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  • So sehen derzeit viele Besuche in Alten- und Pflegeheimen aus: Auf Abstand, mit einer Scheibe als Abtrennung oder Masken. (Symbolbild)
  • Foto: imago images/Norbert Schmidt

Corona und Pflegeheime: Ist der Preis fürs Weihnachtsfest zu hoch?

Der Lockdown läuft. Doch diesmal gibt es keine Maßnahmen für Alten- und Pflegeheime. Besuche an Weihnachten und das Abholen zur Familie sind erlaubt – und das, obwohl Heime zu den Corona-Hotspots zählen. Mit welchen Maßnahmen können die Bewohner gerade an Weihnachten jetzt geschützt werden?

Eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten André Trepoll (CDU) zeigt das Ausmaß der Infektionsketten in den Heimen im Bezirk Harburg. Bei zehn Ausbrüchen wurden 348 Menschen infiziert. Im Schnitt steckten sich somit 35 Menschen bei einem Infizierten an.

Zum Vergleich: In Privathaushalten, der häufigsten Ansteckungsquelle, werden lediglich 2,8 weitere Menschen infiziert.
Insgesamt sind nach Angaben des Senats in 37 Hamburger Pflegeeinrichtungen derzeit 577 Bewohner und 232 Beschäftigte infiziert (Stand: 15. Dezember).

Hamburg: Grüne und SPD fordern Schnelltests und FFP2-Masken

Doch der erste Lockdown hat gezeigt, dass Besuchsverbote viel Schaden anrichten. Sie bieten zwar einen erhöhten Schutz vor dem Virus, führen aber zu massiven psychischen Belastungen bei Heimbewohnern und ihren Angehörigen. In einem Antrag von SPD und Grünen für pandemiegerechte Besuche heißt es etwa, dass es während der Besuchsverbote zu Apathie, Suizidgedanken und Essens-Verweigerung kam.

„Soziale Kontakte sind für unsere Bewohner enorm wichtig“, so ein Sprecher der Frank Wagner Holding, zu der auch das Alsterdomizil in Hamburg gehört, zur MOPO. Rund 50 Personen hatten sich dort im April mit dem Virus infiziert. Seit Mitte November gibt es dort nun ein Konzept, das wöchentliche Testungen von Mitarbeitern, Besuchern und Bewohnern vorsieht. . 

Diese Strategie ist ebenfalls Teil eines Antrags von SPD und Grünen, um die bundesweiten Beschlüsse auch in Hamburg umzusetzen. Dabei geht es um das Testen der Mitarbeiter, das Testen der Besucher bei hohen Inzidenzen und um das Versprechen, FFP2-Masken auszugeben. Rot-Grün fordert zudem eine Unterstützung durch zusätzliches Personal.

Hamburg: Erhöhte Testungen nach Weihnachten 

An den Weihnachtstagen will die Frank Wagner Holding das Testkonzept noch einmal verschärfen. „Bei Bewohnern ab einer Abwesenheit von mehreren Stunden werden nach Rückkehr in die Einrichtungen zwei Schnelltests durchgeführt“, so der Sprecher weiter. Der erste erfolgt aufgrund der verzögerten Anzeige der Ansteckung nach drei Tagen, ein zweiter folgt nach sieben Tagen. Bis zum zweiten Test werden die Bewohner getrennt versorgt und betreut. 

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Eine solche Teststrategie hatte in Tübingen zunächst große Erfolg gebracht. Seit Mai hat es nach Aussagen des Bürgermeisters Boris Palmer keine Ansteckungen in der Altersstufe ab 75 Jahren gegeben (siehe auch die Seiten 6/7). Jetzt wurde bekannt, dass es seit wenigen Wochen wieder vereinzelte Ausbrüche gibt – trotz regelmäßiger Tests. „Es liegt in der Natur der Sache, dass jeder Kontakt ein Infektionsrisiko darstellt, welches wir minimieren, aber nicht eliminieren können“, sagt auch der Sprecher des Alsterdomizils. Die Tests werden alle auf freiwilliger Basis durchgeführt.ch der Sprecher des Alsterdomizils. Die Tests basieren alle auf Freiwilligkeit.

Sozialbehörde appelliert an die Verantwortung der einzelnen

Auf die Schnelltests zur Früherkennung setzt auch die Hamburger Sozialbehörde. Durch die bessere Versorgungssituation mit Masken seien die Einrichtungen deutlich besser aufgestellt als noch zu Beginn der Pandemie, so Sozialbehörden-Sprecher Martin Helfrich. In Bezug auf Weihnachten solle jeder „für sich abwägen, wie viele Kontakte wir für erforderlich halten“. Helfrich appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Hamburger.

„Es wäre schön, wenn die Besuche auf ein Minimum reduziert würden“, wünscht sich Katrin Kell, Fachbereichsleiterin Pflege und Senioren bei der Diakonie. Kell fürchtet die Zeit nach Weihnachten: „Ich weiß noch nicht, wie die Pflegekräfte das schaffen sollen.“
Die Schnelltests seien wichtig, aber zeitintensiv. Isolierungs-Maßnahmen und Masketragen wünschenswert, aber etwa mit dementen Patienten kaum umzusetzen. Kell appelliert: „Entzerren Sie, teilen Sie Besuche auf die Weihnachtstage auf.“

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