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  • Die Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland klafft immer weiter auseinander.
  • Foto: dpa

Corona verschärft soziale Schere: Geringverdiener leiden – Hausbesitzer immer reicher

Wenn es um Aufstiegschancen und die Verteilung von Reichtum geht, steht Deutschland nicht gut da. Ein neuer Bericht des Bundesarbeitsministeriums arbeitet die derzeitigen Missstände in der Bundesrepublik heraus. Fest steht: Corona verschärft die Ungleichheit noch weiter.

Bald soll es einen neuen Armuts- und Reichtumsbericht geben, der die soziale Lage in Deutschland untersucht. Federführend beteiligt an dem Dokument mit dem Titel „Lebenslagen in Deutschland“ ist das Bundesarbeitsministerium um Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Auf 500 Seiten wird herausgearbeitet, wie die soziale Lage im Land ist – und die könnte, vorsichtig formuliert, besser sein.

Noch ist der Bericht nicht offiziell veröffentlicht, die verschiedenen Ressorts der Bundesregierung sprechen sich derzeit ab, doch die Süddeutsche Zeitung hat bereits Einblicke gewährt bekommen.

Corona-Pandemie verschärft soziale Ungleichheit

Demnach stellt die Corona-Pandemie vor allem die unteren Einkommensschichten vor Probleme. Die Aufstiegschancen bleiben bundesweit weiterhin schlecht, wachsende Einkommen können vor allem eher gut oder besser Verdienende verzeichnen und die „Mitte“ wird immer kleiner.

Laut dem Bericht waren bis Ende August 2020 schon 15,5 Millionen Haushalte von Einkommenseinbußen betroffen. Die größte Gruppe davon stellen Gering- und Normalverdiener. Wie die Süddeutsche schreibt, würden, wenn man die Bevölkerung in fünf gleich große Teile teilt, im untersten Einkommensbereich 30 Prozent der Befragten angeben, Probleme beim Decken ihrer laufenden Kosten zu haben. Das liegt nahe, da dort zum Beispiel weniger Rücklagen vorhanden sind. Dazu kommt, dass Menschen, die eine geringere Qualifikation haben, am ehesten dem Risiko ausgesetzt sind, ihren Job zu verlieren.

Vermögensverteilung in Deutschland stark asymmetrisch

Die Vermögensverteilung in Deutschland ist weiterhin stark asymmetrisch. Die untere Hälfte der Haushalte kommt auf nur rund ein Prozent des Nettovermögens, die vermögendsten zehn Prozent der Haushalte dafür auf die Hälfte des gesamten Nettovermögens. Das durchschnittliche Bruttovermögen (ohne Abzug von Schulden) stieg stark – 2008 lag es bei 144.000, zehn Jahre später bei 194.000.

Jeder neunte Haushalt gibt an, über überhaupt kein Bruttovermögen zu verfügen. Die Hälfte der Haushalte kommt auf knapp 50.000 Euro. Das meiste Vermögen sammelt sich durch Immobilien (Anteil 70) Prozent, was auch den Anstieg miterklärt, da die Preise für Wohnobjekte seit Jahren steigen. Wer ein Haus besitzt, wird fast automatisch immer reicher.

Chancen auf Aufstieg in Deutschland gering

Alarmierend ist die schwache Durchlässigkeit innerhalb Deutschlands. Seit Beginn der 90er- bis Anfang der 2000er-Jahre seien die Aufstiegschancen aus „Armut“, „Prekariat“ und „Unterer Mitte“ deutlich zurückgegangenen, heißt es laut der Süddeutschen in dem Bericht. Das Bundesarbeitsministerium spricht von einer „verfestigten Lage“, in der aus Armut heraus nur äußerst selten der Aufstieg in die „Untere Mitte“ gelinge – ganz zu schweigen von Aufstiegen in höhere Lagen.

Aus der Mitte wiederum steigen konstant Menschen nach oben auf, was letztlich zur Konsequenz hat, dass die Mitte immer weiter ausdünnt, da die Lagen unter der Mitte nicht aufsteigen.

Das Fazit des Ministeriums: „Die sogenannte Mitte schrumpft, soziale Mobilität nimmt ab und soziale Ungleichheit steigt“.

Studie zu Ungleichheit in Hamburg

Diese Befunde stehen in leichtem Kontrast zum Hamburger Sozialmonitoring von 2020. Die Studie, die mit Daten von vor der Pandemie (2019) arbeitet, kam zum Ergebnis, dass in Hamburg langfristig die sozialen Unterschiede abnehmen würden. Bei der Untersuchung werden verschiedenste sozioökonomische Indikatoren (Zahl der Erwerbstätigen, Anbindung an Bus und Bahn, Menschen in Transferleistungen, etc.) herangezogen, um für 850 Gebiete in Hamburg einen sozialen Status zuzuordnen.

Laut der Stadtentwicklungsbehörde würden vier von fünf Menschen in Hamburg in einem Gebiet leben, das über einen hohen oder durchschnittlichen sozialen Status verfügt. Kritiker bemängeln jedoch, dass das Monitoring vor allem Orte mit niedrigem Status schlecht erfassen würde und sich aus den Indikatoren nicht automatisch gute Lebensverhältnisse ableiten ließen.

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Stephanie Rose ist sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion in Hamburg.

Stephanie Rose ist sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion in Hamburg.

Foto:

Karin Desmarowitz/Linksfraktion

Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion in Hamburg, verweist darauf, dass Hamburg bereits vor Corona bundesweit am stärksten von sozialer Ungleichheit betroffen gewesen sei. „Auf der einen Seite hat die Stadt die höchste Millionärsdichte, auf der anderen Seite sind rund 330.000 Menschen armutsgefährdet“, sagte sie der MOPO. Weiter bezeichnete sie die Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsbericht als „Armutszeugnis” für die Politik. (fkm)
 

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