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  • Eine Prostituierte zeigt ein Fieber-Messgerät im „Geizhaus“. Das Foto entstand, bevor Bordelle durch die derzeit gültige Allgemeinverfügung geschlossen wurden.
  • Foto: Marius Roeer

Corona-Krise: Prostitution in Hamburg: „Viele Frauen wissen nicht, wohin“

St. Georg –

Umsatzeinbußen, geschlossene Läden, ausstehende Hilfszahlungen: Viele Arbeitnehmer, ja, ganze Branchen sind von den Auswirkungen der Corona-Verbote betroffen. Doch kaum ein Bereich wird so kalt erwischt wie die Prostitution. Wo andere Freiberufler Spendenkampagnen initiierten, kämpfen viele Frauen auf dem Strich ums nackte Überleben. Die MOPO hat mit einer Sozialarbeiterin der Fachberatungsstelle Prostitution gesprochen.

Bordelle und Laufhäuser haben durch die derzeit geltende Allgemeinverfügung geschlossen, auch Modellhäuser sind zu. Prostitution dürfte also in ihrer gewohnten Form derzeit eigentlich nicht stattfinden. Doch dass sich auch tatsächlich daran gehalten wird, ist mindestens unwahrscheinlich. Was stimmt: Viele Frauen haben gerade ganz existenzielle Sorgen, berichtet Anne Wieckhorst von der Fachberatungsstelle Prostitution in St. Georg.

Sperrgebiet in St. Georg.

Die Fachberatungsstelle Prostitution in St. Georg. Hier beraten Wieckhorst und ihre Kolleginnen Prostituierte.

Foto:

Florian Quandt

„Viele Frauen aus den Laufhäusern wissen halt gerade nicht, wohin. Denn oft ist der Arbeitsplatz häufig auch ihr Wohnplatz.“ Das bestätigt auch Martin Helfrich, Sprecher der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration: „Von der Allgemeinverfügung verfasst ist Prostitution gerade nicht zulässig. Gerade wenn es um die Unterbringungssituation geht, ist es uns durchaus bewusst, dass das gelegentlich anders gehandhabt wurde.“ 

Prostituierte in Hamburg: „Viele Frauen wissen nicht wohin“ 

Helfrich weiter: „Fachberatungsstellen, die den Frauen bei solchen Fragestellungen helfen, sind grundsätzlich weiter erreichbar“. Bei Anne Wieckhorst und ihren Kolleginnen sieht das so aus: Man verteile gerade Spenden an die Frauen weiter. Eine wichtige Frage, die oft gestellt werde: „Wie komme ich
 jetzt nach Hause?“ – und damit ist nicht die Fahrt mit dem Bus in die eigene Wohnung gemeint.

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Viele der Frauen, die in der Beratungsstelle in St. Georg Hilfe suchen, kommen laut Wieckhorst aus dem Ausland. Ein großer Teil von ihnen lebt oft illegal in Deutschland und versuche nun wieder nach Hause zu kommen, da die Perspektive durch das Arbeitsverbot weggebrochen sei. Andere Frauen arbeiten oft weiter, auch wenn sie es per Gesetz nicht dürften. Wieckhorst habe von Fällen gehört, in denen Stundenzimmer trotz Verbot weiter vermietet werden – nur zu drastisch überteuerten Preisen. „Da versuchen gerade Leute Profit draus zu schlagen, dass immer noch Frauen auf der Straße sind.“ 

Fachberatungsstelle Prostitution: Geöffnet trotz Einschränkungen

Die Frauen, die trotz Verboten noch arbeiten, tun es, weil sie nicht anders überleben können. Viele von denen, die nicht angemeldet sind, bewegen sich nun gleich mehrfach in der Illegalität und damit wächst der Druck auf die Frauen. Ein Teufelskreis.

Wieckhorst und ihre Kolleginnen versuchen trotz eingeschränktem Angebot zu helfen. „Wir verteilen gerade Spenden an die Frauen weiter. Frische Kleidung haben wir noch auf Lager.“ Desweiteren schnüren sie Hilfspakete mit Lebensmitteln und bieten, zumindest telefonisch, ihre Beratung weiter an.

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