrenalinstoß versetzt. Er schafft es, sich am Treppengeländer hochzuziehen, versucht zu fliehen. Doch der 19-Jährige holt ihn rasch ein und setzt seinen Gewaltexzess fort. „Ich wurde kurz bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, packte er mich gerade an der Jacke und wollte mich gegen die abfahrende Bahn werfen.“
In diesem Moment sei der Junge aus der Bahn, für den sich Peters zuvor einsetzte, dazugekommen und habe sich eingemischt. Der Angreifer ergreift daraufhin die Flucht. Ein anderer Mann ruft die Polizei und einen Krankenwagen.
Angriff hat nicht nur körperliche, sondern auch finanzielle Folgen
Jakob Peters hat multiple Prellungen am ganzen Körper. Bei dem Sturz von der Treppe wird sein Sprunggelenk zertrümmert, die Ärzte sagen, der Schaden werde womöglich dauerhaft sein. Noch heute, etliche Monate nach der Tat, hat er Schmerzen. Er kann sich seit dem Angriff nicht mehr gut konzentrieren, hat Depressionen. Auch finanziell steht es schlecht um ihn: Aufgrund seiner Fußverletzung kann er nicht mehr als Gastronom arbeiten, sein Einkommen bricht weg. „Meine Frau musste in den letzten Monaten alles managen, war einer permanenten Doppelbelastung ausgesetzt“, erzählt Peters. Er sei ihr, der Familie, seinen Freunden und allen anderen Unterstützern sehr dankbar für ihre Hilfe.
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Der 19-Jährige ist wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, bestätigt die Staatsanwaltschaft Stade auf Nachfrage der MOPO. Der erste Hauptverhandlungstermin war bereits am 30. Januar 2023, doch der Angeklagte sei nicht erschienen. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest. In dem Verfahren vor dem Jugendschöffengericht werden insgesamt vier Anklagen gegen den Mann verhandelt.