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  • Auch in Hamburg sind bereits sechs Corona-Patienten aus Frankreich gelandet. 
  • Foto: Axel Heimken/picture alliance/dpa

Corona in Europa: Deutschland entpuppt sich als Lebensretter in der Corona-Krise

Seit die Bundesregierung die geforderten „Corona-Bonds“ abgelehnt hat, steht Deutschland in der Europäischen Union in schlechtem Licht. Alte Feindbilder tauchen wieder auf, in denen Deutschland eine anti-europäische Gesinnung vorgeworfen wird – und doch hat sich das Land mittlerweile als Helfer in der Corona-Krise etabliert. Auch im Norden ist die Hilfsbereitschaft groß.

Anfang März noch hatte Deutschland einen Ausfuhrstopp für medizinische Schutzausrüstung verhängt – und diesen erst zwei Wochen später wieder aufgehoben. Ein Schritt, der seine politische Wirkung bei den europäischen Nachbarn nicht verfehlt hat, auch wenn die Hilfsbereitschaft mittlerweile ganz anders aussieht.

Alle 16 Bundesländer haben laut Informationen der „Welt“ Corona-Patienten aus dem EU-Ausland aufgenommen, Hilfe angeboten oder medizinische Geräte zur Verfügung gestellt. Im UKE in Hamburg waren zuletzt zwei Patientinnen aus Frankreich behandelt worden, ein weiterer aus den Niederlanden. Zehn Corona-Infizierte aus Italien waren für die Asklepios-Klinik in Harburg eingeplant. 

Hamburg: Corona-Patienten aus dem EU-Ausland 

„Die sind aber nicht in Anspruch genommen worden, weil sich die Versorgungssituation in Italien entspannt hat“, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) auf der Landespressekonferenz. Trotzdem wird betont, dass das Angebot weiterhin bestehen bleibt.

Aktuell gibt es in Hamburg 700 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeiten, davon sind zurzeit circa 250 nicht belegt. Das Angebot zur Hilfe hat Hamburg unter anderem beim französischen Generalkonsul hinterlegt. „Meines Wissens sind weder Frankreich noch andere Länder auf dieses Angebot eingegangen“, so Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).

Corona im Norden: So viel Patienten aus dem EU-Ausland werden behandelt

Schleswig-Holstein hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums derzeit sechs Patienten aus Frankreich im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) aufgenommen. „Ob vereinzelt weitere Patienten aus dem Ausland in Schleswig-Holstein behandelt werden, kann nicht ausgeschlossen werden“, antwortet das Ministerium auf Anfrage.

Erst Anfang April hat das Land entschieden, die Anzahl der Intensivbetten im UKSH an den Standorten Kiel und Lübeck von 172 auf 362 zu erhöhen „Sollten uns Anfragen aus dem Ausland mit Bitte um Versorgung von Patienten erreichen, wird Schleswig-Holstein dies auch anhand von Versorgungskapazitäten prüfen und im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen“, schreibt das Ministerium weiter.

Laut Recherchen von WELT wurden in Niedersachsen die angebotenen Kapazitäten in den Krankenhäusern von den europäischen Nachbarn noch nicht in Anspruch genommen. Auch hier soll die Anzahl der Intensivbetten angesichts der Pandemie verdoppelt werden, teilte Gesundheitsministerin Carola Reismann (SPD) mit.

Corona im Norden: Es gibt noch Kapazitäten

Harry Glawe (CDU), Gesundheitsminister aus Mecklenburg-Vorpommern, hat Großbritannien derweil angeboten, bis zu sechs britische Corona-Patienten in den Kliniken Rostock, Schwerin oder Greifswald unterzubringen. Zuvor hatte das Gesundheitsministerium bereits Frankreich und Italien das Angebot gemacht – dieses sei aber bisher nicht genutzt worden. Das Land verfüge laut Glawe über 529 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit, von denen bisher eines belegt sei.

Corona-Krise: Deutschland hat noch größere Kapazitäten

Am meisten Patienten aus anderen EU-Ländern haben Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Allein in NRW werden 39 Menschen aus den Niederlanden behandelt, sowie zehn aus Italien.

Diese Hilfsbereitschaft in ganz Deutschland ist noch möglich, weil die Kapazitäten an Intensivbetten im europäischen Vergleich relativ hoch sind – mehr als doppelt so viele pro 100.000 Einwohner wie Italien. Das geht aus Informationen des Science Media Center Germany hervor.

Auch in den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen der „Londoner Deep Knowledge Group“ liegt Deutschland in Bezug auf das Corona-Krisenmanagement im Ranking ganz weit vorne. Zuerst hatte der Spiegel darüber berichtet.

Ranking: Deutschland in Europa auf Platz 1

In ganz Europa ist Deutschland demnach das sicherste und stabilste Land – im weltweiten Vergleich landet die Bundesrepublik sogar auf Platz 2 hinter Israel. Bei dem Ranking wurden Daten ausgewertet, seit wann die Ausgangsbeschränkungen gelten, wie viele Verstöße es gab, ob es flächendeckende Tests gibt und wie die Krankenhäuser ausgestattet sind. (aba)

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