15 Stunden Verspätung: Seine Billigairline treibt Hamburger Urlauber in den Wahnsinn
Erst vor wenigen Tagen berichtete die MOPO über die chaotischen Zustände bei der Billig-Airline Marabu. Zwar wollte das Schwesterunternehmen von Condor die Probleme beheben, doch das Gegenteil ist eingetreten: Flugzeuge heben mit Stunden Verspätung ab, zwei Flugziele wurden komplett gestrichen. Ein junges Paar berichtet nun über chaotische Zustände am Hamburger Flughafen rund um einen Flug nach Korfu. Klar ist: Wer mit der Airline fliegt, muss sich auf einiges gefasst machen.
Erst vor wenigen Tagen berichtete die MOPO über die chaotischen Zustände bei der Billig-Airline Marabu. Zwar wollte das Schwesterunternehmen von Condor die Probleme beheben, doch das Gegenteil ist eingetreten: Flugzeuge heben mit Stunden Verspätung ab, zwei Flugziele wurden komplett gestrichen. Ein junges Paar berichtet nun über chaotische Zustände am Hamburger Flughafen rund um einen Flug nach Korfu. Klar ist: Wer mit der Airline fliegt, muss sich auf einiges gefasst machen.
Bei Mirjam (26) und Jonas (24, Namen auf Wunsch geändert) war die Vorfreude riesig. Zehn Tage auf der griechischen Insel Korfu – All-Inclusive, für 1250 Euro pro Person – hatte das junge Paar über den Reiseveranstalter Dertour gebucht.
Dass die Flüge von Marabu Airlines durchgeführt werden sollten, hatte die beiden nicht beunruhigt. „Wir haben von Problemen gelesen. Jedoch sind die Flüge die Tage zuvor einigermaßen normal gestartet und daher hatten wir gehofft, dass sie das in den Griff bekommen haben und es uns nicht trifft“, sagt Jonas der MOPO. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht – im Gegenteil.
Flug von Hamburg nach Korfu: Maschine von Marabu nicht da
Am Montag um 4 Uhr ist die Welt für die Hamburger noch in Ordnung. Der Check-In für das Gepäck gelingt recht schnell, auch an der Sicherheitskontrolle kommen sie gut durch – gegen 5 Uhr stehen sie am Gate.
Doch als sich die Passagiere schon auf das Boarding freuen, die Ernüchterung: Eine Mitarbeiterin des Flughafens sagt durch, dass die Maschine noch nicht angekommen sei. Große Augen überall, viele greifen sofort zum Telefon. So auch Jonas. „Ich habe die Hotline von Marabu angerufen, doch die konnten mir nicht helfen und haben uns an das Personal vor Ort verwiesen. Doch von Marabu war gar keiner da“, erinnert sich Jonas.
Kein Wunder. „Hamburg ist neben München eine von zwei Basen der Flugzeuge von Marabu. Unser Kundenservice ist dezentral aufgestellt und per Hotline und E-Mail (service@marabu.ee) erreichbar“, sagt ein Konzernsprecher der MOPO.
Hey @Condor , danke für euer nächstes Marabu-Abenteuer, hier in Hannover um 00:42 (ursprünglich waren wir für Hamburg geplant) PS: Im Flieger durchzusagen, dass Busse auf uns warten und dann nicht zu liefern ist aoszial #Bild #Marabu pic.twitter.com/Y7sqB1MtKf
— ts1883 (@ts1883) June 18, 2023
Stunde um Stunde vergeht. Die beiden Parallel-Flüge nach Jerez de la Frontera in Spanien (geplant 6 Uhr, Abflug 6.27 Uhr) und Hurghada in Ägypten (geplant 6.15 Uhr, Abflug 8.37 Uhr) sind schon längst in der Luft.
