Anwohner stinksauer: Wie konnte aus einem Mahnmal so ein Schandfleck werden?!
Seit mehr als einem Jahr ein Ärgernis – und eine Peinlichkeit noch dazu: Mitten in Bergedorf steht ein Denkmal für Zwangsarbeiter in der Nazi-Zeit, das einen völlig verwahrlosten Eindruck macht. Ein echtes Schandmal, wie viele Bürger finden: Ein Stück Beton ist herausgebrochen, seit ein Laster dagegen fuhr. Überall befindet sich Dreck und Moos. Vor allem aber: Seit Dezember 2021 fehlt die bronzene Erklärtafel, die direkt vor der Betonstele im Boden eingelassen war. Die Bürger fragen sich seit Langem: Warum unternimmt das Bezirksamt nichts?
Seit mehr als einem Jahr ein Ärgernis – und eine Peinlichkeit noch dazu: Mitten in Bergedorf steht ein Denkmal für Zwangsarbeiter aus der Nazi-Zeit, das einen ziemlich verwahrlosten Eindruck macht. Ein echtes Schandmal, wie viele Bürger finden: Ein Stück Beton ist herausgebrochen, seit ein Laster dagegen fuhr. Überall befindet sich Dreck und Moos. Vor allem aber: Seit Dezember 2021 fehlt die bronzene Erklärtafel, die direkt vor der Betonstele im Boden eingelassen war. Die Bürger fragen sich seit Langem: Warum unternimmt das Bezirksamt nichts?
Schon bei seiner Einweihung hatte das Mahnmal des in Bergedorf lebenden polnischen Bildhauers Jan de Weryha weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Ein ortsbekannter Rechtsradikaler griff die zum Festakt am 9. September 2012 angereiste Gruppe ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter mit Reizgas an. Es gab mehrere Verletzte.
Nazi-Angriff mit Reizgas: Einweihung 2012 sorgte weltweit für Schlagzeilen

Danach kam es immer wieder zu Sachbeschädigungen: Die Stele, die sich am Schleusengraben-Ufer befindet, dem alten Bergedorfer Hafen, wurde mal mit Hakenkreuzen besprüht, mal mit Graffiti beschmiert. Künstler Jan de Weryha musste die Schäden mehrfach ausbessern, teils unter Polizeischutz. Über die Gestaltung des Mahnmals als schlichte Betonstele hatte es im Vorfeld heftige Diskussionen gegeben. „Das Denkmal wurde dann aber von den Bergedorfern breit gelobt und gut angenommen“, so der ortsansässige Journalist Carsten Neff.
In einer Nacht- und Nebelaktion machten sich im Dezember 2021 unbekannte Täter am Mahnmal zu schaffen – politische Motive hatten sie mutmaßlich nicht. Ihnen ging es wohl allein um den Metallwert. Sie demontierten die 80 Kilogramm schwere bronzene Tafel, nahmen sie mit – und machten sie höchstwahrscheinlich zu Geld.

Wo die Bronzetafel lag, gibt es nun eine Stolperfalle
Nicht nur, dass ortsunkundige Passanten nun rätseln, welchen Zweck die Betonstele hat – seit die Tafel weg ist, fehlt jede Erklärung. Hinzu kommt, dass die Stelle, an der die Platte lag – eine Fläche direkt vor einer „Kaufland“-Filiale – zur Stolperfalle geworden ist. Wegen der Vertiefung im Boden laufen Passanten Gefahr, dort zu stürzen.
Im Februar 2022 hatte sich Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) sehr betroffen gezeigt vom Diebstahl der Bronzetafel. „Das Gedenken an die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus im Bezirk Bergedorf darf auch heutzutage nicht in Vergessenheit geraten. Wir haben daher als Bezirk eine schnellstmögliche Wiederherstellung des Mahnmals in die Wege geleitet.“ So ihr Versprechen.

Wie gesagt: Das war im Februar 2022. Also vor mehr als einem Jahr. Seither wird Bezirkspressesprecher Lennart Hellmessen immer wieder mit der Frage konfrontiert, wann denn nun mit der Reparatur zu rechnen sei. Drei Termine verstrichen, ohne dass irgendetwas geschah. Zuletzt hatte Hellmessen gesagt, bis Ende des ersten Quartals 2023 werde alles erledigt sein. Inzwischen hat das zweite Quartal begonnen.
Angeblich steht noch Freigabe durch den Künstler aus – doch der bestreitet das
Hellmessen beteuert, dass der Bezirk bereits im Januar 2022 die Bronzeplatte in Auftrag gegeben hat. Als Grund für die Verzögerungen nannte er Personalausfälle in der beauftragten Gießerei und Probleme bei der Materialbeschaffung. Wie wäre es gewesen, einfach eine andere Gießerei zu beauftragen? Dazu hätte es einer „Freigabe durch den Künstler“ bedurft, so Hellmessen. Dem widerspricht Jan de Weryha. Zur MOPO sagt er: „Eine Freigabe von mir ist nicht notwendig und ich wurde auch gar nicht danach gefragt.“ Er wäre sehr dafür gewesen, den Auftrag anderweitig zu vergeben, so Jan de Weryha.

Übrigens: Inzwischen gibt es einen neuen Termin für die Instandsetzung. „Am 18. April werden wir die Bronzeplatte selbst aus der Gießerei abholen“, so Hellmessen, „und am 26. April wird sie wieder eingesetzt.“ So der Plan. Hoffentlich kommt nicht wieder was dazwischen.
Die Frage, die sich hinter vorgehaltener Hand alle stellen: Wie lange wird es dauern, bis die Platte erneut verschwindet? Edelmetall ist schließlich ziemlich wertvoll. Laut Behörde wird die Platte diesmal aber zusätzlich fixiert, so dass sich Diebe die Zähne ausbeißen werden.