Hamburger auf Zinne: Mietwagen sorgen für Parkplatz-Zoff
Es brodelt im Hamburger Norden: Seit dem 1. Juni hat der Car-Sharing-Anbieter „Miles” sein Bediengebiet in Langenhorn erweitert – zum Leiden von Anwohnern und Geschäftsbetreibenden. Laut ihnen blockieren die Fahrzeuge seitdem die sowieso schon knapp bemessenen Parkplätze. „Miles“-Chef Oliver Mackprang kann den Ärger zwar im ersten Moment nachvollziehen, ist aber der Meinung, dass die Beschwerden an der Realität weit vorbeigehen. Nicht das Unternehmen sei das Problem – sondern etwas ganz Anderes.
Es brodelt im Hamburger Norden: Seit Juni hat der Carsharing-Anbieter „Miles” sein Gebiet nach Langenhorn erweitert – zum Leidwesen von Anwohnern und Geschäftsbetreibenden. Laut ihnen blockieren die Fahrzeuge seitdem die sowieso schon knapp bemessenen Parkplätze. „Miles“-Chef Oliver Mackprang kann den Ärger zwar im ersten Moment nachvollziehen, ist aber der Meinung, dass die Beschwerden an der Realität vorbeigehen: Nicht das Unternehmen sei das Problem – sondern etwas ganz Anderes.
„Das hat von jetzt auf gleich schlimme Ausmaße angenommen.“ Weinhändler Marco Lehmitz ist genervt. Seit 67 Jahren befindet sich sein Familienbetrieb in der Tangstedter Landstraße in Langenhorn, die seit zwei Monaten zum Bediengebiet des Car-Sharing Anbieters „Miles“ gehört. „Seitdem stehen hier fast jeden Tag zehn solcher Fahrzeuge“, erzählt er. „Dazu kommen – und die sind noch viel schlimmer – sechs bis acht dieser großen Sprinter.“
Langenhorn: Tangstedter Landstraße ist jetzt „Miles“-Gebiet
Der 44-Jährige hat Fotos von den Fahrzeugen gemacht, die teils nebeneinander in der kleinen Einkaufsstraße stehen. „Am Kronstieg endet das Bediengebiet, deshalb stellen das viele hier ab“, vermutet er. In einem Teil der Straße ist das Parken frei möglich, in einem anderen auf zwei Stunden mit Parkscheibe limitiert. „Trotzdem stehen die hier oft tagelang“, sagt Lehmitz. Er fürchte auch teils um seine Umsätze.

Persönlich habe er gar nichts gegen Carsharing, halte das für eine gute Sache, betont er. „Aber wie wäre es, wenn dafür ein paar feste Parkplätze eingeplant werden?“ Damit meint Lehmitz die HVV Switch Punkte mit Stellplätzen extra für Carsharing-Anbieter. Davon sind derzeit rund 120 Stück über ganz Hamburg verteilt – aber eben (noch) nicht in Langenhorn.
Seit Juni: Anwohner beschweren sich bei SPD über „Miles“
Allein ist Lehmitz mit seiner Verärgerung nicht. Die SPD-Regionalabgeordnete für Langenhorn, Martina Schenkewitz, berichtet, dass Beschwerden über das Carsharing in der Straße seit Juni bei ihr extrem zugenommen hätten.
„Viele Leute wollten zum Einkaufen oder zum Arzt und haben sich dann gewundert, warum da so viele Miles Autos stehen, die auch nach den zwei Stunden keinen Strafzettel bekommen“, sagt sie. „Warum wird denen das gewährt und den anderen nicht? Das ist nicht nicht gerecht.“

Tatsächlich dürfen die elektrischen „Miles“ Fahrzeuge – ebenso wie private E-Autos – kostenfrei stehen, solange sie wollen. Für Verbrenner gilt hingegen die Höchstparkdauer. Etwaige Strafzettel für das Überschreiten der Höchstparkdauer übernimmt das Unternehmen. „Natürlich nur in solchen Fällen“, betont „Miles“-Chef Oliver Mackprang. „Wenn unsere Nutzer im Halteverbot oder anderswo falsch parken, bezahlen wir die Strafzettel natürlich nicht, sondern leiten sie weiter.“
„Miles“ zahlt der Stadt Hamburg Gebühren für Parkplätze
Das Unternehmen zahle zudem ziemlich viel Geld an die Stadt, damit die Fahrzeuge eben für Nutzer kostenlos überall parken dürfen. „Pro Monat sind das etwa 75 Euro pro Auto“, so Mackprang. „Dazu kommen die Sonderzahlungen für die E-Autos und die Switch-Plätze.“
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Er wehrt sich auch gegen das Bild, dass „Miles“ selbst die Autos in Langenhorn platziere. „Diese werden von unseren Nutzern gebraucht, die dort einkaufen, wohnen, arbeiten oder zum Arzt gehen. Diejenigen haben keinen eigenen Pkw, sollten aber genauso das Recht haben, mit unseren Fahrzeugen dort zu parken“, sagt er.
Die großen Sprinter hätten wiederum einen anderen Tagesablauf: Diese führen nicht wie die Autos einfach von A nach B, sondern die Fahrt dauere länger, da es sich dabei um Transporte oder Umzüge handele. Daraus folgt: Die können auch mal länger stehen als die kleineren Pkw.
„Miles“-Chef will Fahrzeuge ins Verhältnis mit Privat-Pkw setzen
„Hätten diese Personen auch ihre eigenen Autos, würde sich keiner beschweren, weil es anonyme Fahrzeuge sind. Im Schnitt werden Car-Sharing Fahrzeuge viel häufiger bewegt, als Privatautos, die bis zu 23 Stunden am Tag herumstehen“, ist Mackprang überzeugt. Das bestätigt auch die Hamburger Verkehrsbehörde. „Carsharing Fahrzeuge ersetzen je nach lokalen Begebenheiten vier bis zehn Privat-Pkw“, sagt Sprecher Dennis Krämer.
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Mackprang ist es wichtig, das Ganze ins Verhältnis zu setzen: „Wir haben über alle Anbieter hinweg etwa 6000 Carsharing-Fahrzeuge in Hamburg, denen wiederum circa 814.000 Privat-Pkws gegenüberstehen – und dann sind wir das Problem?“
Auch diejenigen ohne eigenes Auto hätten ein Anrecht auf Mobilität – zum Beispiel eben die Anwohner oder Besucher der Tangstedter Landstraße. Gelöst ist der Konflikt noch lange nicht. Im September will die SPD-Politikerin das Thema in den Regionalausschuss mitnehmen.