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Corona: In zwei Wochen keine Neuinfektion: Was wir von dieser Stadt lernen können

Schon seit 13 Tagen gibt es in der thüringischen Stadt keine neuen Corona-Infektionen mehr. Das Erfolgs-Rezept der 110.000-Einwohner-Stadt Jena scheinen unter anderem viele Tests und die früh eingeführte Maskenpflicht zu sein. Ein ganzes Maßnahmenbündel soll außerdem dazu beigetragen haben und macht die Stadt jetzt zum deutschen Vorreiter.

Der Krisenstab der Stadt Jena tagte das erste Mal, als aus Italien kaum 1000 Corona-Fälle bekannt waren: Da wurden die Jenaer noch belächelt. Jetzt gilt die Stadt als Vorreiter – schon fast zwei Wochen lang gab es keine neuen Infektionen mehr.

Im Gespräch mit der „Welt“ sagt Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD): „Wir fühlen uns durchaus darin bestätigt, auch eigene Wege zu gehen. Wir haben es anders gemacht als manche Bundesländer jetzt“. In Jena wurde die Maskenpflicht zum 6. April mit einer Woche Vorlauf angekündigt – und damit deutlich früher als in anderen Bundesländern.

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„Unsere Amtsärzte haben sich früh wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt und darauf gedrungen, die Regelungen, die das Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlen hat, noch konsequenter umzusetzen“, erklärt Gerlitz das Erfolgsrezept. „Wir haben sehr zeitig das Coronavirus als sehr ernsthafte Bedrohung aufgefasst.“

Auch deshalb tagte der Krisenstab das erste Mal bereits am 28. Februar. „Wir wussten, wenn das eine globale Pandemie wird und wir nicht sofort handeln, ist die Zeit unwiederbringlich verloren“, sagt er gegenüber der „Welt“.

Strenger als das RKI: So schützt Jena seine Einwohner

Mehr als 4000-mal wurde in Jena bisher getestet. Gleichzeitig wurde früh ein ganzes Maßnahmenbündel eingesetzt, dass die Verbreitung des Virus eindämmen sollte. Dazu gehört unter anderem die frühe Maskenpflicht – aber auch schon Anfang März wurden strenge Regeln eingeführt. Rückkehrer aus Risikogebieten mussten zwingend in Quarantäne, obwohl das vom RKI nur empfohlen und nicht Pflicht war.

Auch die Risikogebiete selbst registrierte Jena strenger als das RKI: So galt nicht nur Tirol, sondern ganz Österreich als Risikogebiet, auch Bayern und Baden-Württemberg zählten schnell dazu. Es wurden in Jena dann auch viele Menschen getestet, die nach RKI-Angaben selbst mit Symptomen gar nicht getestet worden wären.

„Dabei arbeitet einer sogar in der Pflege – und wäre ohne unsere Richtlinien wohl schnell wieder zur Arbeit gegangen“, so Gerlitz. Außerdem wurden auch Veranstaltungen früher abgesagt und die Gastronomie früher geschlossen als anderswo.

Viel Verständnis der Jenaer – Maßnahmen werden eingehalten

Durch den einwöchigen Vorlauf hatten die Jenaer Zeit, sich gut vorzubereiten. Es wurden Initiativen zum Masken-Schneidern gebildet, jeder konnte sich frühzeitig versorgen. „Die Akzeptanz war von Anfang an groß“ – und deshalb hielten sich auch von Anfang an „mehr als 90, 95 Prozent der Bürger an die Regeln“.

Und dieses schnelle Handeln der Stadt und der Bürger dürfte zu der erfolgreichen Eindämmung des Coronavirus geführt haben. Denn: „Jede zeitliche Verzögerung führt dazu, dass sich weitere Menschen anstecken“, so Gerlitz.

Video: 10 Regeln für die Corona-Lockerungen

Doch nach den 13 Tagen ohne Neuinfektionen nehme auch in Jena die Akzeptanz wieder ab – die Menschen würden laut Gerlitz wieder unvorsichtiger werden, da die Sorge selbst betroffen zu sein immer kleiner werde.

Die Reaktion des Bürgermeisters: „Wir müssen klarmachen, dass wir zwar jetzt gerade in einer guten Lage sind, dass es so aber nicht dauerhaft bleiben wird“. Nach wie vor müsse die Infektionsrate so klein und nachvollziehbar wie möglich gehalten werden, damit die Infektionsketten durchbrochen werden können.

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Lockerungen in Jena: Erst die Kitas, dann das Vergnügen

Großartige Lockerungsmaßnahmen hat Gerlitz außerdem vorerst nicht geplant. „Solange wir keine Lösung haben, wie wir unsere Schulen und Kitas flächendeckend wieder öffnen können, wird es mit mir keine Diskussion darüber geben, wann wir Biergärten oder Freibäder aufmachen“, stellt der Bürgermeister klar. (se)

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