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Corona-App: Begegnung mit niedrigem Risiko? Was bedeutet das eigentlich?

Die Corona-Zahlen in der Hansestadt steigen rapide an, die Nachverfolgung der Kontakte wird für die Gesundheitsämter wieder schwieriger. Gerade jetzt könnte die Corona-Warn-App helfen. Doch was bringt sie wirklich? Und was soll man tun, wenn Risikobegegnungen angezeigt werden? Hier gibt es die wichtigsten Antworten und Updates.

Was bringt die App überhaupt? 

Durch die Corona-Warn-App soll die Nachverfolgung von Kontakten vereinfacht werden – dafür werden über Bluetooth zwischen zwei Smartphones Zahlen-IDs ausgetauscht. Dieser sogenannte digitale Handschlag wird für 14 Tage gespeichert.

Auch die Dauer des Kontakts und der Abstand zwischen den Smartphones werden erfasst – für die Risikoermittlung ist das wesentlich. Auch die Messung der Signalstärke trägt dazu bei. Ein Beispiel: Sind zwei Personen zwar nah beieinander, dabei allerdings durch eine Wand getrennt, registriert die App die dadurch schwächere Signalstärke. Hier ist das Risiko, sich anzustecken, gering.

Wie werden die Risikostufen errechnet? 

In der App wird mit einem grünen Feld auf ein „niedriges Risiko“ hingewiesen, sich angesteckt zu haben, und mit einem roten Feld auf ein „erhöhtes Risiko“. Die Berechnung der Risikostufe erfolgt auf dem Smartphone des jeweiligen Nutzers. 

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Die Risikostufe errechnet sich aus dem vermuteten Übertragungsrisiko, das bei der positiven Person bestand, der Dauer des Kontaktes, dem Abstand der Personen und daran, wie lange die Begegnung zurück liegt. 

Was soll ich tun, wenn ich eine Warnung erhalten habe? 

Bei einer erhöhten Risikoeinstufung sollte man nach Möglichkeit zunächst zu Hause bleiben und sich mit dem Hausarzt, dem ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 oder dem Gesundheitsamt besprechen. 

Durch eine Warnmeldung der App allein ergibt sich aber kein Anspruch auf einen Corona-Test und es besteht auch keine Pflicht, sich in Quarantäne zu begeben oder die Warnung zu melden. Bei der Meldung „Niedriges Risiko“ mit keinen Risikobegegnungen sollte man weiterhin die gängigen Abstands- und Hygieneregeln einhalten und Masken tragen. 

Risikoberechnung

Was tun bei einer Risikobegegnung?

Foto:

Hauke-Christi

Einige Hamburger kennen es aber vermutlich schon: Die App zeigt eine oder mehrere Risikobegegnungen an, die Risikostufe ist allerdings weiterhin auf niedrig. In diesen Fällen liegen Abstand und Dauer des Kontakts unter den vom Robert-Koch-Institut definierten Grenzwerten – somit wird davon ausgegangen, dass das Risiko, sich hier infiziert zu haben, sehr niedrig ist. 

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Die Sinnhaftigkeit der Nennung dieser Risikobegegnungen ist umstritten, da Verunsicherung droht und die Nutzer keine weiteren Informationen dazu erhalten, wo die Begegnung stattgefunden hat. 

Was passiert mit meinen Daten? 

Die App erfasst keine Standortdaten. Es werden keine persönlichen Daten an andere Smartphones weitergegeben. Die Begegnungen werden auf den einzelnen Smartphones der Nutzer gespeichert und nicht in einem gemeinsamen Server – dieser dezentrale Ansatz wird von vielen Datenschützern begrüßt. 

Wer kann die App überhaupt nutzen? 

Die App läuft auf Smartphones ab dem iPhone 6s und iOS 13.5, bei Android-basierten Smartphones ab Android 6 und kann im Google-Playstore oder beim Apple App-Store runtergeladen werden. Außerdem benötigen die Smartphones Bluetooth. 

Was soll ich tun, wenn ich getestet wurde? 

