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  • Carolin Stüdemann von Viva con Agua mit Christoph Sass vom „Brause Kollektiv“
  • Foto: Florian Quandt

„Brause Kollektiv“: Brauen mit Hopfen, Herz und Haltung gegen Rassismus

Umweltzerstörung, Ausbeutung, Klimawandel – so wie jetzt können wir nicht weitermachen. Die MOPO stellt gemeinsam mit „Viva con Agua“-Geschäftsführerin Carolin Stüdemann in der Serie „Auf ein Wasser mit …“ Unternehmer*innen und Vordenker*innen vor, die sich für eine bessere Welt engagieren. Heute: Christoph Sass, der sich mit seinem „Brause Kollektiv“ aktiv gegen Rassismus starkmacht.

Carolin Stüdemann: Moin Christoph, Prost.

Christoph Sass: Prost.

Aaah. Ich muss zugeben: Eure Limo schmeckt ein bisschen besser als Wasser.

Danke. Aber an einem so heißen Tag wie heute sollte man auch unbedingt genügend Wasser trinken. 

Auf ein Wasser mit: Die Interview-Reihe von Viva con Agua und MOPO Viva con Agua
Auf ein Wasser mit Viva con Agua MOPO
Auf ein Wasser mit: Die Interview-Reihe von Viva con Agua und MOPO

Ja, unbedingt. Am besten Leitungswasser. Sag mal, euch gibt es ja noch nicht so lange. Wie seid ihr denn darauf gekommen, die Litfassbrause zu machen? Es gibt doch schon so viele Limonaden und Brausen.

Da hat das Schicksal voll zugeschlagen. Ein Freund von uns hatte vor einiger Zeit ein paar Kästen selbstentwickelte Hopfenbrause mit auf eine Party gebracht. An dem Abend haben wir die Brause pur und mit jedem zur Verfügung stehenden Alkohol gemischt – und es schmeckte allen richtig gut. Die Idee, eine Brause gegen Rassismus zu machen, entstand noch in derselben Nacht.

„Mit Hopfen, Herz und Haltung“ habt ihr aufs Etikett geschrieben, sehr eingängig.

Genau. Der Hopfen macht den besonderen Geschmack aus und das Herz steht für unsere Leidenschaft für die Sache. Unter Haltung verstehen wir, uns antirassistisch zu engagieren. Leider darf auf dem Etikett nicht mehr „Antirassismus“ gleich hinter Wasser als Zutat mit aufgeführt werden. Wir verstehen die Prüfstelle bis heute nicht, die das entschieden hat.

Wenn schon nicht in die Zutatenliste – wie habt ihr denn eure antirassistische Haltung in das Geschäftsmodell integriert?

Wir vom Brause Kollektiv wissen nicht, wie es sich anfühlt, rassistisch beleidigt und benachteiligt zu werden, da wir zur weißen privilegierten Mehrheit in diesem Land zählen. Dennoch oder gerade deshalb ist das Engagement gegen Rassismus für uns zentral. Daher habe ich nicht das Gefühl, dass wir eine Haltung in das Geschäftsmodell integrieren, wir nutzen unser Geschäftsmodell eher, um unsere Haltung zu transportieren.

Aber ihr unterstützt als Sozialunternehmen auch aktiv das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“.

Genau. Die Litfassbrause tut zwei Dinge: zum einen ist auf unserem Etikett, das einer Litfaßsäule nachempfunden ist, ein großes Plakat von „Aufstehen gegen Rassismus“ (AgR) aufgeklebt. So senden wir mit jeder Flasche eine Botschaft. Zum anderen bekommt AgR einen Teil der Erlöse von jeder verkauften Flasche. Wir unterstützen die Arbeit von AgR, weil sie sich nicht „nur“ gegen Rassismus in der Gesellschaft im Allgemeinen wendet, sondern im Konkreten die rassistischen Positionen vieler Akteure in der AfD benennt. Die AfD ist eine demokratisch gewählte Partei, die es mittlerweile in die Parlamente geschafft hat. Aus diesem Grund darf der Staat keine Kampagnen unterstützen, die sich gegen eine solche Partei wenden, auch wenn der Verfassungsschutz Teile der AfD als erwiesen rechtsextrem einstuft. Wenn der Staat hier also nicht unterstützen kann, ist es aus unserer Sicht umso wichtiger zu spenden und die vielen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen von AgR in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Welche Herausforderungen hattet ihr zu Beginn?

Der Bereich der Getränkeindustrie ist auf Masse ausgelegt. Als kleine Independent-Brause ohne etablierte Vertriebswege und mit kleinem Budget ist vieles eine Herausforderung. Wir haben in unseren bisherigen Berufsleben nichts mit dem Bereich zu tun gehabt. Die Solidarität unter den kleinen Getränkemarken ist großartig.


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Habt ihr mit Anfeindungen oder Kritik zu tun?

Es gibt richtig viel positives Feedback von Gastronomen, Händlern und vor allem von Leuten, denen die Litfassbrause schmeckt und denen die Haltung gefällt. Sehr selten gibt es auch beleidigende Nachrichten von deutschnationaler Seite.

Bjarne Mädel hat euch supportet. Wie kam es dazu?

Bjarne Mädel ist unglaublich. So viele Menschen verehren ihn als Schauspieler und Regisseur und dann schickt er uns ein Video, in dem er mit Fynn Kliemann und Olli Schulz auf deren Hausboot in Hamburg sitzt und alle die Litfassbrause abfeiern. Einfach so. Wahnsinn. Danach hat er noch eins mit Aki Bosse und der Litfassbrause gedreht. Bjarne hat wahrscheinlich nur eine kleine Ahnung, wie super wir das finden. Ich habe danach noch mal mit seiner Agentur gesprochen: Solange es die Litfassbrause gibt, bringe ich denen bei Durst ’ne Kiste ins Büro.

Das kann ja nicht mehr viel besser werden. Was kommt als Nächstes? 

In den nächsten Wochen kommt unsere zweite Geschmacksrichtung raus und wir arbeiten an einer Umstellung auf Bio. Ab Mitte Juli sind wir mit beiden Sorten in über 70 Filialen von Budni und wenn sie stattfinden, ist die Litfassbrause dieses Jahr noch auf einigen Festivals dabei.

Dann sehen wir uns bestimmt auf einem Festival wieder, trinken eine Litfassbrause zusammen und werfen den Pfandbecher in die Pfandtonne und setzen uns so gegen Rassismus und für sauberes Trinkwasser ein.

Deal.

Gibt es noch etwas, das du den Hamburger*innen mitgeben möchtest?

Veränderungen fallen uns allen nicht leicht, aber jede*r sollte seine Sprache nach Formulierungen untersuchen, die möglicherweise Mitmenschen ausgrenzen oder verletzen. Dieser gedankliche Perspektivwechsel sensibilisiert auch Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind. Und natürlich nicht vergessen, im Lieblingsrestaurant nach der Litfassbrause zu fragen.

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