• Foto: ALI COLA

Cola-Marke vor dem Aus: Der Kampf eines Gründers um seinen Brause-Traum

Tonndorf –

„Müssen Menschen weiß sein und Cola schwarz?“ So lautet ein Werbeslogan von Ali Cola. Die Antwort: „Nein“. Das beweist Aydin Umutlu (47) – Gründer von Ali Cola. Die Cola gibt es in vielen Farben, wie uns Menschen. Aydins Ziel: ein Bewusstsein für Toleranz zu schaffen – durch ein Getränk, das fast alle lieben. Doch nun steht der Traum nach mehr Vielfalt im Getränkeregal vor dem Aus. Wie kam es zu Ali Cola, warum stellt der Einzelhandel sich quer und wie kann man die Firma retten?

Mit Thilo Sarrazins Bucherfolg 2010 begann die Geschichte von Ali Cola. „Für mich war das eine ganz schreckliche Zeit – der hatte so viel Zulauf, auch von Menschen, von denen ich niemals gedacht hätte, dass die ein solches Gedankengut gutheißen würden.“ Umutlu wurde klar, dass er etwas für mehr Toleranz und gegen Rassismus tun möchte.

Ein Produkt musste her, das für Vielfalt und Toleranz steht. Über Umwege kam er so auf die Idee, seine eigene Cola zu verkaufen.

Ali Cola: Die Chance, ganz groß zu werden 

Und das tat Aydin auch und zwar aus seinem Kofferraum heraus. „Erstmal ganz normale schwarze Cola, mit meinem Logo – dem Gesicht eines Klischee-Türken“. 2017 belieferte er den Kreativvorstand der Werbeagentur Thijnk – Armin Jochum. Aydin erzählte ihm nebenbei, was sein eigentliches Ziel ist und dass seiner Cola noch das gewisse Etwas fehle, um seinen Standpunkt klarzumachen. Gemeinsam mit seinem Team entwickelte Jochum das Konzept der neuen Ali Cola – die in sechs verschiedenen Hautfarben kommt, von Schwarz bis Weiß, doch innen drin alle gleich.

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Ein Gänsehautmoment für Aydin, als er das Konzept vorgestellt bekommt: „Das war genau das, was noch gefehlt hat!“ Die neue Cola geht in Produktion, sie ist minimalistisch – nichts soll von der Message ablenken.

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Sechs verschiedene Hautfarben, doch jede Ali Cola schmeckt gleich.

Foto:

ALI COLA

Einzelhandel nicht bereit für Toleranz und Vielfalt

Auf der Crowdfunding-Seite heißt es: „Trinkst du ALI COLA mit geöffneten Augen, wirst du Unterschiede schmecken. Dein Gehirn hat Vorurteile, es beurteilt nach Farben. Das sollte es nicht tun, weil es nicht wichtig ist.“ Für den Gründer spiegelt genau das wider, wie Vorurteile und Rassismus funktionieren. „Man sieht jemanden und aufgrund der Hautfarbe oder des Aussehens hat man gleich bestimmte Assoziationen“, so Aydin, der selbst Opfer von Diskriminierung ist. Ali Cola ging um die Welt und erregte viel positive mediale Aufmerksamkeit.

Doch viele Händler und der Einzelhandel teilten diese Begeisterung damals nicht.

„Ich war schockiert, über die Begründung!“, sagt Aydin. „Die haben doch tatsächlich gesagt, dass sie Angst hätten, dass Kunden die Cola falsch auffassen könnten!“ Ihm wurde bewusst, wie viel tiefer das Problem der Intoleranz eigentlich sitzt. „Wie kann man Angst haben, dass man solche Kunden verliert, warum wird Rassisten eine solche Macht eingeräumt– wo ist der Mut hin, sich klar für mehr Toleranz zu positionieren?“  

Ali Cola will es noch mal wissen und braucht Hilfe

Doch die Zeiten haben sich nun, so hofft er, geändert. Ein Produkt, das für mehr Toleranz steht, sollte in Zeiten von „Black Lives Matter“, Hanau und Anti-Rassismus in Supermarkt-Regalen stehen, um mit Vorurteilen zu konfrontieren, und dabei noch lecker schmecken.

Durch eine Crowdfunding-Kampagne, die man auf alicola.de findet, soll jetzt das nötige Geld reinkommen, um wieder in Produktion gehen zu können, für den Versand der Cola und letztendlich auch dafür zu sorgen, dass man Ali Cola künftig auch in den Geschäften wieder findet.

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