• Das Coronavirus macht die Hamburger kirre. Die einen machen Hamsterkäufe, horten Desinfektionsmittel und überlegen dreimal, ob sie es wagen können, sich in größere Menschenmengen zu begeben. Andere sind genervt und sprechen von Hysterie und Panikmache. Vor allem in den sozialen Medien wird heiß diskutiert. Die MOPO hat die gängigsten Thesen von einer Expertin unter die Lupe nehmen ...

Coronavirus in Hamburg: UKE-Expertin: Diese Thesen stimmen – und diese nicht

Das Coronavirus macht die Hamburger kirre. Die einen machen Hamsterkäufe, horten Desinfektionsmittel und überlegen dreimal, ob sie es wagen können, sich in größere Menschenmengen zu begeben. Andere sind genervt und sprechen von Hysterie und Panikmache. Vor allem in den sozialen Medien wird heiß diskutiert. Die MOPO hat die gängigsten Thesen von einer Expertin unter die Lupe nehmen lassen.

Prof. Dr. Marylyn Addo ist in diesen Tagen eine sehr gefragte Frau. Sie ist Leiterin der Sektion Infektiologie und Tropenmedizin am UKE und Expertin für neu auftretende Infektionskrankheiten. In Hamburg trägt sie die Verantwortung für die Isolation und Behandlung der ersten Corona-Fälle. Als Teil eines global agierenden Teams treibt sie zusätzlich die Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 voran. 

Durch die Medien, vor allem aber die sozialen Medien geistern nun viele Thesen, wie mit dem neuen Virus umzugehen ist. Die MOPO hat die Expertin um ihre Einschätzung geben. 

These 1: Atemmasken zu kaufen ist überflüssig, denn sie schützen eh nicht

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Atemmasken sind nicht empfohlen für die Allgemeinbevölkerung. Es gibt keinen hinreichenden Beweis dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko für eine gesunde Person, sich anzustecken verringert.“

These 2: Das Virus zieht sich mit Beginn der wärmeren Jahreszeit ganz von selbst zurück. Also kein Grund zur Panik.

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Falsch. Das wissen wir noch nicht. Wir hoffen, dass es besser wird, denn in der warmen Jahreszeit sind die Menschen mehr draußen und nicht mehr so eng zusammen, außerdem mag das Virus keine UV-Strahlen.“

These 3: Massenhaft Desinfektionsmittel zu kaufen, ist überflüssig. Gründliches Händewaschen reicht in der Regel vollkommen

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Richtig. Effektivste Maßnahme zum Schutz vor einer Infektion sind gründliches Händewaschen, Husten und Niesen in die Armbeuge sowie das Einhalten eines Mindestabstands von ein bis zwei Metern zu erkrankten Personen.“

These 4: Großveranstaltungen abzusagen, ist eine Überreaktion

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Das kann man so pauschal nicht sagen und würde ich hier als falsch kategorisieren.
Diese Maßnahmen können in bestimmten Situationen gerechtfertigt sein. Zum Beispiel dort, wo es eine große Anzahl von Erkrankungen gibt, da die Ansteckung über eine Tröpfcheninfektion verläuft.“

These 5: Das Coronavirus ist nicht gefährlicher als eine normale Grippe, an der viel mehr Menschen erkranken und sterben

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Falsch. Das können wir derzeit noch nicht abschließend vergleichen. Es sind allerdings bisher seit Oktober 2019 in Deutschland in dieser Grippewelle mehr Menschen an der Grippe verstorben (202).“

These 6: Die Medien tragen mit ihrer Berichterstattung teilweise zur Corona-Hysterie bei

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Auch schwierig pauschal zu beantworten, aber ja, die mediale Präsenz und zum Teil kursierende Fehlinformationen und Verschwörungstherorien zum Beispiel in sozialen Medien tragen zur Verunsicherung der Bevölkerung bei. Aber viele mediale Berichte bemühen sich ja auch, dem entgegenzuwirken.“

These 7: Die Politik ist jetzt alarmistisch, damit das Gesundheitssystem nicht kollabiert, wenn es plötzlich massenhafte Infektionen gibt

Prof. Dr. Marylyn Addo: „Das kann ich so nicht mit richtig oder falsch beantworten. Die Politik reagiert meiner Meinung nach adäquat und versucht mit den versorgenden Institutionen Deutschland bestmöglich auf steigende Fallzahlen vorzubereiten, damit es möglichst nicht zu Versorgungsengpässen kommt.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp