Chaos, Streit und keine Kohle in Hamburger Künstlerparadies
Security in der Trauerhalle, abgedrehte Mikrofone und ein Polizeieinsatz auf dem Friedhof – nach den unwürdigen Szenen auf der Trauerfeier für Horst Werner (†85) nimmt der Streit um das Millionenerbe des Gründers der „Fabrik der Künste“ weiter Fahrt auf. Laut Testamentsvollstrecker ist die Stiftung, die die private Kunstinstitution seit Jahren finanziert, so klamm, dass die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden können. Wie geht es nun weiter?
Security in der Trauerhalle, abgedrehte Mikrofone und ein Polizeieinsatz auf dem Friedhof – nach den unwürdigen Szenen auf der Trauerfeier für Horst Werner (†85) nimmt der Streit um das Millionenerbe des Gründers der „Fabrik der Künste“ weiter Fahrt auf. Laut Testamentsvollstrecker ist die Stiftung, die die private Kunstinstitution seit Jahren finanziert, so klamm, dass die Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden können. Wie geht es nun weiter?
„Der Nachlass ist mit vielen Vermögensgegenständen gesegnet, aber wenig liquide“, sagt PR-Profi Jörg Forthmann (Faktenkontor). Für seinen Nachlass hatte der Millionär einen vorbestraften Steuerberater eingesetzt, der sich nun gegenüber der Presse von Forthmann vertreten lässt. Gesetzlicher Erbe ist der Sohn des Verstorbenen.

Wie es mit dem Herzensprojekt des Ende Juli verstorbenen Kunstliebhabers weitergeht, bleibt schwammig: „Die Familie will die Institution weiter pflegen“, sagt Forthmann. Auf dem 500-Quadratmeter-Komplex in Hamm ist Platz für Kunst, Konzerte, Lesungen. Jüngst sorgte die Ausstellung „40 Jahre Pressefotografie“ für Furore. Aber: Der Testamentsvollstrecker hat alle Angestellten gefeuert und bietet auf einer Immobilienplattform die verwaisten Büros auf dem Fabrikgelände in Hamm bereits zur Miete an, 200 Quadratmeter für 2850 Euro kalt.
Stiftung kann Gehälter nicht mehr bezahlen
Wegen der fehlenden Barmittel hätten alle Mitarbeiter am 5. August gekündigt werden müssen, so Forthmann zu MOPO: „Den Mitarbeitern wurde angeboten, für weniger Geld weiter zu arbeiten. Das wollten sie verständlicherweise nicht.“ Aus anderer Quelle ist das Gegenteil zu hören: Das Team soll sogar angeboten haben, aus Loyalität auf Teile ihrer Gehälter zu verzichten und sei mit dem Hinweis abgekanzelt worden, ihre Gehälter wären „noch das kleinste Problem.“ Es handelt sich um eine Handvoll langjähriger Vertrauter von Horst Werner. Eine davon ist seine Stieftochter.
Unter Freunden des Millionärs herrscht Überraschung über die angebliche Geldnot der Stiftung. Vor seinem Tod soll Horst Werner, der sein Vermögen mit Autoteilen gemacht hat, noch einige Gewerbeimmobilien in das Stiftungsvermögen überführt haben mit der Maßgabe, dass die Mieteinnahmen der Fabrik der Künste zufließen sollen.

Und der Eklat bei der Trauerfeier auf dem Friedhof Ohlsdorf? Warum hinderten Securitymänner die Patentochter des Verstorbenen bei ihrer Rede? „Die leibliche Familie wünschte sich einen Moment der Stille und dann hat jemand diesen Moment genutzt, um einen Disput auszutragen. Das ist pietätlos“, so Forthmann.
Fabrik der Künste steht unter Bewachung
Inzwischen wurden die Schlösser der Kunstfabrik ausgetauscht und ein 24-Stunden-Wachdienst patroulliert auf dem Gelände. Warum so martialisch? „Es wurden Wertgegenstände beiseite geschafft und Menschen mit falscher Identität wollten sich Zutritt verschaffen“, erklärt PR-Mann Forthmann. In der Kulturbehörde blickt man mit Sorge auf den Zoff in der privaten Kunsteinrichtung: „Horst Werner hat mit viel persönlichem Engagement einen beeindruckenden Kunstort im Osten Hamburgs geschaffen. Wir hoffen sehr, dass die Fabrik der Künste auch künftig in seinem Sinne weiterbetrieben wird.“
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Eigentlich sollten schon seit Anfang September rund 100 Werke des namhaften Berliner Malers André Krigar an den Wänden hängen. Einen Tag, bevor der Künstler mit dem Aufbau beginnen wollte, kam die Absage: „So etwas habe ich noch nie erlebt“, so Krigar zur MOPO: „Ich bin mit 20.000 Euro in Vorleistung getreten, allein der Ausstellungskatalog hat mich 10.000 Euro gekostet.“ Sein Eindruck von dem Millionär: „Horst Werner war wie der Vater der Fabrik, und sein Team arbeitete sehr harmonisch zusammen. Ich kann nicht glauben, dass die auf die Straße gesetzt wurden.“ Eine Schadenersatzklage sei derzeit in Vorbereitung.