Immer wieder kommt die Flughafen-Mitarbeiterin und versucht, die sichtlich genervten und übermüdeten Passagiere zu beruhigen. Mirjam und Jonas haben irgendwann genug. Sie nehmen das Angebot des Reiseveranstalters an, mit einem Eurowings-Flug am nächsten Tag zu fliegen. „Um 13 Uhr haben wir den Sicherheitsbereich verlassen. Nur mussten wir dann noch unsere Koffer wiederbekommen.“
Marabu Airlines: Hohe Zahl an Verspätungen am Hamburg Airport
Die nächste Hürde. Immer wieder wird am Gepäckschalter hin und her telefoniert. Als dann klar ist, dass die Koffer gar nicht in das Flugzeug geladen wurden, weil gar keines zur Verfügung stand, ist ein Ende in Sicht. „Wir haben den Flughafen um 16.45 Uhr total müde und geschafft verlassen“, so Jonas.
Dass das Paar einen Tag weniger Urlaub hat, ärgert ihn gar nicht so sehr. Aber: „Von Marabu haben wir keinerlei Hilfe bekommen. An der Hotline wusste niemand Bescheid. Das Personal am Flughafen war sehr nett und hat uns einen Verzehrgutschein übergeben – aber mit acht Euro kommt man über 13 Stunden auch nicht weit.“

Die Zahl der Verspätungen und Ausfälle bei Marabu ist hoch. Erst seit dem 2. Mai startet die Airline ab Hamburg. Bis Mitte Juni waren von 344 Flügen ab und nach Hamburg „etwa zehn Prozent stark verspätet“, erklärte ein Unternehmenssprecher der „Bild“ – stark verspätet bedeutet für Marabu eine Verspätung von mehr als drei Stunden. Acht Flüge wurden in der Zeit gestrichen, jeder 43. ab Hamburg fiel aus.
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Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit VC war bereits im Vorfeld der Marabu-Gründung skeptisch. „Wenn der gleiche Eigentümer mit gleichen Flugzeugen die gleichen Strecken bedient und dabei den Condor-Vertrieb nutzt, werden viele Fragen aufgeworfen“, hatte Präsident Stefan Herth dem „aero telegraph“ gesagt. Solche Konstruktionen seien demnach geeignet, Druck auf Tarif- und Arbeitsbedingungen auszuüben.
In der Regel sei der Zweck einer solchen Unternehmung die Unterwanderung der Arbeitsbedingungen und Sozialstandards, so die VC. „Gerade die Auswahl des Registrierungsortes Estland gibt Anlass zur Sorge.“ Das Land habe sich den vergangenen Jahren zu einer Art „Panama der Luftfahrt“ entwickelt.
Der Flughafen will derzeit keine Konsequenzen aus den teilweise desaströsen Zuständen ziehen und verweist Betroffene auf MOPO-Nachfrage lediglich an die Airline. „Individuelle Fragen, zum Beispiel zum Flugstatus, können in vielen Fällen nur die Fluggesellschaften selbst beantworten.“
Marabu Airlines: „Bekommen Startschwierigkeiten in den Griff“
Die Airline von CEO Paul Schwaiger, die selbst nur eine eigene Maschine vom Typ Airbus A320 besitzt und ansonsten auf Leih-Flugzeuge und -Crews vor allem aus Estland setzt, hat nun zu drastischen Mitteln gegriffen. Mit Rom und Tallinn wurden zwei der 14 Ziele von Hamburg schon jetzt aus dem Flugplan gestrichen.
Kommen noch mehr dazu? „Für Stabilisierungsmaßnahmen des Flugbetriebs wurde eine Task Force ins Leben gerufen, deren Teil auch Nordica als operativer und Condor als kommerzieller Partner sind. Eine der Maßnahmen dieser Task Force war, die Flugpläne anzupassen und Verbindungen zu entzerren, um Auswirkungen auf die Gäste im Fall von Unregelmäßigkeiten so gering wie möglich zu halten. Wir sind zuversichtlich, unsere Startschwierigkeiten bald überwunden zu haben“, heißt es auf Nachfrage der MOPO.
Für Mirjam und Jonas ist das ein schwacher Trost – auch, dass ihr eigentlicher Flug am Montag mit 15 Stunden und 39 Minuten Verspätung doch noch abgehoben ist. Sie versuchen auf Korfu nun erst einmal, nicht an den Rückflug zu denken. Denn der soll nächsten Donnerstag wieder mit Marabu stattfinden …