Brennende E-Autos: Muss Hamburg sich auf Gefahr vorbereiten?
Der Anblick des brennenden Autotransporters ist bedrückend – und unwillkürlich taucht die Frage auf, ob wohl eines der wenigen E-Fahrzeuge die Katastrophe verursacht haben könnte. E-Autos und Brandgefahr, das gehört doch zusammen, oder etwa nicht? Wie ist die Hamburger Feuerwehr eigentlich auf die steigende Zahl von von elektrischen Fahrzeugen in der Stadt vorbereitet? Mussten besondere Löschgeräte für brennende Batterien angeschafft werden? Die MOPO fragte mal nach und hörte von Löschnägeln und Rettungskarten.
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Ein explodiertes E-Auto soll angeblich die Ursache sein für das Feuer-Drama auf dem Frachter vor Ameland, darauf deuten Funksprüche hin. Wenn E-Autos so gefährlich sind, wie ist die Hamburger Feuerwehr auf die steigende Zahl in der Stadt vorbereitet? Mussten besondere Löschgeräte für brennende Akkus angeschafft werden? Die MOPO fragte nach, hörte von „Cobra“ und Rettungskarten – und sprach mit einem Experten, der im Fall des Frachters ein ganz anderes Problem sieht als ein Auto-Akku.
Drohen Hamburg vermehrt Autobrände? Thorsten Kraatz von der Feuerwehr Hamburg winkt ab: „Dass E-Autos öfter in Brand geraten als Verbrenner, stimmt einfach nicht. Tatsächlich kommt so etwas sehr selten vor, aber über jeden einzelnen Fall wird berichtet, darum entsteht der Eindruck, das ist eine große Gefahr.“
Auch Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin, ist genervt, dass „wieder die E-Auto-Sau durchs Dorf getrieben“ wird: „Für mich stellt sich eher die Frage: Warum hatte das Schiffspersonal keine adäquaten Löschmittel zur Verfügung? Eine ordentliche Sensorik zur Brandmeldung, geschultes Personal und die richtigen Löschmittel – und dann lassen sich solche Unglücke vermeiden.“
Das Problem bei Bränden auf Autofrachtern sind nicht die E-Autos, sondern die veralteten Löschsysteme an Bord, das sagt auch Jörg Asmussen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Die Schiffe sind immer größer geworden, die Löschsysteme sind aber häufig veraltet. Das muss sich grundlegend ändern. Vor allem Brände von Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen bleiben sonst weitgehend unbeherrschbar.“
Veraltete Löschsysteme auf Autofrachtern
Die Hamburger Retter indes haben keine besondere Gerätschaften für brennende E-Autos anschaffen müssen. Sollte einmal – Feuerwehrmann Kraatz weiß allerdings von keinem Fall – ein E-Fahrzeug zum Löschen komplett in Wasser getaucht werden müssen, wäre die Feuerwehr darauf vorbereitet: „Dazu könnten wir die Mulden in unseren Wechselladerfahrzeugen mit Wasser füllen.“
Zum Löschen brennender Akkus in E-Autos wird das bereits vorhandene „Cobra-System“ eingesetzt, bei dem das Löschwasser vermischt mit einem Schneidmittel über eine spezielle Düse unter so hohen Druck gesetzt wird, dass der Wasserstrahl durch alle Materialien schneidet.
„Löschnägel“, die andernorts ebenfalls zum Löschen von E-Autos eingesetzt werden, nutzt die Hamburger Feuerwehr nicht. Diese Geräte sind hohle Stangen mit Löchern, die in die geschlossene Autobatterie geschlagen werden, das Wasser punktgenau zum Brandherd bringen und den Akku abkühlen. Durch den Einsatz von Löschnägeln würde der Schaden aber eher größer, so Kraatz.
So werden brennende Akkus gelöscht
Was den Helfern die Arbeit erleichtert, sind „Rettungskarten“, die innen an der Windschutzscheibe von E-Autos befestigt werden und den Rettungskräften im Ernstfall zeigen, wo bei dem jeweiligen Modell die Karosserie aufzuschneiden ist, ohne dass stromführende Leitungen durchgeschnitten werden (verfügbar zum Beispiel beim ADAC).
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Auch der ADAC bestätigt, dass mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen nicht bedeuten, dass die Abschleppfahrzeuge aufgerüstet werden müssten. Dass etwa ausgebrannte E-Autos in Wassertanks abtransportiert werden müssen, sei eine Mär: „Ein Wassercontainer ist nicht notwendig“, betont eine Unternehmenssprecherin auf MOPO-Anfrage amüsiert: „Wenn ein Fahrzeug gelöscht wird, kann es im Anschluss abtransportiert werden.“
Hinweis: In einer früheren Version des Textes war davon die Rede, dass die Hamburger Feuerwehr Löschnägel bei brennenden E-Autos einsetze. Das ist nicht der Fall. Es war bei der Recherche offenbar zu einem Missverständnis gekommen, das wir sehr bedauern.