Das Schulterblatt im Schanzenviertel im vergangenem Sommer
  • Das Schulterblatt im Schanzenviertel. (Archivfoto)
  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

Corona-Lockerung in Hamburg: Barbetreiber warnen vor „Öffnungschaos 2.0“

Die Aussichten auf eine mögliche Öffnung der Außengastronomie zu Pfingsten lassen die Herzen der Hamburger höher schlagen. Doch viele Gastronomen verzweifeln an den noch offenen Fragen und sehen der Öffnung eher sorgenvoll entgegen. Der Verein Hamburger Barkombinat wendet sich mit einem offenen Brief an Hamburgs Senatoren. 

„Mit Erstaunen haben wir den Medien entnommen, dass eine Öffnung der Außengastronomie schon ab Pfingsten denkbar sei“, heißt es in dem Brief, gerichtet an Sozialsenatorin Melanie Leonhard und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann. Nach dem zuletzt vorgestellten Öffnungsfahrplan seien die Gastronomen davon ausgegangen, dass Bars und Kneipen ihre Außenflächen frühestens ab dem 2. Juni wieder öffnen könnten.

„Zwar sind wir Barbetreiber nach den harten Shutdown-Monaten froh, wenn wir wieder Gäste begrüßen können, aber nach den unglücklichen Erfahrungen vom Mai 2020 würden wir gerne ein ,Öffnungschaos 2.0′ vermeiden und rechtzeitig vor Wiedereröffnung die neuen Regeln und Rahmenbedingungen kennen, um alle Vorkehrungen möglichst reibungslos umsetzen zu können“, heißt es weiter. 

Die Fragen des Hamburger Barkombinats:

  • Welche Testvorgaben gibt es für Bar-Mitarbeiter?
  • Wird darüber nachgedacht, auch Bar-Mitarbeiter als Arbeitnehmer mit überdurchschnittlichem Kundenkontakt impftechnisch zu priorisieren, so wie es bereits für einige Mitarbeiter des Einzelhandels geschehen ist?
  • Werden nur Gäste mit negativem Testergebnis oder Impfnachweis bewirtet werden können?
  • Gibt es weitere Auflagen für geimpfte Gäste und geimpftes Barpersonal? Gelten die AHA-Regeln für diese weiterhin?
  • Welche Gruppengröße von Gästen wird in der Anfangsphase gelten?
  • Wie sollen Impf- und Testnachweise von Gästen u. Mitarbeiter, falls gefordert, kontrolliert und dokumentiert werden? Mit der Corona-Warn-App?
  • Wie können Gäste ohne Smartphone Impfung oder Testergebnis nachweisen? Woran kann die Echtheit solcher Nachweise erkannt werden?
  • Wird die Kontaktdatenerfassung mit der Corona-Warn-App oder mit der Luca-App erfolgen?
  • Wie soll eine Kontaktdatenerfassung bei Gästen erfolgen, die keine Smartphones haben?
  • Werden in der Anfangsphase Reservierungen für Gäste vorgeschrieben?
  • Wird es in der Anfangsphase wieder eine Sperrstunde geben?
  • Solange nur eine Bewirtung auf Außenflächen erlaubt ist: Dürfen Gäste für den Gang auf die Toilette oder zum Bezahlen in den Innenraum einer Bar oder Kneipe kommen?
  • Wer haftet im Fall von Verstößen seitens der Gäste?

Hamburg: Senat berät über Öffnung der Gastronomie

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher will die Außengastronomie zu Pfingsten wieder öffnen, am Dienstag will der Senat darüber beraten. Die Sorgen der Gastronomen sind groß – nicht nur wegen der offenen Fragen. 

„Das ist viel zu kurzfristig!“, schimpft Holger Völsch, Geschäftsführer des Restaurants „Trude“ in Barmbek, das seit November geschlossen ist. „Wir müssen ja erstmal die Ware besorgen“, so Völsch. Und das könne dauern.

Hamburger Gastronomen: Öffnung zu kurzfristig

Schließlich hätten alle Lebensmittelproduzenten die Produktion heruntergefahren. Brauereien hätten seit Monaten kein Fassbier mehr gebraut. „Das dauert mindestens zwei bis drei Wochen, bis alles wieder hochgefahren ist.“

Auch der Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Niklaus Kaiser von Rosenburg, kritisiert die Öffnung im Hauruck-Verfahren: „Wir brauchen einen klaren Stufenplan: Wann wird die Außengastronomie geöffnet? Wann die Innengastronomie? Und wann ist touristisches Reisen wieder erlaubt?“, so Kaiser von Rosenburg. Alles andere sei ein „Herumgeeier“. Der Senat habe sich „super-unprofessionell“ verhalten.

Hamburg: Wirtschaftliche Schäden durch Öffnung zu Pfingsten?

Der Direktor des Hotels Baseler Hof macht sich Sorgen um die gesamte Branche. „Dieses unklare Verhalten des Senats bedeutet für uns einen enormen wirtschaftlichen Schaden. Es kostet uns Geld. Es kostet uns Mitarbeiter, die sich lieber einen Job im Umland suchen.“

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Es gibt jedoch auch Wirte, die eine schnelle Öffnung der Außengastronomie begrüßen würden. „Ich kann Ihnen versichern, dass wir lieber heute als morgen unsere Außenbereiche mit guten hygienischen Konzepten nach Vorgabe der Behörden öffnen würden“, so Jens Schöning, Betreiber eines Eis-Cafés in Marienthal. Für die Großgastronomie sei eine plötzliche Öffnung sicherlich eine Herausforderung, aber dies treffe nicht auf die Mehrheit der Hamburger Gastronome zu.

In einem Punkt sind sich die Gastronomen offenbar jedoch alle einig: Informationen und Vorgaben sind dringend erforderlich. 

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