x
x
x
  • Fahrlehrer Tim Wetjen von der Academy Fahrschule fühlt sich vom Hamburger Senat benachteiligt. 
  • Foto: Patrick Sun

Corona-Krise: Hamburgs Fahrlehrer auf Zinne: Protest gegen Benachteiligung

Friseur-Geschäfte sind wieder geöffnet, die Gastronomie hat ab dem 9. Mai endlich eine Perspektive – doch bei den Fahrschulen in Hamburg stehen die Räder weiterhin still. Das bringt nicht nur viele Betriebe in existentielle Not, sondern auch etliche Fahrschüler in schwierige Alltagssituationen. Aus diesem Grund demonstrierten am Freitag über 200 Fahrlehrer mit einem Autokorso um die Hamburger Binnenalster.

Um 14 Uhr startete die Protest-Aktion in der Glacischaussee, mit der die Fahrlehrer ihrer Benachteiligung Ausdruck verleihen wollen. „Schon vor Wochen haben wir ein Hygiene-Schutz-Programm bei uns eingeführt und uns auf den Exit vorbereitet“, so Tim Wetjen von der Academy Fahrschule in Hamburg. „Nach der Entscheidung von Bund und Ländern am Mittwoch haben wir nun traurige Gewissheit.“ Bis zum 31. Mai dürfen Fahrschulen laut Verordnung weder theoretischen noch praktischen Unterricht anbieten.

Corona-Krise: Hamburgs Fahrlehrer protestieren für Wiederöffnung

Um die 200 Fahrschulen nahmen an der Protest-Aktion teil.

Um die 200 Fahrschulen nahmen an der Protest-Aktion teil. 

Foto:

Patrick Sun

Dabei sei die Gefahr, mit dem Unterricht eine Infektionskette auszulösen, verschwindend gering. „Wir dokumentieren jeden Kontakt zwischen Fahrlehrern und Fahrschülern und könnten im Fall einer Ansteckung sofort die Infektionskette nachvollziehen und alle Maßnahmen einleiten, um sie zu stoppen“, so Tim Wetjen. In anderen Bundesländern wurde das bereits berücksichtigt: So kann in Schleswig-Holstein der Fahr-Unterricht am 18. Mai wieder aufgenommen werden. Hamburg sei inzwischen das einzige Bundesland, das noch keinen Plan für die Wiederöffnung der Fahrschulen habe.

Das könnte Sie auch interessieren: Aktion von Oliva Jones & Co.: Warum auf dem Kiez kurz wieder alle Lichter leuchteten

Besonders ärgert sich der Fahrlehrer über die widersprüchlichen Entscheidungen. „Wir haben gerade erfahren, dass wir in Hamburg mit einem eingeschränkten Ausbildungsbetrieb öffnen dürfen – und zwar nur für die Fahrschüler, die aus beruflichen Gründen einen Führerschein brauchen. Das macht überhaupt keinen Sinn“, heißt es weiter. Er hätte viele Fahrschüler, die verzweifelt sind, weil sie den Führerschein aus privaten Gründen dringend brauchen, um zum Beispiel ihre Großeltern zu versorgen, die aufgrund der Kontaktsperre nicht mehr einkaufen gehen. Konkret fordert er: „Wir wollen als Fahrschulen im Hamburger Senat gehört und als systemrelevanter Dienstleister anerkannt werden.“

Existenz von Hamburgs Fahrschulen bedroht

"Der Handwerker kommt nicht mit dem Bollerwagen. Ihr braucht uns", findet ein Demonstrant.

„Der Handwerker kommt nicht mit dem Bollerwagen. Ihr braucht uns“, findet ein Demonstrant. 

Foto:

Patrick Sun

„Viele Fahrschulen werden diese Zeit nicht überstehen“, sagte Verbandschefin Darjus mit Blick auf die Beschränkungen seit März. Laut einer bundesweiten Umfrage des Branchenverbandes Moving sehen sich rund 30 Prozent der Fahrschulen trotz staatlicher Hilfen in ihrer Existenz stark gefährdet. Auch Wetjen betont, dass gerade die kleinen Betriebe wegen der Coronakrise vor dem Aus stünden. In der Hansestadt gibt es insgesamt 170 Betriebe mit etwa 400 Fahrlehrern. Der Fahrlehrerverband hofft auf den kommenden Dienstag: Dann will der Senat eine neue Rechtsverordnung beschließen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp