Schöne Frauen und Oldtimer: Ein Hamburger Fotograf und seine Kult-Kalender
Langgezogene Lagerhäuser aus rotem Backstein, schiefgefahrenes Kopfsteinpflaster, von Bahnschienen durchzogen, und überall Graffiti: Das Oberhafenquartier zwischen HafenCity und Großneumarkt wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wo jahrhundertelang Kohl und Rüben verladen wurden, haben sich heute Künstler und Kreative niedergelassen. Einer von ihnen ist der Fotograf Carlos Kella. Sein Durchbruch gelang ihm mit ganz besonderen Motiven.
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Langgezogene Lagerhäuser aus rotem Backstein, schiefgefahrenes Kopfsteinpflaster, von Bahnschienen durchzogen, und überall Graffiti: Das Oberhafenquartier zwischen HafenCity und Großneumarkt wirkt wie aus der Zeit gefallen. Wo jahrhundertelang Kohl und Rüben verladen wurden, haben sich heute Künstler und Kreative niedergelassen. Einer von ihnen ist der Fotograf Carlos Kella. Sein Durchbruch gelang ihm mit ganz besonderen Motiven.
In der Werbung hatte sich Kella schon lange einen Namen gemacht, doch dann schlug ihm ein Freund, der einen alten Ford Mustang besitzt, eines Tages vor: „Nimm doch mal meine ,Karre‘ als Motiv für einige Bilder.“ „Tja, und das waren dann am Ende so viele tolle Motive, dass ich mich entschied, einen Wochenkalender daraus zu machen“, erinnert sich Carlos Kella. Gedruckt und gebunden wurde in Eigenarbeit mit Freunden – und eine Idee war geboren.
Schöne Frauen fotografierte er schon länger, etwa im Auftrag der „Boutique Bizarre“. Doch als der 55-Jährige auch seine Liebe zu Oldtimern entdeckte, war klar: Die Kombination macht’s. So gibt es – neben Bildbänden und dem „Sway Magazine“ – seit 2009 alljährlich den Kalender „Girls & legendary US-Cars“. Die bereits 16. Ausgabe ist jetzt erhältlich.
Die Models kommen überwiegend aus der Burlesque-Szene, erzählt Kella, „es sind starke Frauen, die sich quasi selbst inszenieren.“ Seine Kollegin Antje macht das Design und ist die Visagistin. In „ihrem Reich“ im Atelier gibt es massenweise Kleider und Schuhe. „Aus diesem Fundus suchen sich unsere Models am liebsten selbst etwas aus“, erzählt Carlos, „und es wird ein knallhartes Farbkonzept erstellt.“ Das hat Vorrang. Stammt das Auto aus den 50er Jahren, müssen Kleidung und Look also nicht unbedingt aus demselben Jahrzehnt sein, aber farblich muss es passen.
„Girls & legendary US-Cars“ gibt es seit 2009
Und wie kommt der Fotokünstler an seine Modelle aus Blech? Ganz einfach: „Die Besitzer sind stolz auf ihre Wagen und bewerben sich“, erzählt Kella. Die Hamburger Szene ist jedoch ziemlich abgegrast, daher sucht das Team längst auch anderswo, für den Kalender 2023 sogar in den USA.
Traditionell findet das erste Shooting des Jahres am Bodensee statt. In diesem Jahr wurde Model Bridget mit einer Corvette C3 am Hohentwiel im Hegau abgelichtet. Nicht für alle Bilder ist das Team so weit gereist. Auch wenn manche Bilder den Anschein erwecken, die Landschaft, die man da sieht, sei die Wüste Arizonas bei Sonnenuntergang, lag der Schauplatz meist viel näher – etwa in einer Kiesgrube bei Bad Segeberg.
Die Kalender sind ein „Herzensprojekt“, sagt Kella, das Budget sei nicht so groß. Aber sein Anspruch schon. „Obwohl es ja immer wieder das gleiche Thema ist, soll der Betrachter denken: ,Wow, das ist aber ein tolles Foto!‘“
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Und was für einen Oldtimer fährt nun der Fotograf selbst? „Gar keinen“, sagt Kella und lächelt. „Ich liebe diese alten Autos und ihre Formen, aber ich kann nicht schrauben.“