Führt der hohe Spritpreis jetzt zum HVV-Boom?
Die Benzinpreise treiben treuen Autofahrern derzeit die Schweißperlen auf die Stirn. Vorerst preisresistent ist eine deutliche günstigere Alternative: der HVV. Wenden sich nun scharenweise Autofahrer in Hamburg dem öffentlichen Nahverkehr zu?
Dem Menschen wird in der Regel die Gabe zur Rationalität zugeschrieben, auf dessen Grundlage er dann Entscheidungen trifft. Vor allem bei ökonomischen Abwägungsfragen kommt die Annahme zum Tragen. Nun müssten also – der Annahme nach – angesichts der explodierenden Preise an der Zapfsäule scharenweise bisherige Autofahrer ihren Wagen stehenlassen und ein Zugticket lösen: Der HVV ist trotz der Preissteigerungen der vergangenen Jahre schlichtweg deutlich günstiger.
Stürmen die Menschen nun also seit Tagen Bus und Bahn in Hamburg?
- Deutsch (Deutschland)
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Die Benzinpreise treiben treuen Autofahrern derzeit die Schweißperlen auf die Stirn. Vorerst preisresistent ist eine deutliche günstigere Alternative: der HVV. Wenden sich nun scharenweise Autofahrer in Hamburg dem öffentlichen Nahverkehr zu?
Dem Menschen wird die Gabe zur Rationalität zugeschrieben, auf deren Grundlage er dann Entscheidungen trifft. Vor allem bei ökonomischen Abwägungsfragen kommt die Annahme zum Tragen. Nun müssten also – der Annahme nach – angesichts der explodierenden Preise an der Zapfsäule scharenweise bisherige Autofahrer ihren Wagen stehenlassen und ein Zugticket lösen: Der HVV ist trotz der Preissteigerungen der vergangenen Jahre schlichtweg deutlich günstiger.
Wird der Sprit-Schock zum HVV-Hit? Erstmal nicht
Stürmen die Menschen nun also seit Tagen Bus und Bahn in Hamburg? Nein. „Beim HVV gibt es derzeit noch keine Anzeichen dafür, dass die Fahrgastzahlen mit Blick auf die hohen Spritpreise steigen“, so Sprecherin Silke Seibel.
Ganz so einfach ist die Rechnung offenbar nicht. Die Entscheidung, das eigene Auto stehenzulassen und auf den ÖPNV umzusteigen ist ja nicht nur eine geldgeleitete. Es spielen Faktoren wie Anbindung, Bequemlichkeit und Transportmöglichkeit eine Rolle. Tägliches Autofahren war schon immer deutlich teurer als eine Monatskarte im HVV.
HVV-Chefin Anna-Theresa Korbutt aber geht davon aus, dass der Preis nicht zwingend entscheidend ist. Würde etwa der HVV günstiger, bedeutet das nicht automatisch einen Kundenzuwachs. „Neue Fahrgäste gewinnt man mit Angebotsoffensiven, bei Preislösungen bin ich skeptisch.“ Nun erhöhen sich die Preise auf der anderen Seite direkt bei den Autofahrern – doch ab wann die Schmerzgrenze der Dieseldeutschen erreicht ist, ist unklar.
Schon 2012 fuhren Autofahrer trotz hoher Preise weiter
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt aber auch, dass hohe Preise an der Tankstelle bisher nicht zum großen Autoexitus geführt haben. Als 2012 (das bisherige Preisrekordjahr) die Preise kletterten, stieg kaum jemand um. „Im Jahr 2012 gab es keinen nennenswerten Anstieg der Fahrgastzahlen aufgrund der damals gestiegenen Kraftstoffpreise zu verzeichnen“, bestätigt HVV-Sprecherin Seibel.
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Die Bewertung der aktuellen Lage ist indes ohnehin sehr schwierig. Aktuell sind Ferien, vorerst gilt noch die Homeoffice-Pflicht und die Corona-Pandemie lässt die ÖPNV-Fahrgastzahlen ohnehin schrumpfen.
Eine Prognose, inwiefern man Nutznießer der hohen Energiepreise werden könnte, traut sich beim HVV deshalb niemand zu.