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  • Verdi befürchtet, dass Thalia die neue Vergütungsstrategie nutzt, um seinen Mitarbeitern weniger Gehalt zu zahlen. 
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Buchhandel: Schlechte Nachrichten für Thalia-Mitarbeiter

Keine Tarifverträge mehr, stattdessen Gehalt nach Unternehmenserfolg. Diese Benachrichtigung bekamen Mitarbeitern der Buchhandelskette Thalia zum Jahresbeginn. Die Gewerkschaft Verdi vermutet dahinter eine fiese Masche, um den Angestellten weniger Gehalt zahlen zu müssen – und das auch noch während der Corona-Pandemie. Nach Angaben von Thalia sei das Gegenteil der Fall.

In einem Schreiben wünschte Deutschlands größte Buchhandelskette ihren Mitarbeitern nicht etwa ein frohes neues Jahr, sondern unterrichtete die Angestellten davon, dass sie aus der Tarifbindung aussteigen und man ein eigenes, einheitliches und erfolgsabhängiges Vergütungssystem im Unternehmen plane, womit auch automatische Tariferhöhungen wegfallen würden.

„Das heißt nichts anderes, als dass es weniger Gehalt gibt, wenn sich der Erfolg nicht einstellt. Die Erfolgskriterien will die Unternehmensleitung selbst festlegen“, so Heike Lattekamp, Fachbereichsleiterin Handel von Ver.di Hamburg.

Hamburg: Kein Tarifvertrag mehr für Thalia-Mitarbeiter

Bisher waren die Hamburger Thalia-Filialen an den Gehaltstarifvertrag für den Hamburger Buchhandel gebunden. Die letzte Tariferhöhung erfolgte zum 1. Mai 2020. Seitdem erhalten Beschäftigte der Gruppe B2 in Vollzeit nach dem fünftem Berufsjahr 2796,00 Euro brutto. In dieser Gruppe befindet sich ein großer Teil der Thalia-Beschäftigten.

Auf Anfrage der MOPO erklärt die Thalia-Pressestelle, dass sie auf eine sogenannte „Ohne Tarifvertrag-Mitgliedschaft“ (OT-Mitgliedschaft) im Handelsverband umsteigt, bei dem es keine automatischen Tariferhöhungen mehr gebe. „Wo der Tarif galt, bleibt das bisherige Gehalt unverändert“, so Thalia.

Thalia sagt, man wolle mehr Fairness unter Mitarbeitern 

Zudem sollen alle Thalia-Filialen in eine gemeinsame Vertriebsstruktur überführt werden. Ziel sei es „langfristig eine einheitliche Vergütung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Buchhandlungen zu erreichen und in Zeiten der Digitalisierung und der Pandemie flexibler zu sein. „Dies ist auch eine Frage der Fairness gegenüber den Mitarbeitenden in den heute noch unterschiedlichen Vertriebsgesellschaften und deren Strukturen“, denn momentan würden gleiche Tätigkeiten je nach Standort unterschiedlich vergütet. Das langfristige Ziel sei es, dass man ein einheitliches Vergütungssystem habe und Arbeitsplätze im Buchhandel erhalte.

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Die Höhe der Gehaltssteigerungen solle künftig an den aktuellen Unternehmenserfolg gekoppelt werden — die Mitarbeiter hätten dann die Möglichkeit, in das neue Leistungs- und Vergütungssystem zu wechseln. „Viele Mitarbeitende werden sich besser stehen, und die Leistungsanreize werden transparent und deutlich klarer definiert.“ Ob dem wirklich so ist, lässt sich momentan schlecht nachprüfen.

Erfolgskriterien für Gehaltserhöhungen sind noch unklar

Auf die Frage, nach welchen Erfolgskriterien die Gehälter festgelegt werden sollten, antwortet Thalia, dass man einen Vorschlag erarbeitet hätte, der gemeinsam mit der Arbeitnehmerseite finalisiert werden solle. Die Kriterien wurden nicht genannt. 

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Auch betont Thalia, dass man die Kurzarbeitsgehälter der Mitarbeiter während der Pandemie auf 100 Prozent aufgestockt habe.
 

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