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Corona-Infizierte unter Reisenden: Mutation auch in Hamburg? So wird es geprüft

Die Welt schottet sich ab: In Großbritannien breitet sich eine neuartige Mutation des Coronavirus aus. Diese Variante soll nach ersten Erkenntnissen deutlich ansteckender sein. Viele europäische Länder machen deshalb jetzt die Schotten dicht. In Deutschland gilt seit der Nacht von Sonntag auf Montag ein Verbot für Flüge aus dem Vereinigten Königreich und Nordirland. In Hamburg wurden am Sonntag die letzten Flugpassagiere aus Großbritannien auf Corona getestet – sieben Tests waren positiv.

„In Hamburg sind am Sonntag noch drei Flüge aus Großbritannien angekommen. In diesen drei waren insgesamt sieben Personen, die bei den Schnelltests positiv getestet wurden“, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei am Montag in Hamburg. Ob es sich bei dem Virus um die möglicherweise ansteckendere Variante aus Großbritannien handelt, konnte sie nicht sagen.

Corona-Mutation: Testverfahren deutlich aufwendiger

Ein Sprecher der Hamburger Sozialbehörde teilte mit, dass zur Überprüfung ein aufwendiges Verfahren – die sogenannte Sequenzanalyse – durchgeführt werden müsse. Bei den positiv getesteten Fluggästen aus Großbritannien soll das Verfahren angewandt werden, standardmäßig werde es jedoch nicht bei allen Tests durchgeführt. Bis ein Ergebnis vorliegt, könne es noch mindestens eine Woche dauern.

Keine zusätzlichen Maßnahmen in Hamburg

Als Rückkehrer aus einem offiziellen Risikogebiet müssen alle Reisenden aus Großbritannien in eine zehntägige Quarantäne. Weitere Maßnahmen speziell für Hamburg seien zunächst nicht geplant. „Quarantäne ist für uns auch nach wie vor das zentrale Instrument zur Eindämmung“, so der Behördensprecher.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen wie hier am Stuttgarter Flughafen führen zu langen Schlangen vor der Abfertigung.

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen wie hier am Stuttgarter Flughafen führen zu langen Schlangen vor der Abfertigung.

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dpa

Ausgehende Flüge sind nach Angaben des Hamburg Airport weiterhin erlaubt. „Sollten ankommende Flüge aus Großbritannien im Flugplan ersichtlich sein, handelt es sich um leere Flüge, die abfliegende Passagiere aufnehmen“, so eine Sprecherin des Flughafens. An einigen Flughäfen in Deutschland wie in Hannover waren Fluggäste gestrandet. Dort mussten 62 Passagiere aus London in einem Terminal übernachten. Bisher wurde bei einem Fluggast in Hannover eine Infektion nachgewiesen.

Großbritannien ordnet regionalen Shutdown an

Die vor einiger Zeit entdeckte Virusvariante in Großbritannien soll nach ersten Erkenntnissen britischer Wissenschaftler um 70 Prozent ansteckender sein als die bisherige Form. Premierminister Boris Johnson hatte betont, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.

Sie breitet sich vor allem in London und Südostengland rasant aus. Für die Region ordneten die Behörden einen Shutdown mit Ausgangs- und Reisesperren an. Auch in Südafrika ist eine ähnliche Mutation des Coronavirus aufgetaucht.

RKI: Corona-Mutation noch nicht in Deutschland

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist die Mutation in Deutschland bislang nicht nachgewiesen worden, ihr Vorkommen könne jedoch nicht ausgeschlossen werden. Aus anderen EU-Ländern wie Italien, Dänemark, den Niederlanden und Belgien, sollen bereits Fälle bekannt sein.

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„Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie sich die neue Variante auf das Infektionsgeschehen auswirkt, etwa ob sie ansteckender ist oder wie schwer sie verläuft“, so das RKI. Für die hohen Infektionszahlen im Südosten Englands könnte es auch andere Erklärungen geben.

Flüge, Post, Deutsche im Ausland: So geht es weiter

Die Maßnahmen für den Reiseverkehr gelten in Deutschland zunächst bis 31. Dezember. Frachtflüge sind von der Verordnung ausgenommen. Die Deutsche Post DHL nimmt wegen der unterbrochenen Verkehrswege keine Paketsendungen nach Großbritannien und Irland mehr an. Die in Großbritannien festsitzenden Deutschen müssten sich auf „erhebliche Einschränkungen“ einstellen, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. „Wir empfehlen Betroffenen, nach Möglichkeit vor Ort zu bleiben und die Lage zu beobachten.“

EU-Länder stoppen Flugverbindungen nach Großbritannien

Auch andere EU-Staaten kappten vorerst die Flugverbindungen ins Vereinigte Königreich. Frankreich verhängte zum Beispiel ein Einreiseverbot für Reisende aus Großbritannien auf dem Luft-, See- und Landweg. Deshalb wurden der wichtige britische Hafen Dover am Ärmelkanal sowie der Eurotunnel in der Nacht zu Montag geschlossen.

Diese Menschen am Flughafen in Prag hatten Glück: Sie kamen kurz vor der Total-Abschottung noch raus aus Großbritannien.

Diese Menschen am Flughafen in Prag hatten Glück: Sie kamen kurz vor der Total-Abschottung noch raus aus Großbritannien.

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Länder außerhalb der EU, darunter Norwegen, Indien, Hongkong, Kanada, Argentinien, Kolumbien, Chile und Kuwait, stellten den Flugverkehr aus Großbritannien ebenfalls ein. Einige Staaten gingen noch weiter. So stellt die Schweiz auch die Flugverbindungen nach Südafrika ein. Die Türkei akzeptiert keine Flüge aus Südafrika, Dänemark und den Niederlanden mehr. Saudi-Arabien schloss seine Flughäfen gar für alle internationalen Flüge sowie seine Häfen und Grenzübergänge.

Impfstoff soll trotz neuer Virusvariante wirken

Hoffnung machte am Montag vor allem die Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. Sie rechnet damit, dass der Impfstoff von Biontech und Pfizer auch gegen die neue Corona-Variante wirksam ist.  

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„Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Beweis für die Annahme, dass der Impfstoff nicht gegen die neue Variante wirken könnte“, sagte EMA-Direktorin Emer Cooke am Montag in Amsterdam. Die EU-Behörde hatte zuvor die bedingte Marktzulassung des Impfstoffes in der EU empfohlen. Das sei ein großer Schritt, sagte die Direktorin, warnte aber: „Wir haben noch nicht den Wendepunkt der Pandemie erreicht.“ (abu/dpa)

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