Wenn man mit einem PCR-Test getestet wurde, kann man das Ergebnis über die App mit einem QR-Code einholen, wenn das Testlabor technisch an die App angebunden ist und man sich entsprechend registriert hat. Ein gravierender Mangel der App: Im August konnte nur rund die Hälfte aller Labore das Testergebnis darüber teilen, die Anbindung der Labore wird aber weiter ausgebaut.

Liegt ein positives Testergebnis vor, kann man sich freiwillig entscheiden, dieses Ergebnis zu teilen. Seit dem Start der Corona-Warn-App haben rund 10.500 Menschen ihr positives Testergebnis geteilt, rund 8000 von ihnen im Zeitraum vom 1. September bis zum 11. Oktober. Für diesen Zeitraum haben rund 60 Prozent der Nutzer das Ergebnis geteilt, von denen in der App positive Test-Ergebnisse vorlagen.

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Solange man noch auf ein Testergebnis wartet oder wenn man ein negatives Testergebnis bekommen hat, braucht man nichts weiter zu tun. Auch positive Testergebnisse, die länger als 14 Tage zurückliegen, werden nicht in die App eingetragen, weil die Inkubationszeit, in der man potenziell ansteckend war, schon zu Ende ist. 

Hilft die App überhaupt bei der Bekämpfung der Pandemie? 

Der Vorteil der App ist eine schnelle Benachrichtigung von Menschen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt waren. Außerdem können durch die App Kontakte nachverfolgt werden, die man sonst kaum erfassen kann – in einer S-Bahn, zum Beispiel, oder im Supermarkt, wo man vorübergehend mit Menschen zusammentrifft, die man nicht kennt. 

Rund 19,3 Millionen Menschen haben die App runtergeladen, Schätzungen zufolge nutzen sie 15 bis 16 Millionen von ihnen.In der Praxis ist es jedoch unbekannt, wie viele Menschen schon durch die App gewarnt wurden, denn wegen des dezentralen Ansatzes gibt es dazu keine Daten. 

Einige Experten sind der Meinung, dass die App nur dann für die Bekämpfung der Pandemie hilfreich ist, wenn sie von möglichst vielen Personen genutzt wird. Seitens der Bundesregierung heißt es hingegen, dass jede einzelne Nutzung der App schon helfen kann, Infektionsketten zu durchbrechen. 

Was wird an der App kritisiert? 

Gerade für ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören, ist die App schwer zugänglich und nutzbar, denn viele von ihnen haben gar kein Smartphone. In den vergangenen Wochen hatten sich jedoch überwiegend zwischen 20- und 39-Jährige mit dem Virus infiziert – in dieser Altersgruppe kann die App ein praktisches Hilfsmittel sein. 

Die Nutzung der App ist freiwillig und es findet kein Datenaustausch mit den Gesundheitsämtern statt. Das freut viele Datenschützer, für die tägliche Arbeit der Gesundheitsämter spiele die App daher aber auch kaum eine Rolle, erklärt die Verbandsvorsitzende der Amtsärzte, Ute Teichert, der MOPO. 

Funktioniert die App auch im Ausland? 

Die App ist nur für den Einsatz in Deutschland gedacht, im europäischen Ausland gibt es in vielen Ländern eigene Warn-Apps. Theoretisch funktioniert die deutsche App auch im Ausland, arbeitete bislang aber nicht zwangsläufig mit den anderen Warn-Apps zusammen. Da wegen der API-Schnittstelle von Google/ Apple nur eine Warn-App aktiv sein kann, galt es bisher abzuwägen, welche App den größeren Nutzen hatte.  

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Über eine neue Schnittstelle soll nun aber der Datenaustausch der verschiedenen Warn-Apps aus elf EU-Staaten ermöglicht werden. Die Staaten sind Deutschland, Österreich, Tschechien, Dänemark, Estland, Irland, Italien, Lettland, die Niederlande, Polen und Spanien. 

Welche Erweiterungen sind noch zu erwarten? 

Die App wird kontinuierlich weiterentwickelt und um neuere Erkenntnisse zum Virus ergänzt. In der nächsten Version der App können positiv getestete Personen daher freiwillig angeben, ab wann sie Symptome hatten. So soll präziser eingeschätzt werden können, wie infektiös die Person zum Zeitpunkt der Begegnung mit anderen war, erklärt das RKI der MOPO.

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