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  • Jan Hasenfuß möchte mit neuen Projekten in Hamburg durchstarten. 
  • Foto: Marius Roeer

Corona in Hamburg: Was macht eigentlich ein Schauspieler im Lockdown?

Ob Comedy, Historiendrama oder Polizeikommissar – er kann es alles. Jan Hasenfuß ist aufstrebender Schauspieler und Regisseur mit Hamburger Wurzeln und noch dazu engagierter Kämpfer für das Überleben seiner Branche. Nun möchte er trotz Corona in Hamburg neu durchstarten. Das Multitalent sprach mit der MOPO über seine Rückkehr nach Hamburg, die Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie und seinen neuen Kinofilm.

Gut gelaunt und mit fliegender Frisur radelt Jan Hasenfuß auf dem DDR-Fahrrad über den Altonaer Balkon. Die Frisur müsse er für seine nächste Rolle so tragen, betont er, und auch das Fahrrad wird wohl bald eine Hauptrolle bekommen.  

Nach Rostock, Potsdam und Leipzig nun endlich wieder zurück in Hamburg – ein gutes Gefühl, findet Hasenfuß. Zuletzt war er mit seiner Familie um die Welt gereist (natürlich vor Corona), jetzt ist er nach 18 Jahren zurück in der alten Heimat.

Corona bremste den Neustart in Hamburg aus 

„Ich freu mich total, wieder hier zu sein. Auch wenn es erstmal ein bisschen schwierig war, mitten in der Pandemie eine Wohnung zu finden. Als selbstständiger Schauspieler hat man es auf dem Wohnungsmarkt nicht gerade leicht“, berichtet Hasenfuß.

So ein Umzug mitten im Corona-Lockdown ist sicher nicht einfach und auch der Alltag der jungen Familie wurde, wie bei wohl allen Hamburgerinnen und Hamburgern, ganz schön auf den Kopf gestellt.

Doch nicht alles ist schlecht am Lockdown, erklärt Hasenfuß: „Für meine Tochter ist das gerade genial, sie spielt den ganzen Tag und Papa kocht Frühstück, Mittag- und Abendessen, dazu noch die Ausflüge zu den Großeltern – sie findet das super.“ Doch auch im Hause Hasenfuß lief das Homeoffice nicht so reibungslos, wie sich das viele gewünscht hätten.

Was macht denn ein Schauspieler ganz ohne Lights, Camera, Action?

„Morgens habe ich vielleicht mal 1,5 Stunden um was zu erledigen, bis meine Tochter aufsteht und ihr Müsli haben will. Telefonieren und Text lernen geht natürlich immer, aber so einfach mal ins Wohnzimmer setzen und ein bisschen schreiben kann man halt vergessen“, erzählt der Schauspieler.

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Plötzlich ging es dann aber doch wieder los mit dem (fast) normalen Schauspieler-Alltag. Im Juli dreht Hasenfuß mit dem Team von „Notruf Hafenkante“ in Hamburg – daher auch die Segler-Frisur. Eine schöne Abwechslung von der Corona-Einöde, aber eigentlich soll es für den gebürtigen Hummelsbüttler bald auf die andere Seite der Kamera gehen.

Neue Filmprojekte im Norden geplant 

„Meine Karriere entwickelt sich gerade so, dass ich nicht mehr nur Schauspiel mache, sondern auch Regie. Ich arbeite gerade an einem Kinofilm und an einer Comedy-Serie“, sagt er. Bei beiden Formaten wird der Fokus im Norden liegen. „Der Kinofilm startet in Hamburg und endet auf Sylt, er verbindet also meine beiden Sehnsuchtsorte“.

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Im Interview sprach Hasenfuß über seine nächsten Projekte und die Probleme der Schauspieler in der Corona-Krise. 

Foto:

Marius Röer

Doch auch hier machte Corona dem Regie-Neuling einen Strich durch die Rechnung. Zwar steht der Plan für den Kinofilm, aber es fehlen noch die richtigen Leute. Wie es mit dem Projekt weitergeht ist also noch unklar.

Corona-Hilfen: Es fehlt das Verständnis für den Beruf 

Die Krise habe alle Solo-Selbstständigen schwer getroffen. Er selbst habe viel Glück gehabt, dass doch noch Projekte angeschoben und manche sogar umgesetzt werden können. Anderen gehe es bedeutend schlechter. Hasenfuß engagiert sich im Bundesverband Schauspiel für die Unterstützung der Künstler in der Corona-Pandemie.

An den Maßnahmen der Bundesregierung und der Arbeit von Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, übt er scharfe Kritik. „Ich habe nicht das Gefühl, dass Frau Grütters auf unserer Seite ist. Das Verständnis für unseren Beruf ist einfach nicht da“, findet Hasenfuß.

