Nach dem Feuer-Inferno: Wie die Stadt den „rechtsfreien Raum“ aufräumen will
Brandermittler begutachten ein Autowrack, um sie herum flattert rot-weißes Absperrband. Der Wagen steht vor einer der Lagerhallen in der Billstraße (Rothenburgsort), die am Osterwochenende in Flammen aufgingen. Zwischen gebrauchten Waschmaschinen, Kühlschränken und Schrottautos, die sich bei den Export-Händlern stapeln, kommt es immer wieder zu Bränden. Was ist da nur los? „Das hier ist ein rechtsfreier Raum“, hört die MOPO vor Ort.
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Brandermittler begutachten ein Autowrack, um sie herum flattert rot-weißes Absperrband. Der Wagen steht vor einer der Lagerhallen in der Billstraße (Rothenburgsort), die am Osterwochenende in Flammen aufgingen. Zwischen gebrauchten Waschmaschinen, Kühlschränken und Schrottautos, die sich bei den Export-Händlern stapeln, kommt es immer wieder zu Bränden. Was ist da nur los? „Das hier ist ein rechtsfreier Raum“, hört die MOPO vor Ort.
Nur mit Polizeibegleitung darf ein MOPO-Reporter den abgesperrten Teil der Billstraße betreten. Von den Lagerhallen sind teils bloß verkohlte Balken übrig, in den Brandruinen liegen rußschwarze Elektrogeräte, Unrat und geschmolzenes Plastik. Die Ermittler tragen Atemschutzmasken – auch zwei Tage nach dem Großbrand steigen noch kleine Rauchsäulen aus den Trümmern auf.
Brand in der Billstraße: Feuerwehr noch im Einsatz
Gegen 4.30 Uhr war die Feuerwehr am Ostersonntag in die Billstraße gerufen worden. Als erste Löschfahrzeuge vor Ort eintrafen, brannten bereits mehrere Fahrzeuge und Elektrogeräte. Der Wind trieb die großen Rauchwolken Richtung Innenstadt. Da nicht bekannt war, was alles auf dem 17.000-Quadratmeter-Areal gelagert wurde, rief die Feuerwehr zunächst die höchste Warnstufe aus.
Vollständig ist der Brand auch am Dienstagnachmittag noch nicht gelöscht. Die Einsatzkräfte können nicht alle Glutnester unter den Trümmern gefahrlos erreichen. Jetzt müssen die Grundstücksbesitzer spezialisierte Abbruchunternehmen beauftragen, die für die Einsatzkräfte die Trümmer zur Seite räumen. Wann endgültig „Feuer aus“ gemeldet werden kann, lässt sich laut Feuerwehr noch nicht absehen.
Billstraße in Hamburg: Hehlerei und geklaute Räder
Nachdem sich die dicke Rauchglocke verzogen hat, kommen Fragen auf: Wie wurden die Lagerhallen kontrolliert? Und was will die Stadt jetzt tun? Die Billstraße ist bekannt für Hehlerei und andere Geschäfte, die unter der Hand laufen. Auch geklaute Fahrräder werden hier verscherbelt. In der Straße reiht sich ein Import-Export-Handel an den nächsten, viele Händler verkaufen gebrauchte Haushaltsgeräte ins Ausland.
Als die MOPO sich am Dienstag vor Ort umhört, findet ein Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, deutliche Worte: „Das hier ist ein rechtsfreier Raum“, sagt er. So hat es auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eingeschätzt, als die MOPO im vergangenen Jahr über die Zustände in der Straße berichtete.
So will die Stadt die Illegalität bekämpfen
Dem Bezirk ist das Geschehen an der Billstraße bekannt. Kontrolliert wird, sobald konkrete Hinweise vorliegen, etwa aus Polizeiberichten. Das Problem: „Wenn wir nach langwierigen und schwierigen Verfahren eine illegale Nutzung unterbinden können, wird das Grundstück verkauft und die nächste illegale Nutzung beginnt. Die Arbeit geht von vorne los“, sagt Bezirksamtschef Ralf Neubauer (SPD).
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Die Stadt will noch weiter gehen. Schon im vergangenem Jahr haben Bezirk und Wirtschaftsbehörde das „Zielbild Billstraße 2035“ entwickelt. Hier ist man sich einig: Ein städtisches Vorkaufsrecht muss her. So kann die Stadt die Flächen selbst erwerben, bevor sie wieder in die Hände der Händler fallen. „Der Erlass einer Vorkaufsrechtssatzung ist derzeit in Prüfung, wir rechnen mit einem zeitnahen Ergebnis“, so Neubauer.