Boxen statt Häuschen: Jetzt gibt’s Zoff um die neuen Fahrradgaragen
Zwei gewaltige, dunkle Blechkästen stehen seit Neustem am linken Straßenrand in der Rutschbahn (Rotherbaum). Sie nehmen die Fläche von etwa vier bis fünf Parkplätzen ein, die in dem ohnehin schon dichten Stadtteil nun nicht mehr zur Verfügung stehen. Und trotzdem gelten die halbrunden Container als Innovation: Es sind Radboxen, die langfristig die klassischen Fahrradhäuschen ersetzen sollen. Kritik daran gibt es von Gewerbetreibenden.
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Zwei gewaltige, dunkle Blechkästen stehen seit Neuestem am linken Straßenrand in der Rutschbahn (Rotherbaum). Sie nehmen die Fläche von mehreren Parkplätzen ein, die in dem ohnehin schon dichten Stadtteil nun nicht mehr zur Verfügung stehen. Und trotzdem gelten die halbrunden Container als Innovation: Es sind Radboxen, die langfristig die klassischen Fahrradhäuschen ersetzen sollen.
Am Montag gab Anjes Tjarks (Grüne), Senator für Verkehr und Mobilitätswende, den Startschuss für das einjährige Pilotprojekt, bei dem die in den Niederlanden und Dänemark schon gängigen Boxen getestet werden sollen.
Hamburg: 20 Radboxen wurden in den Bezirken Altona, Nord, Eimsbüttel und Mitte aufgestellt
Die insgesamt 20 Container wurden an zwölf verschiedenen Standorten in den Bezirken Altona, Nord, Eimsbüttel und Mitte aufgestellt. Rund 100 Fahrräder finden darin Platz. Ab sofort kann sich jeder Hamburger für einen Stellplatz in einem der Kästen bewerben. Kostenpunkt: 20 Euro für ein halbes Jahr.
„Anwohner sollen die Möglichkeit bekommen, ihre zum Teil hochwertigen Fahrräder sicher und bequem vor der Tür abstellen zu können“, erklärte Tjarks. Das Projekt stelle einen Grundpfeiler für eine nachhaltige Mobilität dar und sei ein weiterer „wichtiger Schritt, um den Radverkehr in Hamburg zu stärken und die klimafreundliche Mobilität in den Quartieren auszubauen“.
Die seit den 1980er-Jahren durch private Initiativen entstandenen hölzernen Fahrradhäuschen, die mit Sondernutzungsgenehmigungen auf öffentlichem Grund stehen, sind dem Senator offensichtlich ein Dorn im Auge.
Senator Tjarks will klassische Fahrradhäuschen durch moderne Radboxen ersetzen
Sie seien zum einen nicht barrierefrei, betonte Tjarks. Zum anderen seien viele der insgesamt 400 Fahrradhäuschen in Hamburg mit Graffiti beschmiert, in die Jahre gekommen und nicht mehr „zeitgemäß“. Die neuen Radboxen hingegen würden künftig von der P+R Betriebsgesellschaft gepflegt und gewartet.
Was der Senator nicht erwähnt: Erst vor wenigen Wochen war ein mit hübschen Landschaften bemaltes Fahrradhäuschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgebaut worden. Es stand auf dem Gehweg und nahm daher keine Parkplatzfläche weg. Genauso wie das Fahrradhäuschen am Ende der Rutschbahn/Ecke Arie-Goral-Platz, dem der Bezirk Eimsbüttel bereits für diesen Sommer die Genehmigung entzogen hat.
In beiden Häuschen war Platz für zwölf Fahrräder, während in den neuen Radboxen – je nach Modell – nur fünf bis sechs Drahtesel auf etwa der gleichen Fläche abgestellt werden können.
Neue Radboxen bieten weniger Platz als die traditionellen Fahrradhäuschen
Oberbaudirektor Franz-Josef Höing verteidigte die Architektur der neuen Boxen: „Sie sind nicht so hoch wie die Fahrradhäuschen und fügen sich daher dezenter ins Stadtbild ein.“ Eine Sprecherin der Verkehrsbehörde ergänzte, dass die neuen Boxen „sozial gerechter“ seien, weil jeder sich für einen Platz bewerben könne, während es bei den Fahrradhäuschen darauf angekommen sei, ob man eine Verbindung zum jeweiligen Besitzer herstellen konnte bzw. ob gerade ein Platz darin frei war.
Dennoch sind nicht alle begeistert von den neuen Radboxen: „Wie schon beim Anwohnerparken sind auch hier mal wieder die Gewerbetreibenden vergessen worden“, schimpft Thomas Effenberger, Inhaber der gegenüberliegenden Vollkornbäckerei.
Kritik an Radboxen: „Wir Gewerbetreibenden wurden mal wieder vergessen“
Seine Frau Anne Effenberger ergänzt: „Ich komme jeden Tag mit dem E-Bike aus Reinbek angeradelt und wäre froh, wenn ich mein Fahrrad tagsüber in einer Radbox sicher abstellen könnte. Aber das Angebot gilt ja nur für Anwohner.“
Welches der insgesamt fünf verschiedenen Radbox-Modelle, die ab sofort getestet werden, am Ende das Stadtbild zieren werden, hängt vom Votum der Nutzer ab. Ab sofort können Interessierte sich über die Webseite www.radkultur.hamburg/radboxen bewerben.
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Senator Tjarks: „Ich lade alle Testerinnen und Tester herzlich ein, die verschiedenen Modelle auf Komfort und Funktionalität zu prüfen und uns ihr Feedback zu geben. Mit ihrer aktiven Beteiligung gestalten Sie die Mobilitätswende in unserer Stadt mit uns geben uns wichtige Impulse für die Umsetzung.“