Bröckel-Alarm: Hamburgs Aushängeschild verfällt
Bröckelndes Mauerwerk, schäbige Fassaden, beschädigte Leuchter und viel Leerstand – die Alsterarkaden sind aktuell ein Bild des Jammers. Warum wird eines der schönsten und wichtigsten Baudenkmäler der Hansestadt nicht besser gepflegt? Einer der Gründe reicht zurück bis in die Zeit des Großen Brandes von 1842.
Bröckelndes Mauerwerk, schäbige Fassaden, beschädigte Leuchter und viel Leerstand – die Alsterarkaden sind aktuell ein Bild des Jammers. Warum wird eines der schönsten und wichtigsten Baudenkmäler der Hansestadt nicht besser gepflegt? Einer der Gründe reicht zurück bis in die Zeit des Großen Brandes von 1842.
Wenn der Große Hamburger Brand von 1842 für das Stadtbild vielleicht etwas Gutes hatte, dann den folgenden Bau der eleganten Alsterarkaden durch Alexis de Chateauneuf (1799-1853). Die von ihm nach italienischem Vorbild gestalteten Arkaden mit mehr als 30 Rundbögen wurden schon 1843 fertiggestellt. Die fünfstöckigen Häuser dahinter folgten 1846.
Vor den Gebäuden ließ Baumeister Chateauneuf den Alsterlauf aufstauen und es bildete sich die Kleine Alster. Zusammen mit Rathaus und Rathausmarkt entstand so eines der schönstes architektonischen Ensembles von Hamburg. Selbst ein Großbrand 1989 konnte den Arkaden in ihrem wunderbaren Gesamtbild nichts anhaben.
Leerstand in den historischen Alsterarkaden
Und heute? Sieht es im historischen Arkaden-Teil zwischen Jungfernstieg und Schleusenbrücke übel aus. Grob vernachlässigte Häuser stehen neben frisch gestrichenen Bauten. Der Boden sieht schäbig aus und gleich am Anfang beim Jungfernstieg neben dem Swatch-Shop stehen mehrere Geschäfte leer.
Eigentümer dieses Gebäudekomplexes Jungfernstieg 7 ist das Unternehmen Signa des umstrittenen Elbtower-Investors René Benko. Der große Bau Jungfernstieg/Ecke Alsterarkaden wurde nach Kriegsschäden in den 1950er Jahren in der heutigen Form gestaltet. Hauptmieter ist der Juwelier Wempe. Doch große Ladenflächen an der Rückseite des Komplexes an den Alsterarkaden stehen leer.
„Wir sind aktuell dabei, unser Gebäude Jungfernstieg 7 umfangreich zu revitalisieren“, sagte Signa-Sprecher Sebastian Schmidt der MOPO. Wempe wird seine Verkaufsfläche von 1000 auf 1400 Quadratmeter vergrößern. Signa will 2023 dann auch ihren Abschnitt der Alsterarkaden in Stand setzen.
Alsterarkaden: Viele Eigentümer sind gleichgültig
Im Gegensatz zu vielen Berichten besitzt Signa aber nur das Eckgebäude der Alsterarkaden. Das Unternehmen würde gern weitere Immobilien der Arkaden erwerben, doch die Eigentümer haben offenbar kein Interesse. Dabei handelt es sich um Erbengemeinschaften, die Campe‘sche Stiftung und Einzelpersonen. Und in diesem Kreis sind die Auffassungen über die nötige Pflege von Gebäuden offenbar sehr unterschiedlich.
Bekanntester Mieter an den Alsterarkaden ist der Gastronom Hanna Saliba. Seit mehr als 30 Jahren betreibt der 72-Jährige dort sein Restaurant „Saliba“. Er regt sich über den Zustand an den Alsterarkaden auf: „Das sieht doch furchtbar aus und das schlechte Erscheinungsbild hält hier schon jahrelang an.“
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Saliba fragt sich: „Warum setzt sich die Stadt nicht mit den Eigentümern zusammen und überlegt, wie es besser werden kann?“ Nicht mal für die Pflege der Blumen, die im Sommer Besucher erfreuen sollte, sei Geld vorhanden, so der Gastronom. „Das ist doch hier ein echtes Schmuckstück. Warum geschieht nichts?“, schimpft Saliba.
Alsterarkraden: Vertrag aus dem Jahr 1844
Zuständig für die Innenstadt ist das Bezirksamt Mitte. Dort hieß es, die Fläche der Alsterarkaden sei zwar städtisch, die Pflege der Bauwerke aber ausschließlich Sache der Hauseigentümer. So sieht es ein Protokoll vor, das 1844 nach dem Hamburger Brand ausgefertigt wurde. Und das hat auch 178 Jahre später noch Gültigkeit.