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Die betroffenen würden ständig mit dem Grundeinkommen vertröstet werden, die Beantragung der Gelder sei aber viel zu kompliziert und realitätsfern. „Da soll man dann die Bewerbungsversuche der letzten Wochen auflisten, aber es wird ja nicht gedreht und auch kein Theater gespielt. Außerdem läuft es bei Schauspielern nicht so, dass man sich irgendwo bewirbt, sondern die Casting-Agentur stellt die Anfragen“.

Hamburger Schauspieler haben Glück

Die Situation sei in den Bundesländern unterschiedlich dramatisch, in Hamburg und Schleswig-Holstein hätte man durch die Soforthilfen vergleichsweise wenig auszustehen. In Sachsen, wo Hasenfuß noch bis zum letzten Jahr gewohnt hatte, gebe es hingegen überhaupt keine Hilfen für Kulturschaffende. „Wir wollen ja nichts geschenkt bekommen – wir wollen nur gehört werden“.

Teilweise seien die Fördermaßnahmen auch so angelegt, dass nur die ohnehin relativ gut-gestellten Serien-Künstler davon profitierten, Kleinkünstler aber keine Chance auf die Gelder hätten. „An achtzig, neunzig Prozent wird einfach überhaupt nicht gedacht“, meint Hasenfuß. „Das ist eine Respektlosigkeit, die dann dazu führt, dass die Menschen unglücklich werden“.

Jan Hasenfuß: Deutschland braucht einen eigenen Streaming-Dienst!

Durch die Corona-Krise mussten bereits einige Kinos und Theater das Geschäft endgültig einklappen. Und auch nach den Lockerungen haben es die Kulturbetriebe weiterhin schwer. Sie dürfen oft nur mit eingeschränkten Kontingenten arbeiten und müssen viele Hygienevorschriften beachten. Die Lust auf Kino schwindet so langsam dahin, wenn man über Wochen ans Heimkino gewöhnt wurde – machen Sie sich Sorgen um ihre Branche, Herr Hasenfuß?

„Ich fürchte, dass das Kino jetzt den letzten Stoß bekommen wird. Ich kann mir vorstellen, dass es sich alles in Richtung Amazon, Netflix und Co. beschleunigt. Ich hoffe ja immer noch darauf, dass Deutschland eine eigene Streaming-Plattform entwickelt“, sagt der „Knallerkerle“-Schauspieler.

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Bei den Streaming-Diensten aus dem Ausland gebe es viel mehr Möglichkeiten, sich auszuprobieren, in Deutschland hingegen würde vieles schon vorab „zerbröselt“. „Es bleibt alles der gleiche, mittelmäßige Brei. Ich plädiere für mehr Mut bei den Redakteuren und Produzenten“, so Hasenfuß.

Hauptrolle und Regie – geht das denn beides?

Für seine eigenen Projekte wünscht er sich trotzdem einen klassischen Kino-Erfolg. „Mein Traum ist es natürlich, den Film im Kino zu sehen und dass die Leute um mich herum lachen und heulen. Aber vielleicht ist das auch noch ein alter Traum, weil man es eben so kennt“, gibt Hasenfuß zu.

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Für seinen neuen Kinofilm möchte Hasenfuß am liebsten vor und hinter der Kamera agieren. 

Foto:

Marius Röer

„In das Ding ist mein Herzblut geflossen, ich habe ihn für mich und meinen besten Freund Max Engelke entwickelt und ich will das unbedingt mit ihm zusammen auch spielen. Aber ich werde natürlich nicht Hauptrolle spielen und komplett alleine Regie führen“, sagt der Schauspieler, der schon in vielen Comedy-Produktionen zu sehen war.

Der Hamburger möchte nicht in eine Schublade gesteckt werden 

Bei den Dreharbeiten zu „Einfach Maria“ hätte er sein Talent für die Regie entdeckt. Dem wolle er nun mit dem neuen Kinofilm und der Fernsehserie weiter nachgehen. „Du bist nicht Comedy-Schauspieler, oder Soap-Darsteller oder Regisseur – du bist Mensch. Ich möchte mir keine Denk-Schranken mehr setzen und mich verbiegen, das tut doch nur weh.“

Das Fahrrad ist übrigens als Protagonist für die Fernsehserie geplant. Es soll eine „Doku-Comedy-Serie“ werden, mehr wollte Hasenfuß erstmal nicht verraten. Man darf also gespannt bleiben, wohin ihn der Retro-Dratesel noch so tragen wird.

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