Bürokratie-Irrsinn: Kaffeegeruch stoppt riesiges Bauprojekt mit 800 Wohnungen
Früher gab es hier eine Sportanlage und Kleingärten – jetzt ist es das Prestige-Bauprojekt im Hamburger Osten: Zwischen Wendenstraße, Osterbrook, Rückers- und Südkanal sollen mehr als 800 Wohnungen, zwei Kitas und ein Quartierssportzentrum entstehen. Doch die geplante Fertigstellung im Jahr 2027 rückt in weite Ferne. Denn seit Monaten gibt es ein Geruchsproblem – und eine Lösung ist nicht in Sicht.
Die Osterbrookhöfe in Hamm sollen den Hamburger Osten aufwerten. Dafür wurde 2021 sogar das beliebte Freibad Aschberg trotz erheblicher Kritik plattgemacht.
Kaffeegeruch von Tchibo lähmt Großprojekt
Doch seit Monaten geht es kaum voran – ein Großteil der Planungen liegt auf Eis. Und das aus einem Grund, der nach Schildbürgerstreich klingt: Kaffeegeruch. Der kommt aus der angrenzenden Rösterei von Tchibo.
„Die Stadt Hamburg hat ein großes Interesse daran, das Bebauungsplanverfahren Hamm 3 ,Wohnen am Rückerskanal/ Osterbrookhöfe, Quartierszentrum am Aschberg‘ zügig voran zu bringen. Derzeit sind allerdings noch Fragen zur Geruchsentwicklung bezüglich der benachbarten Kaffeerösterei offen“, erklärt eine Sprecherin des Bezirksamtes Hamburg-Mitte auf MOPO-Nachfrage.
EU-Recht: Bauprojekt im Osten Hamburgs auf Eis gelegt
Dass aus den Schornsteinen bei Tchibo regelmäßig der Duft frisch gerösteter Bohnen zieht, ist für viele angenehm, für die Behörden jedoch ein Problem. Sie müssen nach EU-Emissionsschutzrecht prüfen, ob die Geruchsentwicklung auf Dauer die Wohnqualität beeinträchtigen könnte. Solange diese Frage nicht abschließend geklärt ist, darf das Bebauungsplanverfahren nicht fortgesetzt werden.
Laut Tchibo ist die Technik auf dem neuesten Stand und erfüllt alle Emissionsvorgaben. Und die Ausstöße sind auch tatsächlich kein Problem, etwa für die Grundschule und den Kindergarten gleich nebenan. Doch für den Wohnungsneubau gelten andere Regeln – und das fällt dem Bezirksamt Mitte nun auf die Füße.
Osterbrookhöfe kosten mindestens 240 Millionen Euro
Konkret geht die Sprecherin nicht darauf ein, warum dieses EU-Recht bei der Prüfung vernachlässigt wurde. Auch nicht, wer die Kosten für die möglichen technischen Anpassungen in der Rösterei und für den Verzug trägt. So ist es zumindest sehr fraglich, dass es bei den ursprünglichen Investitionskosten von 240 Millionen Euro bleibt.
Das könnte Sie auch interessieren: Nina Chuba über die AfD: „Habe mit einem Teil meiner Familie gebrochen“
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: „Während dazu derzeit noch Abstimmungen mit allen Beteiligten laufen, macht die Planung für Wohnungen nördlich der Diagonalstraße bereits konkrete Fortschritte“, so Sprecherin des Bezirksamtes. „Für 84 neue Wohneinheiten reicht der Bauträger voraussichtlich noch in diesem Jahr einen Bauantrag beim Bezirksamt Hamburg-Mitte ein. Darüber hinaus wurde die Verlagerung der Sportplätze auf das ehemalige Gelände des Aschbergbades bereits erfolgreich abgeschlossen.“
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.